Samstag, 22. Mai 2021

Utopisch: Der Wal und das Ende der Welt von John Ironmonger

Der Wal und das Ende der Welt


Ein kleines Dorf. Eine Epidemie und eine globale Krise. Und eine große Geschichte über die Menschlichkeit.
Erst wird ein junger Mann angespült, und dann strandet der Wal. Die dreihundertsieben Bewohner des Fischerdorfs St. Piran spüren sofort: Hier beginnt etwas Sonderbares. Doch keiner ahnt, wie existentiell ihre Gemeinschaft bedroht ist. So wie das ganze Land. Und vielleicht die ganze Welt. Weil alles mit allem zusammenhängt.
John Ironmonger erzählt eine mitreißende Geschichte über das, was uns als Menschheit zusammenhält. Und stellt die wichtigen Fragen: Wissen wir genug über die Welt, in der wir leben? Was brauchen wir, um uns aufgehoben zu fühlen? Und was würdest du tun, wenn alles auf dem Spiel steht?
 
 
 
 
 Meine Meinung
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Ich wusste überhaupt nicht, um was es in dem Buch geht und hab mich komplett unvoreingenommen auf die Geschichte eingelassen. Und ich war echt erstaunt, welche Parallelen sich hier zur heutigen Situation mit Corona finden, denn auch in diesem Buch spielt eine Grippe-Pandemie eine Rolle. 
Es springt aber auf keinen Zug auf, sondern ist im Original schon 2015 erschienen.

Aber zum Anfang: In dem kleinen Fischerdorf St. Piran an der Küste Englands wird ein nackter Mann angespült. Welche Bewandtnis es mit ihm hat, wird nach und nach aufgeklärt, besonders schön ist aber hier schon, wie ihn die kleine Gemeinde sofort aufnimmt und sich um ihn kümmert.
Während man nun die beschauliche Kulisse genießt, in der die Zeit in ihrer Gemächlichkeit und Geselligkeit der Dorfbewohner verstreicht, erfährt man in Rückblicken mehr über das Leben des Gestrandeten: Joe Haak. Sein Beruf aus der Finanzwelt und Banken hat hier einen hohen Einfluss, was mich sehr überrascht hat - vor allem die Zusammenhänge, die der Autor erstellt. 
Zusammenhänge, die Krisen hervorrufen können, die kaum absehbar, aber doch berechenbar sind. So scheint es. 
Allen bekannt unter dem Schmetterlingseffekt, der plötzlich überdimensionale Auswirkungen auf die ganze Welt haben kann und plötzlich ein Szenario schaffen, dass die Menschheit in den Abgrund stürzen könnte.  
Und die große Frage

"Werden wir zusammenarbeiten oder werden wir uns bekämpfen?"
Zitat Seite 149

Aber auch die naheliegenden Fragen, was zu einem Zusammenbruch führen könnte, und da sind sehr aktuelle Antworten dabei, die gar nicht so weit hergeholt sind und die uns auch sicher einholen werden. 
Vor allem der Verbrauch vom Öl, von dem wir ja alle irgendwie abhängig sind auf verschiedenste Art und Weise - ein endlicher "Grundstoff", was vielen nicht bewusst ist oder unbewusst verdrängt wird. 

"Die Welt verbraucht pro Tag 80 Millionen Barrel Öl."
Zitat Seite 167

Eine Menge, die ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen kann .

Auch die Fragen, wie sich unsere Gesellschaft in Bezug auf Wirtschaft weiterentwickeln könnte, stellen sich hier. Vier Szenarien, die entweder das Wachstum nach oben treiben, einen Rückgang entstehen lassen oder alles gleich bleibt - oder den Kollaps eintreten lässt. Das wird sich wohl alles erst in der Zukunft zeigen.

Joe Haak jedenfalls hat eine Wandlung durchgemacht durch seine Erfahrungen und Erlebnisse, die er jetzt, in St. Piran, mit all seinem Mut und ja, seiner Sturheit, durchsetzt. 
Das Gute im Menschen, darauf legt John Ironmonger seine Geschichte aus. So oft wird man in den apokalyptischen Szenarien auf die Schrecken hingewiesen, die zerstörerische Angst, den Egoismus, der die Gesellschaft zerbrechen lässt ... hier jedoch, in diesem idyllischen Fleck, zeigt er, wie es auch anders kommen kann. 

Ein bisschen Liebe ist nebenher auch dabei und da hat mir besonders diese Aussage gefallen:

"Menschen sind keine Puzzleteile. Wir treffen nicht plötzlich auf jemanden, der unser exaktes Gegenstück ist. Wir müssen unsere Persönlichkeiten und unsere Leben ein bisschen verbiegen, um Platz für den anderen zu machen. Und der muss dasselbe für uns tun. Das passiert nicht auf den ersten Blick."
Zitat Seite 239

Dabei geht es um die Verliebtheit, die einen natürlich auf einen Schlag treffen kann, aber mit Liebe an sich noch nicht viel zu tun hat. Denn diese braucht Zeit zum wachsen. 

Gegen Ende wird es etwas kitschig, findet aber dennoch einen sehr gelungenen Abschluss.

Den Wal hab ich jetzt gar nicht erwähnt ... dabei spielt er natürlich auch eine Rolle und zwar eine sehr gewichtige, was das Gefühl der Zusammengehörigkeit betrifft, das Mitgefühl, die Gemeinschaft und dass man zusammen so vieles bewirken kann.
Eine schöne, positiv stimmende Geschichte über Zeiten in Krisen und wie man sie mit Nächstenliebe und gutherzigen Werten überstehen kann.

Am Ende finden sich noch einige Anmerkungen des Autors zu bestimmten Fakten, Quellen und Auslegungen des Romans. 


Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von

 
 


 

Der Wal und das Ende der Welt von John Ironmonger

 
Genre Utopie
Im Original Not Forgetting the Whale -- übersetzt von Maria PoetsTobias Schnettler
 
Verlag Fischer -- Seitenzahl 
1. Auflage Oktober 2020 (Original 2015) 



8 Kommentare:

  1. Liebe Aleshanee,
    das Buch ist vor kurzem auch bei mir eingezogen, nachdem schon so viele darüber gesprochen haben nd es als MUSS Lektüre für die zeit der Pandemie empfohlen haben. Ich hoffe ich komme bald dazu es zu lesen!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Ich wünsch dir viel Spaß damit, es ist wirklich ein außergewöhnliches und sehr lesenswertes Buch :)

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  2. Hi Aleshanee,

    für mich war es ein Highlight - vielleicht weil ich seinerzeit in der passenden Lesestimmung war oder weil es mich gleichermaßen überrascht hat, weil ich auch ohne Erwartungen an das Buch herangegangen bin...

    viele Grüße
    Frank

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    1. Es ist auch definitiv eine sehr besondere Geschichte, die ich gerne weiterempfehle :) Es gab auch nur ein paar Kleinigkeiten, die ich mir ein bisschen anders gewünscht hätte, aber ist auf jeden Fall sehr lesenswert!

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  3. Liebe Aleshanee,

    was für eine zauberhafte Rezension! Um dieses Buch schleiche ich schon länger herum, aber irgendetwas hat mich bisher davon abgehalten es zu kaufen. Du hast jetzt definitiv wieder meine Neugier geweckt. Insbesondere die ungewollten Parallelen zu unserer aktuellen Pandemie-Situation finde ich sehr spannend, es klingt beinahe so, als wäre das jetzt die perfekte Lektüre. :D

    Herzliche Grüße,
    Kathi

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    1. Ganz lieben Dank!
      Es ist auf jeden Fall sehr lesenswert - vor allem auch durch die positive Botschaft, die dahintersteckt :)

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  4. Hey liebe Aleshanee

    Und gleich entdecke ich noch eine tolle Rezension bei dir. Das Buch ist seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste. Du weckst die Neugier in mir und ich sollte es mir wohl bald kaufen. Aaaaaber...ich muss mich zuerst wieder einmal ein wenig um meinen SuB kümmern, nachdem ich so viele Bücher bei mir habe einziehen lassen... ;-)

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Freut mich dass dir die Rezi nochmal ein positives Gefühl zu dem Buch gibt!
      Ja, ich hab auch so viele Bücher auf meiner Wunschliste, aber die müssen einfach warten.
      Das Buch hier hat auch eine Weile ausharren müssen, aber sie laufen ja nicht weg ;)

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