Es gibt Menschen, die wohnen nicht nur, sondern sie werden von den Eigenarten
ihres Hauses magisch angezogen. Sie wollen seine Geschichte erfahren. Sie
erforschen, wann das Haus erbaut wurde, wer zuvor darin lebte und wie es dem
Haus dabei erging. Für sie ist ein Haus ein geheimnisvolles Wesen, das sich
nicht jedem öffnet.
So geht es auch der Erzählerin dieser Geschichte, als sie ein vereinsamtes
kleines Feldsteinhaus auf dem Lande bezieht. Während die raubeinige
Dorfgemeinschaft sie für ihre Bruchbude belächelt, beginnt sie, das 140 Jahre
alte Haus wieder zum Leben zu erwecken – vom Dachboden bis zum Kellergewölbe,
vom verwilderten Gemüsegarten bis zu den uralten Obstbäumen.
Doch manchmal kommt dann ein Zeitpunkt, da möchte man zu neuen Ufern
aufbrechen. Als die Erzählerin nach zehn Jahren beschließt, ihr Haus zu
verkaufen, muss sie feststellen: Man kann auch eine Haus-Beziehung nicht so
einfach auflösen. Denn das Haus benimmt sich unerwartet widerspenstig und
fremdelt, als sich die Bewerber die Klinke in die Hand geben …
Das Haus verlassen von Jacqueline Kornmüller und Kat Menschik
illustriert von Kat Menschik
Genre Belletristik - philosophische Gedanken zur Veränderung
Verlag KiWi - Galiani-Berlin --- Seitenzahl 96
1. Auflage Februar 2024
Meine Meinung
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Auf den ersten Blick hat mich das Cover hier wirklich magisch angezogen. Sehr
einfach, aber dennoch sehr außergewöhnlich und zusammen mit dem Titel und dem
Klappentext hat es mich total neugierig gemacht. Mit 96 Seiten konnte es mich
aber erstmal nicht locken - so kurze Bücher / oder Novellen reizen mich nicht
so. Dann hab ich Rubys Rezension gelesen (ist unten verlinkt) und ich wollte
es auf jeden Fall damit versuchen.
Das Haus zu verlassen, macht mir keine Mühe. Die Tage ziehen ins Feld, die Träume verändern sich, und schließlich kann man sich auf jedem Flecken Erde niederlassen und ausruhen.Zitat Erster Satz
Damit beginnt diese ungewöhnliche Geschichte. Zwei Sätze, die sehr viel
beinhalten und derer findet man hier viele.
Wenn man längere Zeit in einem Haus lebt (oder in einer Wohnung) verbindet man
etwas damit. Denke ich. Das Haus wird zu einem Zuhause, die Wohnung zu einem
Heim, einer Zuflucht, die einem Halt gibt. Die immer da ist. Jederzeit kann
man dort einkehren, sie wärmt, wenn es draußen kalt ist, sie bietet einen
Schlafplatz, eine gemütliche Oase, geschützt vor den Widrigkeiten außenhalb,
mit denen man sich tagein, tagaus herumschlagen muss.
Diese Heimstatt zu verlassen fühlt sich vielleicht erstmal einfach an, mühelos. Einerseits.
Andererseits muss man aber auch etwas loslassen können, um nach etwas neuem zu
greifen und das fällt oft gar nicht so leicht, wie man denkt.
Und ja auch die Träume ändern sich, die Wünsche, die Ziele und verlangen sie
nach Veränderung; schließlich besteht das ganze Leben aus nichts anderem. Und
dennoch - vieles kann sich um einen herum verändern, aber dieser feste Platz,
den man hat, kann einem schon sehr ans Herz wachsen.
Dennoch kann man sich an jedem Fleck Erde niederlassen und ausruhen. Auch das
ist wahr. Denn alles Neue kann mit der Zeit vertraut werden und jeder Ort zur
Heimat.
Man sieht, man kann in wenige Zeilen viel hineininterpretieren und es gibt
viele Momente zum Innehalten und Nachdenken.
Während die Hausbesitzerin die vielen Interessierten empfängt, denen sie immer
Spitznamen gibt, wird ihr klar, wie sehr sie an dem Haus hängt und dass keiner
von ihnen so wirklich hier hineinpasst. Sie liebt ihr Haus und ihren Garten so
wie er ist - und die vielen Macken, die die interessierten Hauskäufer
bemängeln und verändern wollen, passt ihr nicht so recht in den Kram.
Übrigens auch nicht dem Haus selbst, mit dem sie immer wieder Zwiesprache
hält.
Ein Resultat ihrer Einsamkeit? Diese schlüpft oft zwischen den Zeilen durch,
aber nicht wirklich in negativer Art. Diese Zurückgezogenheit in dem Haus
inmitten der Natur wirkt eher friedlich. Geduldig. Und in sich ruhend. Ein Ort
der Stille und Abgeschiedenheit, getrennt von der Hektik und dem lauten
Alltag, den wir mittlerweile gewohnt sind. Ein Ort zum Innehalten und
Nachdenken, zum ruhen und ausruhen. Ein Platz, an dem man sich geborgen fühlt
und das Alleinsein keine Einsamkeit sein muss.
In der zweiten Hälfte hat es mich nicht mehr ganz so gefesselt. Der
Schreibstil hat mich hier weiter am Ball bleiben lassen - er wirkte sehr kurz
angebunden, aber auch kurzweilig. Mit mancher etwas plumper Formulierung, aber
dafür auch vielen gut gewählten Aphorismen. Eine lebendige Erzählung, die
einen kurzen Einblick gibt über Momente der Entscheidungen, bei denen man auf
sein Herz hören sollte.
Die vielen Bilder zwischen den Seiten untermalen den Text und die Aussagen sehr gut! Sehr ungewöhnliche Motive teilweise, aber sie passen sehr schön in das gesamte Konzept!
Fazit
Eine kurze Novelle über eine Frau, die ihr Haus verkaufen möchte - aber kein
Interessent gut genug zu sein scheint. Eine Geschichte über Entscheidungen,
über bleiben oder weitergehen, über Vertrautes und Fremdheit ... ein Haus, ein
Heim, eine Zuflucht; ein Ort an dem man ein Zuhause findet und sich wohl
fühlt. Gibt man den zu leicht auf? Oder kann man ihn überall finden?
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag und netgalley für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Ebenfalls rezensiert bei
Guten Morgen Aleshanee,
AntwortenLöschenbei mir liegt das Buch auch noch auf der Liste bald zu lesenden Büchern. Das Cover hat was und die Geschichte spricht mich durchaus an. Nach Deinem Feedback bin ich mir sicher, dass diese Geschichte auch was für mich sein wird :)
Viele herzliche Grüße
Frank
Ich bin gespannt was du dazu sagst und ob du hier auch vieles zwischen den Zeilen liest :)
LöschenHallo Aleshanee, dem Buch bin ich jetzt schon öfter auf Instagram begegnet und Deine Rezi ermutigt mich diese kurzen 96 Seiten auch zu lesen. Danke :-) !
AntwortenLöschenHerzlich
Angela
Gerne! Freut mich dass es dich neugierig gemacht hat!
LöschenHallo Aleshanee,
AntwortenLöschendas klingt doch sehr inspirierend und philosophisch. Neugierig bin ich jedenfalls geworden.
Liebe Grüße
Nicole