Mittwoch, 11. Mai 2016

Rezension: Der Winter der schwarzen Rosen von Nina Blazon


Der Winter der schwarzen Rosen
von Nina Blazon

Genre: High Fantasy
empfohlen ab 14 Jahren
der vierte (eigenständige) Band aus der Faunblutwelt

Verlag: cbt
Seitenzahl: 544
Hardcover: 16,99 €
ebook: 13,99 €

1. Auflage: Okt 2015




"Jemand wirklich zu lieben heißt auch, ihn ohne Masken zu sehen, 
seine Schwächen zu kennen - und sie ebenfalls zu umarmen." S. 503


Zum Inhalt

Die Zwillingsschwestern Liljann und Tajann leben zusammen mit ihrem in Ungnade gefallenen Vater als Gerbermädchen in einer bescheidenen Hütte in Taris.
Erobert von Lady Jamala von Caila musste sich das einfache Volk ihrer Gnade unterwerfen und seither sind den abergläubischen Ureinwohnern jeglicher Glauben oder Anwendung von Magie verboten; festgefroren in Traditionen und einem Kodex, der alles beherrscht.

Während Tajann davon träumt, endlich frei zu sein und ihre ehrgeizigen Ziele zu verfolgen, lebt Liljann unscheinbar und mit Angst vor einer ungewissen Zukunft. Denn Liljann ist die Erstgeborene, die der Tradition nach noch in ihrer Jugend das Elternhaus verlassen muss und nie wieder zurückkommen darf. 
Doch Liljann hat ein Geheimnis, das sie auf den Scheiterhaufen bringen könnte und ihr Vater ist nicht bereit, sie gehen zu lassen.

Zum Fest der Roten Nacht werden die beiden Schwestern zum ersten Mal auf die Burg zur Feier der Lady geladen und vor allem Tajann sieht endlich eine Chance, der eintönigen Langeweile zu entfliehen. Sie schmiedet einen riskanten Plan dessen Auswirkungen ungeahnte Folgen annimmt ...

(die Info auf der Verlagsseite würde ich nicht vorher lesen, 
da dort schon kleine Spoiler vorhanden sind!)

Meine Meinung

Endlich hab ich mein erstes Buch von Nina Blazon gelesen und ich bin total begeistert! Ich konnte mich lange nicht entscheiden, aber das wunderschöne Cover hat mich überzeugt, es mit dem Winter der schwarzen Rosen zu versuchen.

Schon allein der Schreibstil hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Sehr bildhaft und mit leisen, stimmungsvollen Tönen erzählt die Autorin die Geschichte aus der Sicht der beiden Schwestern. Immer abwechselnd erlebt man die Gefühlswelten, die unterschiedlicher nicht sein können. 

Liljann van Torra ist ein eher schüchternes, in sich gekehrtes Mädchen. Voller Zweifel und in ständiger Angst, dass jemand ihr Geheimnis entdeckt oder dass ihr Vater sie endlich freigibt. Denn die Erstgeborenen müssen noch in jungen Jahren fort von zu Hause und neue Länder erkunden.
Tajann van Torra dagegen sprüht geradezu vor Lebendigkeit. Sie ist von fröhlicher Natur, aber auch ehrgeizig und egoistisch. Als Zweitgeborene ist sie erst frei, wenn Liljann fortgeschickt wird und die Grenzen, die sie an ihr karges Zuhause binden, lassen sie alle Moral über Bord werfen. 

Auf dem schicksalhaften Fest zur Roten Nacht lernen beide jemanden kennen, der ihr Leben von Grund auf ändern und den Weg bestimmen wird, den sie weiterhin gehen. Alle wichtigen Figuren hier haben ihre Geheimnisse, und eine Sehnsucht, die sie vorantreibt. Sehr differenziert ausgearbeitet, auch wenn man natürlich nicht bei jedem sofort ahnt, was hinter seinen Impulsen steckt, ist mir (fast) jeder Charakter doch irgendwie ans Herz gewachsen. Vor allem die beiden Schwestern, die scheinbar gefangen sind in ihren Gefühlen, die sie erst noch verstehen lernen müssen - jede auf ihre ganz eigene Art - und damit auch zu sich selbst finden. 
Anfangs war ich noch etwas hin- und hergerissen, denn nicht immer war alles sympathisch, was die beiden gedacht und gemacht haben; aber wie auch im wirklichen Leben ist die eigene Sichtweise objektiv und die eigenen Emotionen rechtfertigen für sich genommen alles, was man tut. 

"Man kann nicht immer anderen treu sein, wenn man sich selber treu bleiben will." S. 318

Von der Welt, auch wenn sie teilweise nur am Rande beschrieben wird, bekommt man einen guten Eindruck. Ich habe ja leider erst beim Lesen erfahren, dass dieser Band zu einer Art "Reihe" aus der Faunblutwelt gehört - die zwar unabhängig voneinander zu lesen sind, aber eben alle in dieser Welt spielen sollen. Ich werde mir hier auch die anderen Bücher holen und freu mich schon darauf, mehr darüber zu erfahren!
Besonders auch die Magie und deren Wesen zeugten von einigen neuen Ideen, die mir wirklich gut gefallen haben.

Überhaupt gibt es viele schöne Impulse und Gedanken, die Nina Blazon hier in ihre Geschichte mit eingebracht hat. Der Verlauf der Handlung war für mich immer überraschend, weil ich nicht einschätzen konnte, wohin das ganze führen wird und vor allem gegen Ende ist die Spannung mehr und mehr gewachsen. Bei einigen anderen Rezensionen hab ich gelesen, dass man mit dem Schluss nicht zufrieden war, aber ich fand es genau richtig und stimmig für diese Geschichte.

"Ungewissheit ist das stärkste Gift, das lernte ich nun. 
Es lähmt unsere Hoffnung und erschafft neue Gespenster." S. 404

Der Kampf um das eigene Leben und die Erfüllung innerer Sehnsüchte steht groß im Vordergrund - um was es dabei geht und wie es erreicht wird, das ist natürlich so vielfältig wie das Leben selbst: Liebe - Hass, Hoffnung - Enttäuschung, Angst - Sehnsucht, Vertrauen - Verrat ... Das alles lässt uns Grenzen überschreiten, unsere eigenen und auch die von anderen, und für jeden ist etwas anderes wichtig, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Fazit

Eine sehr berührende und in sanften Tönen erzählte Geschichte über zwei Schwestern, deren starkes Band das Schicksal zu zerreißen droht. Mit viel Gefühl erzählt, voller Magie und Spannung und mit einigen verblüffenden Wendungen, die mich sehr überrascht haben.

Bewertung
 

© Aleshanee




Über die Autorin: Nina Blazon, geboren 1969 in Koper bei Triest, aufgewachsen in Neu-Ulm, las schon als Jugendliche mit Begeisterung Fantasy-Literatur. Selbst zu schreiben begann sie während ihres Germanistik-Studiums – Theaterstücke und Kurzgeschichten –, bevor sie den Fantasy-Jugendroman Im Bann des Fluchträgers schrieb, der 2003 mit dem Wolfgang-Hohlbein-Preis und 2004 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde. Seither haben Nina Blazons Bücher zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Die erfolgreiche Jugendbuchautorin lebt in Stuttgart.
Quelle: cbt Verlag


Bücher aus der Faunblutwelt

Faunblut
Ascheherz
Der dunkle Kuss der Sterne
Der Winter der schwarzen Rosen


13 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,
    wenn ich das Buch noch nicht gelesen hätte, würde ich es definitiv nach deiner bezaubernden Rezension nachholen. ;-)
    Für mich war das stellenweise gemächliche Tempo der kleine Kritikpunkt an dem Buch. Zudem hatte ich noch den Vergleich meines Lesegefühls gegenüber "Der dunkle Kuss der Sterne", denn mit dem Buch hat mich die Autorin total verzaubert.
    Liebste Grüße, Hibi

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    1. Manchmal mag ich ein gemächliches Tempo, das kommt ganz auf die Atmosphäre und den Schreibstil an - für mich hat das alles hier wunderbar harmoniert ♥
      Die anderen drei Bücher aus dieser Welt will ich auf jeden Fall auch noch lesen, werde aber mit Faunblut anfangen ;)

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  2. Huhu Alex,

    dein erstes Buch von Nina Blazon? Na dem folgen jetzt wohl hoffentlich noch einige ;-) Falls sich "Der dunkle Kuss der Sterne" auf deinem SuB befindet solltest du das unbedingt als nächstes lesen :-)

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Ich hab entdeckt, dass es einige Bücher aus dieser Welt gibt und werd sie in der Reihenfolge lesen, wie sie erschienen sind - und ich hoffe, sie werden mir genauso gut gefallen :)

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    2. Ja, ich habe das mit der Reihenfolge erst zu spät erfahren und hatte mit dem Kuss begonnen. Ist aber zum Glück nicht so schlimm, wenn man sie nicht in der richtigen Reihenfolge liest.
      Ich wünsche dir dann ganz viel Spaß mit Band 1 :-)

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  3. Hallo Aleshanee,

    mir geht’s ähnlich, wie du es beschreibst. Eigentlich habe ich ja meine Zweifel, ob das Buch wirklich etwas für mich ist und trotzdem bin ich neugierig darauf. Aber jetzt klingst du so begeistert, dass ich doch wieder lesen will.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Man muss das halt mögen. Es ist eben eher ruhig und nicht voller Action und Tempo - aber so schön erzählt, das war genau richtig für mich!

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  4. Huhuu Alex!

    Das Buch subbt ihr auch noch und jammert schon ein bisschen nach Aufmerksamkeit. Jetzt nach deiner Rezension muss ich es wohl wirklich bald einmal befreien ;)

    Liebe Grüße
    Rike

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    1. Auf jeden Fall! Also ich kanns nur empfehlen! Man sollte sich halt vorher schon auf das etwas ruhigere Tempo einstellen ;)

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  5. Huhu,

    dieses Schätzchen ist auch noch immer SuB-Dauergast bei mir v_v'. Ist mir ein bisschen peinlich, weil ich genau weiß, dass es mir gefallen wird und völlig zu Unrecht ungelesen ist. Wie du mir gerade auch nochmal bestätigt hast mit deiner Rezi ^^'. Und weil ich Faunblut und Der dunkle Kuss der Sterne aus dieser "Reihe" bereits gelesen habe und beide toll fand. Es wird aber dieses Jahr ganz sicher noch von mir gelesen, das habe ich mir fest vorgenommen ;).

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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    1. Unbedingt! Ich bin schon gespannt, was du dazu sagst ... und ich muss schauen, dass ich mir die anderen Bücher endlich hole :)

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  6. Hmmm... das Buch habe ich geraume Zeit aus den Augen verloren, weil ich mir nicht mehr ganz sicher war, ob es meinen Lesegeschmack treffen könnte. Ich war wie du total fasziniert vom Cover. Hat der Inhalt denn was mit Winter zu tun? Ich bin gerade im Herbst und Winter ja so ein Jahreszeiten Leser :D

    LG Andrea

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    1. Es spielt schon eher im Herbst würde ich sagen ... oder im Spätsommer und reicht bis zum Winteranfang? Ich kanns dir gar nicht mehr genau sagen, das ist nicht so genau bei mir hängen geblieben :)

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