Dienstag, 7. März 2023

[Roman] Der schlauste Mann der Welt von Andreas Eschbach

Andreas Eschbach
Jens Leunich besitzt nur so viel, wie in zwei Koffer passt – und außerdem genug Millionen auf dem Konto, um sein ganzes Leben in den Luxushotels der Welt zu verbringen. Abgesehen davon tut er – nichts. Gar nichts. Denn nichts zu tun, hat er erkannt, ist der beste Weg, die Welt zu retten. Bloß ist nichts zu tun nicht so einfach, wie die meisten denken. Diese und andere schlaue Einsichten will er nun niederschreiben – doch ganz gegen seine Gewohnheiten muss er sich damit beeilen, denn er hat nur noch zehn Tage zu leben …

Der schlauste Mann der Welt von Andreas Eschbach

Genre Roman
Verlag Lübbe --- Seitenzahl 222 --- 1. Auflage Februar 2023





Meine Meinung
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Zuerst kurz vorneweg: ich bin schon seit vielen Jahren ein Fan der Bücher von Andreas Eschbach! Ich mag seine Ideen und vor allem auch, wie er gesellschaftliche Themen in eine spannende Handlung packt und seine Botschaften manchmal zwar deutlich zu spüren sind, er es aber meist den Lesern überlässt, welche Schlüsse er aus der Geschichte zieht.

Ich hab jetzt gerade sein neues Buch "Der schlauste Mann der Welt" fertig gelesen und hab grade überhaupt keinen Plan, was ich davon halten soll bzw. welcher tiefe Sinn dahinter steckt. 
Eigentlich erscheint es klar. 
Denn das Buch könnte auch "Der faulste Mann der Welt" heißen :D
Wobei man schon differenzieren muss, was faul eigentlich ist. Was beinhaltet es?

Eschbach erwähnt hier einiges, aber immer nur am Rande ... z. B. was die Faulheit betrifft, die ja oft den sogenannten Sozialschmarotzern zugeschrieben wird. Aber tun diese Menschen wirklich den ganzen Tag nichts? 
Und mit "nichts" meint der Autor wirklich nichts. Also auch kein Fernsehen, kein einkaufen gehen, kein rauchen, kein zocken, kein Musik hören - also keine Ablenkung von dem, was tatsächliches Nichtstun beinhaltet: nämlich Meditation. 
Das ist nämlich gar nicht so einfach und sehr viele Menschen können das gar nicht lange aushalten: Still sitzen, nichts tun und vor allem: nichts denken. Das ist wirklich nicht einfach, ich hab es sehr oft versucht und bin jetzt, durch die Geschichte, wieder motiviert, neue Versuche zu starten. 

Aber zurück zum Buch. Zu Jens Leunich. 
Ein ganz normaler Typ würde man sagen in seinen jungen Jahren - nicht unbedingt vom Glück begünstigt schwimmt er so mit und weiß nicht recht viel mit seinem Leben anzufangen. Bis er plötzlich in einen kurzen Genuss des Luxus kommt - und diesen nie wieder missen möchte. 
Seine Millionen hat er auf sehr unseriöse Weise bekommen und ist seither durch die Hotels der Welt getingelt mit dem Vorsatz, nicht produktiv zu sein. 
Das könnte die Welt retten, sie ins Gleichgewicht bringen, denkt er. Wenn natürlich auch nicht durch ihn alleine, aber es kommt ihm mit seiner Lebensphilosophie auf jeden Fall sehr entgegen.

Das alles, erkannte ich, waren nur Ängste, nichts Wirkliches. Was mich würgte, waren meine Gedanken, die ich festhalten oder weiterziehen lassen konnte, ganz, wie ich mich entschied.
Zitat Seite 97

Einiges in diesem Buch wirkt sehr provokant. Aber gerade dadurch regt es zum Nachdenken an, zum Hinterfragen der vielen Selbstverständlichkeiten, die sich in unser Denken und Handeln eingenistet haben und manches sollte man mit einem Augenzwinkern betrachten. Jens Leunich wirkt nicht gerade sympathisch - er hatte einfach Glück und kann dadurch alles das genießen, was "uns normalen Menschen" verwehrt bleibt. Das weckt Neid und das Gefühl der Ungerechtigkeit all jenen gegenüber, die sich tagtäglich abrackern müssen, damit überhaupt was zum Essen auf dem Tisch steht.

Entdeckt hab ich auch wieder einige kleine Weisheiten, zumindest hab ich mir einige davon notiert, weil ich denke, dass sie einiges im Leben leichter machen. 

Es gibt Momente, die sehr konstruiert wirken, aber ich hatte das Gefühl, dass das keine so große Rolle spielt. Es war einfach nicht wichtig. Wichtig war das zwischen den Zeilen, das, was man nicht so leicht "fassen" konnte und erst im Nachwirken dann klarer wird.

Von der Erzählweise her hätte ich mir etwas weniger Monotonie gewünscht (obwohl es vielleicht sogar bewusst so gewählt war, als Fingerzeig) und vielleicht ein paar kleine spannende Highlights oder besondere Einlagen gewünscht, die es noch etwas mehr aufgepeppt hätten. 

Ich denke jedenfalls, dass dieses Buch die Meinungen sehr spalten wird. 
Denn Egoismus wird ja irgendwie nicht gerne gesehen - es ist negativ behaftet, dieses Wort, obwohl es wieder im Kommen ist, allerdings unter anderen Namen. Denn was soll falsch daran sein, etwas für sich selbst zu tun. Auch wenn ich keiner Religion angehöre: aber sich selbst zu lieben ist alleine schon eine Pflicht um dem Leben, das einem geschenkt wurde, Respekt zu zollen und zu danken. Warum soll man sich dann nicht etwas gutes tun? Das Leben so leben, wie man möchte, wie es einem guttut? 

Die Kernaussage, würde ich sagen, spiegelt dieses Zitat für mich jedenfalls perfekt wider:
Vergangenheit ist nur Erinnerung, Zukunft nur Erwartung, das wirkliche Leben dagegen findet in ewiger Gegenwart statt. 
Zitat 214


Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


11 Kommentare:

  1. Hi Aleshanee,

    na, Du hast ja mittlerweile einiges von Eschbach gelesen. Da komme ich nicht mit :) Diesen Roman habe ich mir mal auf die Hörbuch-Merkliste gesetzt. Mal schauen, wann ich Lust dazu habe, den Roman zu hören. Er konnte zumindest einigermaßen gut dazu geeignet sein, auch wenn es offenbar nicht der beste Roman Eschbachs war.

    Herzliche Grüße
    Frank

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    1. Joa, das waren schon einige, und das sind ja "nur" die, die ich rezensiert hab :D
      Eins seiner besten würde ich es jetzt auch nicht nennen, aber es klingt definitiv nach. Ich denke immer wieder ein bisschen im Alltag an bestimmte Situationen oder Aussagen aus dem Buch ;)

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    2. Dann hat er doch alles richtig gemacht. :) Das sind in meinen Augen schon besondere Bücher, wenn sie bis in Deinen Alltag nachklingen.

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  2. Hallo,
    dieses Buch habe ich als Hörbuch gehört und ich kannte vorher nur „eine Billion dollar“ von Herrn Eschbach.
    Durch die Inhaltsbeschreibung hatte ich mir viel erhofft. Doch als ich die wenige Seitenzahl gesehen habe, war ich etwas skeptisch.
    Ich fand das Buch im großen und ganzen okay. Die Lebensweisheiten und auch dieses „zwischen den Zeilen“ fand ich wunderbar. Ich hatte den Eindruck das hier mehr unsere Gesellschaft beschrieben wurde und wie man mit dieser umgehen soll/kann, gerade in Bezug auf Leistungsgesellschaft/Wettbewerbsgesellschaft. Das nicht alles Gold ist was glänzt und jede Medaille immer zwei Seiten hat, doch wir immer nur die eine sehen. Es hat mich fast an „Michael Endes Momo“ erinnert mit den Zeiträubern. Vielleicht nicht in dergleichen Qualität und die Sprache und Handlung ist hier für Erwachsene, doch ist hier auch so eine versteckte Message drin. Etwas was man nicht direkt und frei heraus sagen würde, sondern eher in einer „geheimen“ Sprache. Die Idee des Buches ist super. Doch die Story war mir etwas zu einfach, für den Genie Eschbach. Trotzdem bereue ich es nicht dieses Hörbuch gehört zu haben.

    Welches ist dein Lieblingsbuch von Eschbach, aleshanee? Damit ich weiß welches Hörbuch ich dann anfangen könnte, weil ich noch unschlüssig bin.
    Billion dollar fand ich super!

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    1. Bei "dünnen" Büchern bin ich auch immer skeptisch :D Aber manche schaffen es, auch auf wenigen Seiten viel rüber zu bringen!
      Ich hatte mir auch ein bisschen mehr erhofft und es gab immer wieder so Momente, die mir eher als Lückenfüller vorkamen. Andererseits finde ich aber die Botschaft schon sehr gut rübergebracht. Auch weil sie eher hinterrücks daherkommt und ich auch jetzt, ein paar Wochen später, immer wieder mal darüber nachdenke. Grade in unserer konsumgeprägten Welt, all der Hetze und dem Druck von außen - da sollte man sich auch mal Momente nur für sich selbst schaffen :) Ohne was zu tun :)

      Hm, ein Lieblingsbuch. Ich mag viele Bücher von Eschbach - aber das absolute Highlight und für mich ein Meisterwerk ist "Eines Menschen Flügel". Das ist ein sehr dicker Wälzer und auf sehr ruhige Art erzählt. Auf die muss man sich einlassen können. Aber der Weltenentwurf, die Sichtweise auf die Gesellschaft die er hier entwirft, das Zusammenspiel und alles, für mich einfach genial.

      Ansonsten würde ich noch Das Jesus Video und Der Todesengel empfehlen.
      Falls du auch Jugendbücher magst, ist die Science Fiction Reihe Das Marsprojekt auch sehr sehr gut!
      Bis auf Kelwitts Stern mag ich aber eigentlich alle :D

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  3. Huhu Aleshanee :D

    Das Buch habe ich letztens in meiner Hörbuchapp erspäht und schon mal abgespeichert, auch wenn es für einen Eschbach doch irgendwie recht kurz wirkt.

    Ich finde das Thema ja echtt spannend, zum einen denken wir Menschen mitunter ja wirklich, dass es unsere Pflicht ist, gewisse Dinge zu tun, eben weil es alle tun! Spannend ist ja, wenn man das alles mal von außen betrachtet - was Eschbach hier sicherlich mal wieder tut. Es klingt also mal wieder nach einer treffenden Gesellschaftskritik :D Ich bin ja definitiv dafür, dass wir alle mehr für uns selbst tun sollten!

    Ich hab jetzt auch noch zwei Bücher von Eschbach gefunden, einmal "Ausgebrannt" und dann noch "Todesengel", bei letzterem bin ich mir noch nicht so sicher, ob das ein typischer Eschbach ist. Ich werde mal deine Rezi dazu lesen!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Also ich denke mal, dass dir das Thema hier auf jeden Fall zusagen wird xD
      Ich hab in einer anderen Rezension gelesen, hm, den Wortlaut weiß ich nicht mehr, jedenfalls hat derjenige die Botschaft hier definitiv nicht verstanden ^^ Egoismus und so, ist verpönt etc. Einfach weil das Wort so einen schlechten Ruf hat bzw. darin wohl jeder auch was anderes versteht. Etwas für sich selbst zu tun sollte eigentlich selbstverständlich sein.

      Oh Todesengel! Das fand ich echt klasse! Und ja, ein typischer Eschbach :)

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  4. Hallöchen Aleshanee,

    der Autor ist eher für seine Thriller bekannt, richtig? Entschuldige. Ich habe noch nichts von ihm gelesen und wundere mich trotzdem über diese andere Richtung. Erinnert mich von Stil her ein wenig an Matt Haig, wenn ich deine Rezension so lese.

    Liebe Grüße
    Tina

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    1. Hm, ja, meist schreibt er tatsächlich eher Thriller und Science Fiction, das ist schon richtig. Aber in den Thrillern sind eigentlich immer gesellschaftliche Themen mit aufgegriffen. Das ist hier schon etwas eher außergewöhnliches von ihm :)

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  5. Guten Morgen liebe Aleshanee,

    ich habe das Buch jetzt auch gelesen - und fand es großartig! Nicht nur unterhaltsam zu lesen, sondern auch mit guten Botschaften, mir zumindest geht jetzt einiges im Kopf herum - und nein - nicht, wie ich eine Bank ausraube. :-D

    Rezi wird ncoh folgen - vielen Dank noch mal!

    LG Sabine

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    1. Ach wie schön! Das freut mich!
      Dann bin ich sehr gespannt, was du dazu schreiben wirst! :)

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