Montag, 21. März 2022

[Fantasy] Der Bär und die Nachtigall von Katherine Arden

 

Hüte dich vor dem, was in den Wäldern haust ...


In einem Dorf am Rande der Wildnis, weit im Norden Russlands, wo der Wind kalt bläst und der Schnee viele Monate des Jahres fällt, erzählt die alte Dienerin Dunja den Kindern des Grundbesitzers Pjotr Wladimirowitsch Geschichten über Zauberei, Folklore und den Winterkönig mit den frostblauen Augen. Verbotene Geschichten über eine uralte Magie. Doch für die junge, wilde Wasja sind dies weit mehr als Märchen. Sie allein kann die Geister sehen, die ihr Zuhause beschützen. Und sie allein spürt, dass sich in den Wäldern eine dunkle Magie erhebt ...
 
 
 
 


 Der Bär und die Nachtigall von Katherine Arden

 
Band 1 der Winternacht Trilogie --- historische Fantasy / Russland, 13. Jahrhundert
Im Original The Bear and the Nightingale - Winternight Trilogy Book 1
übersetzt von Michael Pfingstl
 
Verlag Heyne --- Seitenzahl 432 --- 1. Auflage Oktober 2019



 Meine Meinung
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Seit dem Erscheinen war dieser Auftaktband schon auf meiner Wunschliste und meine Erwartungen waren mittlerweile sehr hoch, da auch die Fortsetzungen der Trilogie sehr gute Bewertungen bekommen haben. 
Eine Art Märchen, das in Russland spielt, verknüpft mit alten Mythen und Aberglauben, das klingt für mich wunderschön und ich hab mich mit großer Vorfreude in die Geschichte gestürzt. 

Es ist auf jeden Fall besonders durch den Stil, der einen direkt in die damalige Zeit versetzt. 
Das Leben, das in der rauen Landschaft kein einfaches war und wie der Brauchtum und Glaube die Menschen immer wieder über den Winter gebracht hat. 
Die Autorin lässt hier diese alten Mythen lebendig werden - wie mit dem kleinen Schutzgeist, der im Ofen sitzt und auf das Haus aufpasst, oder dem Dämon, der im Stall wohnt und über die Pferde wacht. Genährt werden diese vom Glauben der Menschen und ihren kleinen Opfergaben. 
Doch natürlich gibt es auch z. B. böse Waldgeister, die Wanderer in die Irre führen.

Wasja jedoch hat nicht nur den Glauben, sondern das Wissen um diese Geschöpfe, denn sie kann sie sehen und mit ihnen sprechen. Etwas, das sie geheim halten muss, vor allem, als das Christentum in Gestalt eines Priesters in ihr kleines Dorf einzieht. 
Dieses Ringen des Glaubens um Aufmerksamkeit stand sehr im Vordergrund. Vor allem die Überzeugung, den alten Brauchtümern abzuschwören, um Gottes Zorn und Strafe zu vermeiden. Das setzt der Priester sehr vehement durch und bewirkt damit grundlegende Veränderungen im Leben der Dörfler.
Ein typisches Szenario wie es überall auf der Welt vonstatten ging und all die alten Überlieferungen und der damit verbundene Glaube ausgemerzt wurden. Diese vielen Bilder, also Mythen und Wesen, mit denen sich die Menschen die Welt erklärt haben, die ihnen gutes tun oder schlechtes und die sie mit ihren Opfergaben friedlich gestimmt haben, war ja in allen Ländern weit verbreitet. 

Besonders interessant fand ich die Lebensweise, die sehr detailliert und einnehmend dargestellt war. Wasjas Vater, ein sehr hoch gestellter Bojar, der eine hohe Position innehatte, musste im Winter mit den Witterungen kämpfen und um das Überleben der Kinder und Alten bangen. Auch die Mentalität was die Einteilung der Rolle von Mann und Frau angeht war sehr deutlich spürbar...

"... Schließlich wurde ich fürs Eingesperrtsein geboren: Kloster oder Herd, etwas anderes gibt es nicht."
Zitat Seite 217

Was natürlich grade für die wilde und freiliebende Wasja ein großes Problem darstellt. Die Männer wollten ruhige Frauen, die sich einfügen und das machen, was ihnen gesagt wird: sich um den Haushalt kümmern und Kinder bekommen - oder eben ins Kloster gehen. 
Allerdings muss ich gestehen, war es sehr viel drum herum erzählt und so wirklich reingefunden habe ich nicht in die Geschichte. Wasja selbst spielte lange nur am Rande eine Rolle und mich hat zwar immer wieder eine gewisse Faszination gepackt, aber ich hatte meist das Gefühl, am Rande der Geschichte entlangzuwandern und nie richtig einzutauchen.
So interessant die Details zur Lebensweise sind, haben sie für mich die Geschichte teilweise doch sehr (unnütz) gestreckt.
 
Der Schreibstil selber ist angenehm, hat mich aber auch kein richtiges Gespür für die Figuren entwickeln lassen, da es im gesamten doch recht nüchtern erzählt wirkt.

Die russischen Namen sind auch gewöhnungsbedürftig, vor allem, da es so viele Kose- und Spitznamen gibt. Allerdings gibt es hinten im Buch auch ein Glossar, in dem man für explizite Begriffe nachschlagen kann. 
 

 Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von



 Die Winternacht Trilogie

1 - Der Bär und die Nachtigall
2 - Das Mädchen und der Winterkönig
3 - Die Hexe und der Winterzauber

 

6 Kommentare:

  1. Liebe Aleshanee

    Das Buch ist mir schon einige Male begegnet und die Rezensionen sind sehr unterschiedlich. Danke, dass du noch weitere Rezensionen verlinkt hast. Es scheint, als würden die einzelnen Kritikpunkte, die auch du äusserst, zwar allen auffallen, aber als würden alle sie anders gewichten.

    Ich denke, dass ich mir das Buch einmal näher ansehen und vielleicht eine Leseprobe lesen oder in der Buchhandlung einmal darin blättern werde. Das Setting interessiert mich nämlich sehr.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Oh ja, das Setting hat mich auch sehr fasziniert! Es war auch viel beschrieben zum Leben damals, auch das war interessant, aber zu ausschweifend dann im Hinblick auf den Kern. Zumindest war es für mich so ...

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  2. Hallöchen!

    Ich habe das Buch bereits gelesen und fand es echt gut, wenn auch nicht überragend toll.
    Grundsätzlich bin ich ein Fan dieses verschachtelten Erzählstils (mein Lieblingsbuch als Kind war auch die Sammlung der Geschihten aus Tausendundeiner Nacht) und auch das Setting der Geschichte fand ich hochgradig interessant.
    Alle deine Kritikpunkte kann ich nachvollziehen und halte sie auch definitiv für gerechtfertigt. Nur der Punkt mit den langwierigen Erzählungen um den Punkt herum fand ich deutlich wneiger Störend. Sowas lese ich immer als Schreibstil des Autoren/der Autorin. Kann aber auch damit zusammen hängen, dass wir damals in der Schule viel Thomas Mann gelesen haben, bei dem ein Satz auch gerne mal 1.5 Seiten füllt :D.

    Zum Abschluss wollte ich nur einmal sagen, dass ich deinen Blog gerne verfolge und deinen Präsentations- sowie Bewertungsstil sehr angenehm und gut verständlich finde!

    Besten Gruß!

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    1. Ein verschachtelter Erzählstil schreckt mich nicht ab ;) Sowas mag ich auch gerne, auch lange Sätze stören mich nicht. Vielleicht kam das in meiner Rezension falsch rüber. Ich mochte auch die Beschreibungen ... aber wie ich grad oben schon bei Livia kommentiert hab: der Kern der Handlung hat mir gefehlt. Es ging mal dahin mal dorthin und so richtig begeistern konnte es mich insgesamt leider nicht.
      Obwohl ich es nicht schlecht fand - 3 Sterne sind für mich durchaus noch gut :)

      Herzlichen Dank <3 Über so ein Kompliment freue ich mich natürlich sehr!

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  3. Hallo liebe Aleshanee,

    das Buch habe ich jetzt schon so oft auf diversen Internetseiten gesehen. Titel und Cover haben mich immer wieder angezogen und die Geschichte klang nach etwas anderer Fantasy. So wie du es beschreibst, ist es aber wohl ein bisschen zäh und ereignislos? Damit tue ich mich immer etwas schwer in Büchern. Ich glaube, da werde ich andere Bücher meines SuBs vorziehen.

    Liebe Grüße,
    Rebecca

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    1. Ich weiß auch nicht so recht, woran es lag - denn so viele andere sind sehr begeistert... es war durchaus interessant, aber irgendwie halt auch wieder zu viel drumherum - ich kann es wirklich schwer beschreiben.
      Falls du Interesse hast würde ich fast raten, mal in die Leseprobe reinzuschnuppern ;)

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