Samstag, 21. November 2015

Rezension: Still von Zoran Drvenkar

Unterwegs in


Genre: Thriller

Verlag: Eder&Bach
Seitenzahl: 416

Taschenbuch: 16,95 €
ebook: 11,99 €
Hörbuch: 22,99 €

1. Auflage: Sept 2014





"Es geschah in einer grausamen Stille. Diese Stille hängt dir seitdem nach. 
Sie ist wie die Wolken am Himmel, bevor ein Sturm losbricht.
Als würde der Tag die Luft anhalten." S. 191

Klappentext

Ein Mann, der seine Tochter sucht und dabei seine Identität verliert. Ein Mädchen, das seit sechs Jahren reglos aus dem Fenster schaut und darauf wartet, dass ihr jemand den Schlüssel zu ihrer Erinnerung bringt. Vier Männer und eine Mission, die aus Hunger und Disziplin besteht und keine Opfer scheut. Ein Winter in Deutschland, ein See im Wald und Schatten, die sich unter dem Eis bewegen.

Meine Meinung

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich für dieses Buch die richtigen Worte finden kann.
Anfangs hatte ich noch einen recht konfusen Eindruck, denn der Autor erzählt aus drei Perspektiven.

ICH - ist der Protagonist, der Vater, dessen Gedanken nur von Rache beseelt sind

DU - das Mädchen, dass sich in der Stille verloren hat und

SIE - die jeden Winter aufs Neue auf die Jagd gehen

Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, was sich hinter ihnen verbirgt, auch wenn man recht schnell ahnt, um was es geht, verdichtet sich nach und nach das Grauen, das diese Menschen erlebt haben und selbst entfesseln.
Auch der Schreibstil war für mich gewöhnungsbedürftig und sehr schwer zu beschreiben - einerseits nüchtern, ja distanziert, aber gerade dadurch wird eine extrem fesselnde und verstörende Atmosphäre geschaffen, der man sich kaum entziehen kann.
Ich war immer wieder nah dran, das Buch wegzulegen und abzubrechen, weil ich über diese kühle Brutalität nicht mehr weiterlesen wollte; ich den Sinn dahinter gesucht und nicht gefunden habe. Aber meine Neugier hat mich immer weiter durch die Seiten geschleift um zu verstehen, was all diese Menschen antreibt.

Der Winter, der Schnee, das Eis; und Männer, die es mit der Grausamkeit der Natur aufnehmen und Gott spielen. In einer so verstörenden und gleichzeitig für sie ganz natürlichen, alltäglichen Art und Weise, dass einem davon beim Lesen ganz anders wird. Mir ging auch ständig durch den Kopf, wie einem nur sowas Krankes einfallen kann und ob dieses heikle Thema der Misshandlung von Kindern in dieser Form Ausdruck verliehen werden "darf". Normalerweise lese ich sehr ungerne darüber und ich hatte nicht vermutet, dass dieses Buch auf so drastische Art darauf eingeht. Wer damit nicht klar kommt, sollte vielleicht die Finger davon lassen.

Ich hab in anderen Rezensionen gelesen, dass für einige die Wendungen gegen Ende und der Schluss unglaubwürdig waren. Dem kann ich mich nur bedingt anschließen, denn während dem Lesen war ich so von der Szenerie gefangen, dass ich darüber gar nicht nachgedacht hab. Jetzt im nachhinein könnte man darüber "streiten", aber da ich beim Lesen dieses Gefühl nicht hatte, kann ich dem nicht zustimmen. 

Die Bewertung fällt mir hier etwas schwer, da ich einfach mit dem Thema gehadert habe ... aber die Umsetzung war wirklich extrem gut und Zoran Drvenkar hat hiermit ein sehr beklemmendes, und außergewöhnliches Werk geschaffen.

Fazit

Ein sehr beklemmender und drastischer Thriller, der mit seiner subtilen Grausamkeit gleichzeitig Abscheu entwickelt, aber auch einen Sog, der mich nicht mehr losgelassen hat. Ein sehr intensives Leseerlebnis.

Bewertung
 

© Aleshanee



Über den Autor:  Zoran Drvenkar, 47, lebt bei Berlin. Seine ersten beiden Thriller »Sorry« und »Du« belegten Platz 5 und Platz 2 der KrimiWelt-Bestenliste und wurden in Deutschland über 200.000 mal verkauft. Die US-Rechte an beiden Büchern sowie die Filmrechte wurden für einen hohen sechsstelligen Dollarbetrag lizensiert. Er erhielt den Deutschen Jugendliteraturpreis 2005 und Friedrich-Glauser-Preis für »Sorry« 2010. Zoran Drvenkar hat eine eingeschworene Fangemeinde von Lesern und ist ein absoluter Medienprofi bei Presseterminen und Lesungsauftritten.
Quelle: Eder und Bach Verlag

11 Kommentare:

  1. Guten Morgen Alex,

    du hast die Gefühle beim Lesen dieser Geschichte sehr gut beschrieben! Das hier gewählte Thema alleine ist schon schlimm, die Umsetzung des Autors jedoch übertrifft dieses nochmals. Mir hat die Geschichte unheimlich gefallen, da die vielen Emotionen fast greifbar sind und man einfach wissen muss, was dahinter steckt. Der Schreibstil von Zoran trägt natürlich ebenfalls dazu bei.

    Wirst du noch weitere Bücher von ihm lesen?

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Danke Uwe! Das war echt nicht einfach - aber die Umsetzung war schon sehr genial gemacht!
      Ich denke schon, dass ich noch etwas anderes lese, gesehen hab ja schon ein paar von ihm, aber noch nicht genau geschaut, also noch keinen Klappentext gelesen oder so ... deshalb hab ich jetzt keine Ahnung, über was er sonst so geschrieben hat.
      Hättest du denn einen Tipp? ^^

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    2. Ich habe von ihm bisher insgesamt 3 Bücher gelesen, als da wären "Du", "Sorry" und eben "Still" und ich fand die beiden anderen ebenfalls toll.

      Bin gespannt, wie sie dir gefallen werden.

      Liebe Grüße,
      Uwe

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  2. Eine schöne Rezi - und wieder mal sehr interessant, wie unterschiedlich man ein Buch bewerten kann. Ich habe es als Hörbuch gehört und mcih hat es erst in der zweiten Hälfte fesseln können. Ich bin aber nicht sicher, ob mich das Buch vielleicht mehr hätte packen können. Denn die verschiedenen Perspektivern waren am Anfang für mich als Zuhörer doch sehr verwirrend.

    Aber ich freue mich, dass dich das Buch so überzeugen konnte!

    Liebste Grüße
    Sabine
    Meine Rezi

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  3. Hallo Aleshanee,
    absolut aufmerksam habe ich deine tolle Rezension gelesen. Zwischenzeitlich kam bei mir sogar eine gewisse Neugier für das Buch auf, auch wenn die Abneigung zu der Thematik nicht leugnen kann.
    Dein Fazit macht es nicht einfacher, die Neugier zu ignorieren. Aber dann denke ich an ein anderes Buch, das mich total aus der Bahn geworfen hat und belasse es somit dabei, deine Rezension gelesen zu haben.
    Sonnige Wochenendgrüße,
    Hibi

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    1. Wenn ich vorher gewusst hätte, worum es da genau geht, hätte ich wohl auch erstmal zu einem anderen Buch des Autors gegriffen. Ich wollte einfach was von ihm ausprobieren und das Buch ist mir ständig über den Weg gelaufen und ich dachte nur: Thriller - würd ich gerne mal wieder lesen :)

      Wenn man das Thema nicht so mag, dann ist es wahrscheinlich wirklich besser, es nicht zu lesen. Aber genial gemacht, ich möchte auf jeden Fall noch anderes von ihm ausprobieren ^^

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  4. Das Buch ist notiert, auch wenn es mehr als nur gruselig klingt. Aber Deine Rezi hat mich neugierig gemacht.

    ♥liche Grüße

    Lenchen vom Testereiwahnsinn

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  5. Wow okay... Ich habe ja nun auch noch 2 Bücher des Autors auf dem SuB (Still gehört leider nicht dazu, steht aber auf der Wunschliste). Was du beschreibst hört sich wirklich krass an, aber genau das macht mich auch sehr neugierig auf den Schreibstil und die Geschichten. Freut mich, dass es dir dann letztendlich doch sehr gefallen konnte ^^. Ich hoffe, ich kann meine Bücher auch bald mal in Angriff nehmen.

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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  6. Hallo Aleshanee,

    wie gut, dass mich deine Rezension erinnert, dass ich das Buch schon so lange lesen will. :-D Nächstes Jahr ist es bestimmt dran.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Nicole, ich dachte, dass hätte ich dir auch schon auf die WuLi gezaubert? ;)

      Liebe Grüße,
      Uwe

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    2. seitdem hat sie es wahrscheinlich auf der Wunschliste *g* ich hab auch so Bücher die stehen da schon seit Ewigkeiten drauf und ich will sie auch unbedingt lesen aber irgendwie haben sie es noch nicht geschafft, bei mir einzuziehen ^^
      Vielleicht war das jetzt nochmal ein kleiner Anschubser für Nicole :D

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