Mittwoch, 17. Januar 2018

Rezension: Mein Winter mit Grace von Richard Paul Evans

Mein Winter mit Grace

von Richard Paul Evans

Im Original: Grace
übersetzt von Anita Krätzer
Genre: Jugend Drama
empfohlen ab 16 Jahren

Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 220
Taschenbuch: nur gebraucht erhältlich
Ebook: 4,99 €

1. Auflage: Nov 2010




Klappentext


Salt Lake City, 1962. Eric ist erst vor Kurzem mit seinen Eltern in die Stadt gezogen. Zufällig trifft er an einem eiskalten Herbsttag auf die Ausreißerin Grace und gewährt ihr Unterschlupf im Gartenhaus der Familie. Aus Zuneigung wird bald Freundschaft - und schließlich sogar Liebe. Doch je länger Grace' Aufenthalt dauert, desto deutlicher wird es, dass das Mädchen ein dunkles Geheimnis in sich trägt - ein Geheimnis, das Erics und Grace' Liebe zu zerstören droht ...


Meine Meinung
 

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch Tanja auf ihrem Blog Der Duft von Büchern und Kaffee. Weder das Cover noch der Klappentext hätten mich angesprochen, aber ich probiere immer gerne auch mal etwas anderes aus. Nach dem kurzen Vorwort war ich allerdings fast schon am überlegen, ob ich es wirklich lesen möchte. Das Thema ist hier Kindesmissbrauch - und obwohl ich nicht dafür bin, davor die Augen zu verschließen, gehe ich diesen Themen in Büchern aus dem Weg, da sie mir einfach zu nahe gehen. 

Trotzdem wollte ich der Geschichte eine Chance geben und der Autor hat es tatsächlich geschafft, eine Atmosphäre zu schaffen, die eine gewisse Art von Leichtigkeit und Unschuld behält und trotzdem berührende Momente zu schaffen, die sehr tief gehen; eine schwierige Gratwanderung, die gerade gegen Ende des Buches immer dramatischere Züge annimmt.

Es beginnt mit einem Märchen, einem, wie ich finde, zutiefst traurigen Märchen über das Mädchen mit den Schwefelhölzern, das der Großvater Eric seinen Enkeln zu Weihnachten vorliest. 
Dabei erinnert er sich an einen Winter im Jahr 1962, als er selbst gerade 14 Jahre alt war und mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder nach Salt Lake City umgezogen ist. Sein Vater war zu dieser Zeit sehr krank und das Geld knapp - es war nicht einfach für ihn, aber er hat versucht, das beste draus zu machen.

Wie Eric auf Grace trifft und wie die beiden füreinander da sind wird kurzweilig aber sehr einfühlsam beschrieben. Eric hat lange keine Ahnung, warum Grace von zu Hause ausgerissen ist - er ist ein guter Junge, naiv und zum ersten Mal verliebt. Er tut alles für sie, auch wenn er mit der Situation total überfordert ist und sich zu Entscheidungen hinreißen lässt, vor denen er eigentlich Angst hat. 
Die Beschreibung der damaligen Zeit ist dem Autor gut gelungen, ich konnte mich in die Situation der beiden sehr gut hineinversetzen, auch wenn alles aus Erics Perspektive erzählt wurde. Anfangs liest es sich noch "einfach", aber man erkennt recht schnell, welches Leid hinter all dem steckt und weiß trotz der fiktiven Idee, dass es vielen anderen Kindern und Jugendlichen gerade in diesem Moment genauso ergeht. Kleine Anspielungen und vor allem die kurzen Auszüge aus Grace´s Tagebuch, die an den Kapitelanfängen stehen, berühren sehr und zeigen wie hilflos und verzweifelt sie tatsächlich ist. 

Es gab ein, zwei Ereignisse, die der Autor angeschnitten hat, die ich etwas unpassend fand, wo es um Krieg und Atombomben geht, warum er die Handlung gerade in der Zeit der Kuba Krise gelegt hat konnte ich nicht so recht nachvollziehen und hat mich etwas irritiert. Aber das war nur ein kurzer Moment, dem ich nicht wirklich Beachtung geschenkt habe. Auf was er genau damit anspielen wollte hab ich vielleicht auch einfach nicht verstanden.

Verstanden hab ich aber sehr deutlich, wie sehr ihm am Herzen liegt, dass diese Probleme und das Leid dieser Kinder gesehen und verstanden wird und wie wichtig es sein kann, dass jemand, auch ein einzelner Mensch, so viel gutes tun und helfen kann. 
Eine tiefgehende und ergreifende Geschichte, die mir sehr zu Herzen gegangen ist.


Zitate


"Sie war meine erste Liebe. Diejenige, die ich als Erste küsste.
Sie war ein kleines Zündholzmädchen, das die Zukunft in der Flamme einer Kerze sehen konnte.
Sie war eine Ausreißerin, die mir mehr über das Leben beigebracht hat
als irgendjemand davor oder danach."

"Die Schule macht die Menschen faul. Sie hören auf, selbst über die Dinge nachzudenken,
und ziehen sich einfach nur noch die Fakten rein, die andere sie denken lassen wollen." S. 122

"Zu hassen bedeutet, sich stark zu fühlen und schwach zu sein."
Aus dem Tagebuch von Grace, S. 207

Bewertung


http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%20Sonnen


Idee/Thematik: ✮✮✮✮
  Schreibstil/Aufbau: ✮✮✮✮
Tempo: ✮✮✮✮
 Charaktere: ✮✮✮✮
 Atmosphäre: ✮✮✮✮
Lesespaß: ✮✮✮✮


© Aleshanee
 


Über den Autor: Richard Paul Evans lebt mit Frau und Kindern in Italien und Utah. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und teilweise für das Fernsehen verfilmt. Alle seine Romane gelangten auf die Bestsellerliste der New York Times. Sein größter Erfolg bislang war der Bestseller ?Die wundersame Schatulle?, den er ursprünglich als Weihnachtsgeschichte für seine Kinder geschrieben hatte. Weltweit wurden über dreizehn Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft. Für seine schriftstellerische Leistung erhielt Richard Paul Evans 2006 den "Romantic Times Award", für sein ehrenamtliches Engagement den "Washington Times Humanitarian of the Century Award".
Quelle: Bastei Lübbe Verlag







8 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Aleshanee,
    auf diese Rezi war ich schon gespannt, seitdem du das Buch bei einer Aktion vorgestellt hast. Wie dir gehen mir solche Geschichten sehr nahe, weshalb ich sie nur sporadisch in meine Leseliste einbaue. Deine Gedanken zum Buch wecken dennoch den Wunsch bei mir, es zu lesen und das Geschehen auf mich wirken zu lassen.
    Danke für diesen Buchtipp.
    Liebste Grüße, Hibi

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    1. Ich lese sowas wirklich eigentlich eher ungerne - hätte ich es vorher gewusst, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht gelesen ... bei der Rezi von Tanja steht es ja nicht explizit dabei, deshalb wollte ich es schon erwähnt haben. Gerade bei solchen Themen muss man ja manchmal doch etwas vorsichtig sein.
      Aber es ist dann doch so geschrieben, dass man gut damit klarkommen kann, denke ich, denn es steht gar nicht so sehr im Fokus der Geschichte, sondern hält sich im Hintergrund, wobei es einem beim Lesen schon immer bewusst ist.

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  2. Hi Aleshanee,
    mir geht es da wie dir, ich ertrag solche Sachen auch nur in einem gerüttelt Maß. So als Hintergrundgeschichte würd aber noch gehen.
    Ich hat diesen "Gewissenskonflikt" gehabt, als es innerhalb einer Geschichte auch um Fehlgeburten ging. Es nicht anzusprechen, hätte ich schlecht gefunden, ich will da niemand so reinlaufen lassen, auch wenn es schon etwas gespoilert hat.
    Liebe Grüße
    Daniela

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    1. Also hier stands definitiv schon als Vorwort drin - so zur Vorbereitung und zwar ziemlich deftig muss ich sagen. Nur kurz, aber mit einem kleinen Rückblick wie das früher so gehandhabt wurde ... man weiß also eh gleich wenn man das Buch aufmacht, worauf man sich einlässt. Deshalb denke ich, kann man das schon erwähnen.
      Und die Geschichte gewinnt jetzt nichts durch diesen "Überraschungseffekt"

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  3. Hey meine Liebe,

    es ist definitiv kein Buch für mich, aber der Inhalt klingt nach einem bleibenden Buch. Ich denke auch, dass man davor nicht die Augen verschließen darf aber ich bin einfach zu zart besaitet und fühle mich in solchen Geschichten einfach nie wohl beim lesen. -.-
    Aber es freut mich, dass der Autor es geschafft hat dich zu überzeugen. :)

    Liebe Grüße, Ruby

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    1. Also sowas in der Art brauch ich jetzt erstmal lange ZEit nicht mehr. Ich mag diese Themen auch wirklich nicht gerne, aber ich war trotzdem überrascht, wie gut es trotzdem zu Lesen war. Man hatte den Hintergrund natürlich immer im Kopf, aber gerade die Beziehung zwischen den beiden Jugendlichen stand sehr im Vordergrund - und die war einfach schön und berührend.

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  4. Hallo Aleshanee,
    wie du ja gewiss gelesen hast, gehört dieses Buch zu meinen Lieblingsbüchern. Ich freue mich so sehr, dass du diese Geschichte gelesen hast und dass sie dir gefallen hat. Ich muss sagen, dass ich mir keine Gedanken darum gemacht habe, warum der Autor die Kubakrise erwähnt. Die Ängste, die diese Krise ausgelöst hat, empfand ich sogar als ganz stimmig. Die Geschichte von Grace und Eric hat mich sehr stark berührt. Ich freue mich, dass auch dir dieses Buch einiges geben konnte.

    Eine sehr schöne Rezension. <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Danke dir Tanja ♥
      Ja, das mit Kuba, das kam mir so aus dem Zusammenhang gerissen vor. Das hätte einfach gar nicht unbedingt mit reingehört und hat mich ein bisschen irritiert.
      Ansonsten ist es wirklich eine zutiefst berührende Geschichte, ohne dass es zu aufdringlich erscheint - dennoch bleibt sie im Gedächtnis und ich bin froh, dass ich deinem Tipp gefolgt bin :)

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