Dienstag, 4. März 2025

Der Gott des Waldes von Liz Moore

Es ist August 1975, ein Sommer, der das Leben vieler Menschen in den Adirondack Mountains für immer verändern wird. 
Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje im Sommercamp liegt, beginnt eine panische und groß angelegte Suche nach der 13-Jährigen. Das Verschwinden einer Jugendlichen im Naturreservat ist unter allen Umständen eine Katastrophe, aber Barbara ist keine gewöhnliche Camperin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Und sie ist die Schwester von Bear, dem Jungen, der seit 14 Jahren vermisst wird. 
Kann das Zufall sein? Was wissen die anderen Kinder im Camp über Barbaras Verschwinden, und was verheimlichen die Angestellten, die im Schatten der Van Laars ihr Dasein fristen? Was hat der aus dem Gefängnis entflohene «Schlitzer» mit all dem zu tun und welche Geheimnisse hütet die Familie selbst?




Der Gott des Waldes von Liz Moore


Genre Thriller / Familiendrama
Schauplatz Adirondack Mountains / Nordosten von New York
Im Original The God of the Woods - übersetzt von Cornelius Hartz

Verlag C. H. Beck - Seitenzahl 590 - 1. Auflage Februar 2025


Meine Meinung
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Im Sommer 1975 verschwindet aus einem Feriencamp ein 13jähriges Mädchen. 
Mit diesem Einstieg erhält die Geschichte direkt eine unterschwellige Spannung, die mal mehr, mal weniger zu spüren ist, sich aber durch die komplette Handlung zieht.
Schauplatz ist das Sommercamp in den Adirondack Mountains direkt neben einem Naturreservat - einem Ort mit einer langen Vergangenheit und einer Familie, die nun zum zweiten Mal vom Schicksal hart getroffen wird.
Die Familie Van Laar lebt seit Generationen hier und hat sich einen guten Ruf aufgebaut und eine Menge Geld angehäuft. Ihr erster und einziger Sohn gilt seit 1961 vermisst - und jetzt ist ihre Tochter Barbara ebenfalls über Nacht verschwunden.
   
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, alles Menschen, die irgendwie in die Ereignisse involviert sind wie Betreuer, die Jugendlichen und auch die anwohnende Familie Van Laar. 
Der Stil wirkt ruhig und flüssig, fast schon etwas nüchtern, was die unterschwellige Bedrohung allerdings noch steigert.
Während wir uns anfangs in der Gegenwart des Jahres 1975 befinden, springen wir nach dem ersten Abschnitt dann recht oft in der Zeit. Das wurde sehr gut gelöst, denn wir haben bei jedem Kapitel einen Zeitstrahl, so dass man sich perfekt zurechtfindet.


Dieser ist auch nötig, denn so erfahren wir mehr über das Verschwinden des Jungen vor 14 Jahren, sowie auch viele Hintergründe aus der Familie und den anderen Personen, die immer mehr ins Licht rücken, während der Schatten der Vergangenheit auf sie fällt.

Die Spannung blieb dadurch für mich durchgehend aufrecht erhalten, denn durch die Sprünge gab es oft kleine Cliffhanger. Viele Ereignisse von damals tragen zu den späteren Entwicklungen und Entscheidungen bei; man lernt die Figuren besser kennen, ihre Dramen und ihre Geheimnisse - ihre Ängste und ihre Absichten. 
Die Autorin zeichnet von jedem ein sehr gutes Bild, auch wenn die meisten recht blass bleiben und man nur an der Oberfläche kratzt - so dass man auch nie so recht weiß, wem man trauen kann.
Hinweise gibt es nämlich viele, zum einen für den aktuellen Fall von Barbara, als auch von ihrem Bruder "Bear", denn der Fall von damals weißt einige Ungereimtheiten auf. 

Man muss hier im Hinterkopf behalten, in welcher Zeit wir unterwegs sind, nämlich von 1950 bis 1975 - eine Zeit, in der Frauen noch in ihrer Rolle gefangen waren, die Rebellion schon innerlich wuchs, aber noch nicht so durchdringen konnte und sie sich viel gefallen lassen mussten, weil sie es gesellschaftlich so eingeprägt bekommen hatten. Ein sehr deutliches Bild in vielerlei Hinsicht und in vielen Situationen, die einen ärgern können und auch traurig machen, wie viel Leid dadurch entstanden ist.

Übrigens gibt es vorne im Buch eine Karte des Camps:

Das fand ich sehr hilfreich, um sich zu orientieren und ich hatte damit von Anfang an von den Schauplätzen ein anschauliches Bild vor Augen. 

Die Idee mit dem Camp war hier übrigens auch sehr schön eingeflochten. Kindern über den Sommer verschiedenes beizubringen: das Überleben in der Natur, Feuer machen, Wasser finden, das Gefühl der Zusammengehörigkeit ... das fand ich sehr schön. 

Neben üblichen Campaktivitäten gibt es auch 2 x wöchentlich ein Überlebenstraining zur Vorbereitung auf eine große Aktion am Ende des Sommers: der Survival-Trip. Da ziehen die Kids dann in kleinen Gruppen los und müssen drei Tage auf sich allein gestellt in der Wildnis zelten. Eine klare Regel ist, die den Kindern von Anfang an eingeimpft wird:

Wenn du dich verläufst, setz dich hin und schrei!

Interessant fand ich auch den Bezug zum Buchtitel - wenn man nach der Herkunft des Wortes Panik schaut in Zusammenhang mit der Kulisse der Geschichte. Aber das nur so am Rande :) 

Für mich ist es ein Mix aus Thriller und Familiendrama - oder überhaupt ein Drama um die Figuren, die Gesellschaft und dem Leben, wie es einem etwas gutes tun kann, oder einem böse mitspielt und jeder irgendwie versucht, damit klar zu kommen. 
Heutzutage scheint alles leichter und dennoch hängen viele fest in den Generationskonflikten, den Anforderungen und scheinbaren Pflichten fest, aus denen sie sich nicht lösen können. 

Bis zum Schluss war mir nicht genau klar, was hier wirklich passiert ist. Es gab so viele Anhaltspunkte und Hinweise, Verdächtigungen und Indizien - aber so gekonnt eingestreut und verknüpft, dass ich bis zur Auflösung gerätselt habe. Eine schockierende Auflösung übrigens, die jede Frage aufgeklärt hat. 
Wer viel Action oder großes Tempo braucht wird vielleicht nicht so gefesselt sein, aber ich mochte diese schlummernde, bedrohliche Stimmung, das authentische Zeitfenster der Gesellschaft und ihren Normen und die dramatischen Hintergründe jeder Figur, ob klein oder groß, die zu einigen folgenschweren Entscheidungen geführt hat. 


Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


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