Sonntag, 2. Februar 2020

Rezension zu Im Schatten des Turms von René Anour

Rezension zu Im Schatten des Turms von René Anour


Hinter den Mauern des Narrenturms, der ersten psychiatrischen Heilanstalt der Welt ... Ein hervorragend recherchierter und extrem spannender Roman, der ein außergewöhnliches Stück Medizinhistorie vor der Kulisse weltgeschichtlicher Ereignisse erzählt.

Wien, 1787. Der Medizinstudent Alfred ist fasziniert vom sogenannten Narrenturm. Hier werden erstmals die Irrsinnigen behandelt, ein ganz neuer Zweig der Medizin. Doch die Zustände sind erbarmungswürdig. Und der Anblick einer jungen Frau mit seltsamen Malen auf den Armen lässt ihn nicht los.
Die junge Adlige Helene war noch nie am Wiener Hof. Ihr Vater hält Schönbrunn für eine Schlangengrube und will seine Tochter möglichst lange von dort fernhalten. Doch er kann sie nicht beschützen.
Der Student, der zu viel sieht. Und die Adlige, die frei sein will. Zwei Menschen, ein Schicksal – das sich im Schatten des Turms entscheiden wird …


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Im Schatten des Turms

von René Anour

Genre Historischer Roman
Schauplatz Wien 1787

Verlag Rowohlt // Seitenzahl 656
1. Auflage Oktober 2019 
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Meine Meinung
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Vor einigen Jahren ist von René Anour eine historische Fantasy Reihe erschienen, Die Wanifen, die mich richtig gut unterhalten hatte. Jetzt war ich natürlich freudig überrascht als ich gesehen habe, das etwas neues von ihm auf den Markt gekommen ist. Eine Handlung, die in Österreich spielt, entdecke ich selten und grade der historische Aspekt im Hinblick auch auf den "Narrenturm" fand ich super interessant. 

Ich muss allerdings gleich vorweg sagen, dass die Irrenanstalt und wie es darin zugeht, nicht der Hauptaugenmerk der Handlung ist. Sie spielt zwar eine wichtige Rolle; wer aber hier an der damaligen Medizin interessiert ist, wird nur einige kurze Einblicke finden. 
Zum Beispiel im Prolog, der trotz einer nur kurzen Momentaufnahme schon die Spannung schürt, wie es wohl zu dieser Situation kommen kann. 

Im Vordergrund stehen dafür der mittellose Medizinstudent Alfred Wegener, der sich mit jeglicher niederen Arbeit sein Studium finanzieren muss und die dem Adel zugehörige Helene Weydrich, welche die Zwänge, die der hohe Stand ihr auferlegt, endlich abschütteln möchte. 
Aus ihrer beiden Perspektive erzählt der Autor immer abwechselnd, wodurch die Geschichte eine gewisse Dynamik erhält und man einen guten Überblick hat, was die beiden bewegt und welche Steine das Schicksal ihnen in den Weg legt. 

Ein Zufall lässt sie sich begegnen und die Zufälle muss ich leider sagen, waren mir dann im Verlauf der Handlung dann auch etwas zuviel. Überraschungen gibt es wirklich zuhauf und man kann nie sicher sein, wie es sich weiterentwickeln wird, aber für Alfred gab es trotz vieler Schicksalsschläge für mich einen Tick zu viel "Glück". 

Während ich im ersten Drittel des Buches wirklich gebannt war von dem Verlauf und auch der anschaulichen Schreibweise, mit der René Anour das historische Wien wiederbelebt hat, kam ein Abschnitt der mir etwas zu schwerfällig voranging. Man merkt einfach, dass er gerne erzählt, aber an manchen Stellen hätte ich etwas mehr Tempo besser empfunden. Auch die Liebesgeschichte war mir einen Tick zu viel, aber das ist wirklich sehr individuell und ich denke, für andere mag das absolut im Rahmen sein. 
Moralische Werte lässt der Autor auch immer wieder einfließen und er hat ein gutes Gespür dafür, diese im richtigen Moment beim Leser ankommen zu lassen - was ihn mir auch immens sympathisch gemacht hat in seinen Aussagen. Seine Botschaften möchte er mit einbringen, was mir die Geschichte aber dafür an manchen Stellen auch etwas zu ... glatt gemacht hat oder "weich" - ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken kann - es hätte einfach mehr Pfeffer dahinter sein dürfen. Es ist absolut lebendig geschrieben und mit viel Empathie für die Charaktere, aber mir hat noch so ein bisschen Biss gefehlt.

Abwechslung gab es aber defintiv genug und auch die Reifung der Charaktere, die Ränke und Intrigen in all ihren Facetten waren spannend aufgebaut. Ich hab die beiden, Alfred und Helene, gerne auf ihrem schwierigen Weg begleitet, der sie an so manche Grenzen gebracht hat, die sie erst überwinden müssen. Definitiv unterhaltsam mit einigen wirklich tollen Einblicken in die damalige Zeit. 
Dazu gibts am Ende vom Autor auch noch einige Infos über die realen Hintergründe und in welchen Momenten er sich seine schriftstellerische Freiheit erlaubt hat :)

Meine Bewertung
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http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%20Sonnen




Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


Ebenfalls rezensiert von

Paule and the books 4/5
 Tintenhain 5/5
 Klusi liest 5/5



Über den Autor: René Anour lebt in Wien. Dort studierte er auch Veterinärmedizin, wobei ihn ein Forschungsaufenthalt bis an die Harvard Medical School führte. Er arbeitet inzwischen bei der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und ist als Experte für neu entwickelte Medikamente für die European Medicines Agency tätig. Sein historischer Roman «Im Schatten des Turms» beleuchtet einen faszinierenden Aspekt der Medizingeschichte: den Narrenturm, die erste psychiatrische Heilanstalt der Welt.
Quelle: Rowohlt Verlag


Vor einigen Jahren vom Autor ebenfalls gelesen und gefallen:

Die Wanifen - historische Fantasy in Drei Bänden

Salzkammergut in grauer Vorzeit

In einem Pfahlbaudorf an den Ufern des Atasees gehen merkwürdige Dinge vor sich. Immer wieder verschwinden Menschen in den Wäldern und kehren nie wieder zurück. Als die junge Ainwa ahnt, dass sie die nächste sein wird, verlässt sie das Dorf, um ihrem Schicksal zu entgehen. Doch in der Tiefe des Urwalds merkt sie, dass sie bereits verfolgt wird …


4 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    nun ich kenne den Autoren durch ..die Wanifen...Roman ..ist, aber schon einige Jahre her. Hat mich damals als Leserin in eine, sehr eigene Welt entführt....

    LG..Karin..

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    1. "Die Wanifen" hatte ich definitiv auch noch in Erinnerung, hab aber nur 2 Bände gelesen, mittlerweile gibt es einen dritten hab ich gesehen.

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  2. Hallo Aleshanee, das klingt interessant. Ich mag historische Romane, die auch einen realen, historischen Hintergrund haben. :-)

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    1. Wenn auch etwas Romantik dabei sein darf, dann ist es auf jeden Fall das richtige :D

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