Mitte des 19. Jahrhunderts hält die Fotografie in England Einzug, und die
Scherenschnitt-Künstlerin Agnes kämpft verzweifelt darum, ihr Geschäft zu
erhalten. Mit jedem Tag scheinen sich weniger Menschen für ihr besonderes
Handwerk zu interessieren.
Agnes sieht sich plötzlich mit Problemen konfrontiert, die sie immer mehr in
die Dunkelheit ziehen. Doch in den Straßen von Bath lauert ein weiterer
Schatten: ein heimtückischer Mörder, der es scheinbar auf ihre Kunden
abgesehen hat.
In ihrer Verzweiflung wendet sich Agnes an ein spirituelles Medium, die junge
Pearl, die mit den Toten Kontakt aufnehmen soll.
Die Wahrheit, die die beiden Frauen ans Licht bringen, wäre jedoch besser im
Dunkeln geblieben …
Der Schattenriss von Laura Purcell
Ein viktorianischer Thriller - 1854 - Bath (England)
Im Original The Shape of Darkness - übersetzt von Eva
Brunner
Verlag Festa - Seitenzahl 448 -
1. Auflage im Original Januar 2021
Meine Meinung
ಒಒಒಒಒಒಒಒಒಒಒಒ
Nachdem mich "Das Korsett" der Autorin schon so sehr begeistert hat, hab ich
mit viel Vorfreude einen weiteren Thriller von ihr gelesen und ich war auch
hier wieder völlig von der Atmosphäre gefangen genommen!
Laura Purcell schafft es perfekt, mich in die damalige Zeit zu versetzen. Mit
der alternden Scherenschnitt Künstlerin Agnes und dem jungen Medium Pearl
zeigt sie uns die Schattenseiten der Armut, den Überlebenskampf in den
schmutzigen Straßen von Bath und der Angst vor einem Mörder, der ihre Existenz
bedroht.
Die Perspektiven wechseln zwischen Agnes, die mit ihrer kranken Mutter und
ihrem Neffen in ihrem herunter gekommenen Haus wohnt und versucht, sich mit
ihren Scherenschnitten über Wasser zu halten. Unterstützt wird sie von dem
Arzt Dr. Simon Carfax, der sie auf jede erdenkliche Weise unterstützt. Als
jedoch ein Kunde von ihr tot aufgefunden wird, spürt Agnes, dass dieser Mord
irgendwie mit ihr zusammenhängt und die Schatten der Vergangenheit holen sie
ein.
Pearl ist ein 11jähriges Mädchen, die unter der strengen Obhut ihrer Schwester
leidet. Sie ist ein Medium und wird von dieser immer wieder gezwungen, mit
Séancen Geld in die Haushaltskasse zu bekommen; während ihr kranker Vater im
Haus nur noch dahinsiecht.
Geisterbeschwörungen hatten zu dieser Zeit ja Hochkonjunktur und die Szenen
waren großartig beschrieben. Man spürt regelrecht diese unheilvolle Stimmung,
Pearls Ängste wenn die Geister von ihr Besitz ergreifen und wie sie körperlich
immer mehr abbaut - und ihre beständigen Schuldgefühle ihr gegenüber, weshalb
sie ihr auch völlig ausgeliefert ist.
Laura Purcell gelingt es, mich beständig daran zweifeln zu lassen, was wahr
ist und welchen Phänomenen ich trauen kann oder nicht. Die Zusammenhänge
werden nur nach und nach aufgedeckt und offenbaren, wie sehr die menschliche
Psyche auf Abwege geraten kann.
Dabei hat sie einen sehr bildhaften Schreibstil, der mit beklemmenden Details
und schockierender Offenheit die ganzen Abgründe zeigt, die voller Schmerz und
Verzweiflung die bedrückende Atmosphäre unterstreichen. Die Spannung bleibt
gleichbleibend hoch, während man mit den Figuren mitfiebert und ein gutes Ende
für sie erhofft!
Wir bekommen hier sehr gelungene Einblicke in das harte Leben der unteren
Schichten, die schlichten Versuche der medizinischen Versorgung und wie sehr
Menschen unter der Beeinflussung anderer leiden und aus dem psychischen
Gefängnis keinen Ausweg mehr finden.
In einer Sache hatte ich schon sehr früh einen Verdacht, war aber nicht immer
sicher ob ich damit richtig liege. Obwohl ich es schon früh ahnte war der Reiz
dadurch eigentlich umso größer zu erfahren, ob ich damit richtig liege.
Dennoch gab es am Ende noch einige Überraschungen mit denen ich nicht
gerechnet hatte und damit hat die Autorin für mich wieder eine absolut
gelungene, aufwühlende Story kreiert, die mich von Anfang bis Ende in ihren
Bann gezogen hat!
Meine Bewertung
ಒಒಒಒಒಒಒಒಒಒಒಒ
Ebenfalls rezensiert bei
Ebenfalls sehr zu empfehlen:
Das Korsett
und Die flüsternde Muse
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