Freitag, 28. März 2025

Die Windmacherin von Maja Lunde und Lisa Aisato

In dem Land, in dem Tobias lebt, sind endlich wieder bessere Zeiten eingekehrt, und alle Kinder sollen zur Erholung die Sommerferien auf dem Land verbringen. Doch statt auf einem idyllischen Bauernhof landet der 11-jährige Tobias allein auf einer Insel weit draußen im Meer, wo er bei einer in sich gekehrten Frau namens Lothe unterkommt. Als Tobias dort einen verschlossenen Raum voller geheimnisvoller Kinderzeichnungen entdeckt, kommt er einem alten Rätsel um einen Leuchtturm und zwei unzertrennlichen Freundinnen auf die Spur. Plötzlich findet es Tobias in Lothes Umgebung spannend, und es beginnt das Abenteuer eines unvergesslichen Sommers. 

»Die Windmacherin« ist ein liebevoller Roman über eine Kinderfreundschaft, die Kraft der Fantasie und des Zusammenhalts.



Die Windmacherin - Eine Sommergeschichte von Maja Lunde

mit Illustrationen von Lisa Aisato

Im Original Vindmakeren
übersetzt aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger
Band 3 der Jahreszeitenreihe

Verlag btb // Seitenzahl 192 // 1. Auflage März 2025


"... Aber natürlich ist es so", erklärt Lothe, "dass jemand, der ein Buch liest, die Geschichte in seinem Kopf zu seiner eigenen macht. Darum gibt es genauso viele Versionen einer Geschichte, wie es Menschen gibt, die sie gelesen haben."
Zitat

Meine Meinung
☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀

Ich hab mich so sehr gefreut, dass es jetzt endlich ein weiteres Buch zur Jahreszeiten Reihe gibt, und nach dem Winter und Frühling jetzt eine Sommergeschichte dran ist, bei der schon das alleine das Cover wieder ein Traum ist! 

Allerdings fängt es sehr traurig an. Der 11jährige Tobias soll die Sommerferien wegfahren und bei einer anderen Familie verbringen - wie so viele andere Kinder, die in den Kriegszeiten für einige Wochen aufs Land geschickt werden. Die Familien brauchen Zeit, um die zerstörten Ruinen wieder bewohnbar zu machen und die Kinder sollen bei anderen Eltern mit gutem Essen und Landluft aufgepäppelt werden.
Diese Anfangsszene mit dem Abschied am Bahnhof hat mich irgendwie an Narnia erinnert, als die vier Geschwister ja ebenfalls während der Bombenanschläge weggeschickt werden aus London. 

Tobias jedenfalls landet nicht auf einem Bauernhof, sondern auf einer einsam gelegenen Insel, dem
Wetterland.
Mit 28 anderen Kindern geht es auf die Reise und während viele sich von der Abenteuerlust anstecken lassen, fühlt er sich nur traurig und einsam. Vor allem scheint ihm seine Fantasie abhanden gekommen zu sein. Seine ganze Vorstellungskraft ist verschüttet unter Angst, Schrecken und dem bedrückenden Gefühl der Hilflosigkeit.
Er hat sehr gerne mit anderen Kindern gespielt, viel gelesen und seine Gedanken treiben lassen und sich tolle Geschichten ausgedacht - doch das fühlt sich für ihn weit entfernt und nicht mehr greifbar an.

Während die anderen Kinder einen guten Platz finden, ist Tobias nicht so glücklich mit seiner Unterkunft. Das dunkle Häuschen "an der Kante" strahlt genauso wenig Wärme aus wie die "Lothe", die ihn wider Willen bei sich aufnimmt.

Hinter den dicken Steinwänden war kein Rauschen mehr zu hören, weder vom Meer noch vom Wind, und es fehlte mir bereits. Denn das Haus war viel zu still, als würde es die Stille regelrecht sammeln.
Zitat Seite 37

Während ihn anfangs vieles immer wieder an den Krieg erinnert, lüften sich seine Gedanken - von der Meeresbrise und den frischen Eindrücken. Anschluss zu finden fällt ihm dennoch schwer. Er scheint sich mehr an die Erwachsenen halten zu wollen, die für ihn eine gewisse Sicherheit bedeuten. Die Kinder blockt er ab, weil er das Gefühl für die Sorglosigkeit verloren hat - die ursprüngliche Freude am Leben und Sein.

Mittendrin gibt es dann einen Moment, einen so befreienden Moment, ein Lachen, das einfach so hervorsprudelt - verbunden mit dem wunderschönen Bild dazu war das so herzerwärmend, das ich es einfach erwähnen muss. Mehr dazu sagen möchte ich aber hier nicht, um euch nicht zu spoilern und den Augenblick vorwegzunehmen :)

Die Stimmung wird jedenfalls besser, heiterer, und Tobias blickt in die Tiefen der Menschen, die rau wirken und unnahbar und erkennt, dass hinter solchen dicken, undurchdringlichen Mauern verletzliche Geheimnisse liegen, die diese Menschen schützen wollen.

Je mehr Rätsel er entschlüsselt, umso mehr wächst sein Gefühl, helfen zu wollen. Aber das ist nicht so einfach. Erwachsene können sehr verschlossen und verbohrt sein und die Botschaft, dass man über Dinge reden sollte, die einem Angst machen oder wütend, bekommt hier einen sehr relevante Bedeutung. 

Es ist natürlich die nicht immer der richtige Zeitpunkt zum reden da und man sollte sich aussuchen, mit wem man über welche Themen sprechen möchte, aber man darf nicht unterschätzen, wie gut es tut, sich etwas "von der Seele zu reden". 

Das Thema Krieg kommt hier immer wieder vor, das sollte man vielleicht wissen, wenn man es mit Kindern liest oder für Kinder kauft. Ein traumatisches Erlebnis für Erwachsene, für Kinder aber noch weniger zu verstehen und schwer zu verarbeiten. Maja Lunde zeigt hier zwar deutlich die schrecklichen Momente, die Tobias erleben musste, gleicht das aber sehr gut mit den neuen Erfahrungen aus, die er auf der Insel sammelt und driftet nicht in ein düsteres Drama ab, sondern zeigt, dass das Leben weitergeht und man seine Erinnerungen mit neuen, schönen Momenten füllen kann. 


Diese Sommergeschichte gefällt mir von den drei bisherigen Jahreszeiten tatsächlich am besten, obwohl ich alle sehr gerne gelesen habe. Eine wirklich wunderschöne und berührende Geschichte, die von Lisa Aisato mit ihren zauberhaften Bildern genial ergänzt worden ist. Ihr Stil ist so genial und passt perfekt zu den Vorstellungen, die man sich beim Lesen macht und geben dem ganzen noch eine zusätzliche Wirkung durch das optische Erleben der Geschichte!


Meine Bewertung
☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀ ☀



 Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.



Sommer: Die Windmacherin


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