Dienstag, 28. März 2023

[Sachbuch] Das Leben und das Schreiben von Stephen King

Zum ersten Mal gibt Stephen King Einblick in sein Leben und in die Entstehung seiner Romane und
Geschichten. Lebendig und aufschlussreich berichtet er von Kindheit und Jugend, seinen Sehnsüchten, Ängsten und Glücksmomenten und seiner Lust am Schreiben. Ein so kluges wie sensibles und gleichzeitig packendes Buch über gelebte Literatur.

Das Leben und das Schreiben von Stephen King


Kleine Autobiografie sowie Tipps zum Schreiben
Im Original On Writing -- übersetzt von
Verlag Ullstein -- Seitenzahl 330 -- 1. Auflage Januar 2000





Meine Meinung
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Das Vorwort fand ich schonmal sehr sympathisch. Ich hab Stephen King hier, grade was das Thema Schreiben anbelangt, als recht offen erlebt, weil er zugibt, dass er selbst auch einfach nicht so genau weiß, wie es funktioniert. Man findet hier auch keinen Schreibratgeber oder einen vorgezeichneten Weg, wie man zum besseren Autor wird - sondern lediglich einige Tipps. Diese sind aus dem Schreiballtag von Stephen King - also auch auf ihn zugeschnitten. Das heißt eben nicht, dass sie für andere Menschen genauso gelten oder funktionieren. Man kann sich Anregungen holen - und da waren schon einige gute dabei - aber wie man es im Endeffekt macht, muss man selber herausfinden.

Zu Anfang lernen wir ihn aber erstmal ein bisschen persönlicher kennen. Er erzählt einige Erinnerungen aus seiner Kindheit - wobei er anscheinend nicht mehr wirklich soviel davon weiß. Ich hatte den Eindruck, dass es ein sehr unstetes Leben war ohne ein richtiges Zuhause. Sein Bruder und er sind mit ihrer Mutter recht oft umgezogen, waren dann auch mal bei Tante und Onkel untergebracht und das Geld war immer knapp. 

Besonders spannend fand ich, wie er von seinen ersten Schreibversuchen erzählt. Wie er erstmal immer wieder bei Zeitungen gelandet ist - die vielen Absagen von Zeitschriften für seine Kurzgeschichten und welches Gefühl es war, das erste Mal tatsächlich Geld dafür zu bekommen. 
Auch als er geheiratet hat und seine ersten beiden Kinder zur Welt kamen war viel Arbeit angesagt, um irgendwie durchzukommen und dennoch hat er nie vom Schreiben abgelassen.
Vor allem dieser innere Antrieb, etwas erzählen zu wollen und seine Inspirationen aus allen möglichen zu bekommen. Kleine Wortfetzen, Gespräche, Erlebnisse, aus denen dann eine Idee entspringt. Eine Situation aus der er dann seine Geschichten bastelt. Witzig ist ja, dass er anscheinend nie wirklich weiß, wie es enden wird. Er macht sich anscheinend keinen Grundriss, sondern lässt die Protagonisten entscheiden, wie sie sich verhalten, lässt sie sich entwickeln während dem Schreibprozess, das fand ich total faszinierend. 
Er schreibt nicht für Geld. Und das glaube ich ihm (hat er mittlerweile ja auch nicht mehr nötig) - aber abgesehen davon spürt man sehr gut, dass er seine Berufung gefunden hat in dem was er tut. Das merkt man auch wenn er berichtet, dass in jeder Geschichte ein Thema steckt, eine Botschaft, die er anfangs oft selbst nicht weiß und erst erkennt, wenn er seinen Text überarbeitet. Ich denke auch, dass jeder, der schreibt, etwas damit sagen will- warum sollte man es auch sonst tun? Man will etwas erzählen, etwas weitergeben und die Gedanken basteln eine Geschichte darum herum, die anderen Menschen etwas näherbringen möchte. 

Im zweiten Abschnitt geht es viel um die Grundlagen, die man als Schriftsteller mitbringen sollte. Ich hab ja schon ein paar andere Schreibratgeber gelesen und da widerspricht er sich mit einigen, aber wie ich anfangs schon sagte, ich denke, dass da jeder seinen eigenen Weg finden muss. Allerdings hat er hier schon einige wichtige Tipps im Gepäck, die wirklich hilfreich sind. 

Sprache muss nicht immer mit Krawatte und Schnürschuhen daherkommen. Beim Schreiben geht es nicht um den korrekten Gebrauch der Grammatik, sondern darum, es dem Leser gemütlich zu machen und ihm eine Geschichte zu erzählen. Im Idealfall vergisst er sogar, dass er überhaupt eine Geschichte liest.
Zitat Seite 148

Das fand ich besonders schön. Er sagt natürlich, dass Wortschatz und Grammatik wichtig sind, aber jeder seinen eigenen Stil finden sollte und es eben darum geht, den Leser eintauchen zu lassen. Ich selber liebe es auch wenn ich ein Buch anfange, und schon nach den ersten Seiten völlig in der Geschichte bin und alles um mich herum vergesse.

Auch die Überarbeitung ist wichtig und da sagt eigentlich jeder: streichen. Überflüssiges streichen, so dass danach auf jeden Fall weniger Text übrig ist als vorher. Da musste ich schon etwas lachen, denn wenn man so manche dicke Schinken von Stephen King kennt, die ja doch recht langatmige Passagen haben, frage ich mich, wie lang das dann vorher war :D

Sehr interessant auch der Einblick auf die Figuren. Ich finde ja die Charaktere in seinen Büchern immer sehr beeindruckend und selbst Nebenfiguren auf eine Art dargestellt dass man sie sofort einschätzen kann. Man bekommt einen guten Eindruck von ihnen und eine intensive Vorstellung davon, wie sie sind. Witzigerweise legt Stephen King überhaupt keinen Wert darauf, das Äußere zu beschreiben. Wie so gerne leuchtend blaue Augen oder seidig gewelltes braunes Haar usw. Er verlässt sich da lieber auf die Vorstellungskraft seiner Leser, was ich sehr begrüße. Denn egal was oft anfangs vom Aussehen beschrieben wird, hab ich meist eine sehr eigene Vorstellung im Kopf, die sich aus dem Charakter bildet. Oft weiß ich gar nicht, wie ich mir die Person jetzt genau bildlich vorstellen soll, aber das ist mir egal, weil mir das Persönlichkeitsbild genügt.

Er hat sehr gehadert mit diesem Buch. Ich glaube, wenn man sonst "nur" Geschichten schreibt und dann plötzlich etwas reales über sich selbst schreiben soll - dazu sachliche Tipps über das Schreiben. Dazu kam dann ja auch noch sein Unfall, der ihn aus der Bahn gerissen hat und ein sehr einschneidendes Erlebnis war. Ich fand schon dass man spürt, dass dieses Buch ihm nicht so leicht von der Hand ging wie seine Romane, aber dennoch war es kurzweilig und gut zu lesen. Die Einblicke in sein Leben haben gezeigt, wie sehr er kämpfen musste und wie ihn das Schreiben immer wieder vorwärts gedrängt hat und dass ihn das bis heute nicht losgelassen hat. 


Meine Bewertung
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12 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    schöne Worte zu einem tollen Buch! Ich finde Stephen King sehr sympathisch und mag es recht gern, wenn er ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert. Dieser Fundus an Geschichten, der in ihm schlummert, ist einfach nur gigantisch. Zum Glück hat er sich durchgekämpft und lebt seinen Traum vom Schreiben.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Dankeschön!
      Ich glaube, er musste schon sehr viel kämpfen um so weit zu kommen - und ich freu mich sehr für ihn dass er es geschafft hat, seinen Impuls leben zu können. Wenn man so einen Drang in sich hat, zu schreiben und davon dann auch noch leben zu können, ist großartig und ich hab mich sehr gefreut, dass er uns hier einen kleinen Einblick gewährt, wie er diesen Weg gegangen ist :)

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  2. Hallo liebe Aleshanee,

    ich habe das Buch vor Ewigkeiten gelesen. Leider erinnere ich mich nicht mehr an einzelne Passagen. Ich weiß aber noch, dass ich damals sehr begeistert war.

    Du hast hier ein sehr schönes Zitat für die Rezension ausgewählt.

    Und was das Streichen betrifft: Ich kann sehr gut verstehen, dass du da schmunzeln musstest :o))))))

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Dankeschön liebe Tanja <3
      Ja, das Zitat fand ich so schön passend! Überhaupt hat er einige wichtige Punkte angesprochen, die für das Schreiben wichtig sind.
      Und ja, das Kürzen, da musste ich wirklich lachen wenn man an manche Bücher von ihm denkt - welches Ausmaß die wohl vor den Kürzungen hatten? :D

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  3. Hallo Aleshanee,

    mh, weiß nicht, ob das Buch was für mich wäre (ich kenne es also nicht :)). Es steht auch nicht auf meine Liste noch zu lesender Kingscher Romane, von denen es ja noch immer zahlreiche gibt. Aber klar, in seinen Vorworten hadert er ja oft genug mit sich und seinen Kritikern und seinen eigenen Romanen.

    Viele herzliche Grüße
    Frank

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    1. Hi Frank!
      Da hab ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt :)
      Im Vorwort hadert er nicht mit sich - sondern stellt einfach klar, dass er kein allwissender Schreiber ist und seine Sache einfach so macht, wie er es für richtig hält.

      Gehadert hat er eher mit diesem Buch an sich, auch weil sein schwerer Unfall dazwischenkam - und weil es natürlich ganz etwas anderes war als seine "üblichen" Geschichten.

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  4. Huhu Aleshanee :D

    Das Buch möchte ich ja schon seit Jahren lesen, aber bisher ist es mir leider nicht über den Weg gelaufen. Ich denke, gerade für Autoren beinhaltet es sicher sehr viele Tipps, ich finde ja schon Kings Vorworte immer sehr inspirierend. Toll ist ja, wenn Schriftsteller nicht nur ihr Wissen weitergeben, sondern vielmehr auch motivieren können. Schreiben ist halt viel mehr als nur einem groben Muster zu folgen, man muss sich auch selbst finden. King hat das auf jeden Fall getan!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hi Jessi! Ja es sind einige Tipps dabei - einige davon wirklich wertvoll (wie das Überarbeiten und kürzen - vor allem kürzen, dass sollte sich Herr King ja auch mal vornehmen *lach*) aber recht viel neues hab ich persönlich tatsächlich nicht entdeckt.
      Ich hab aber damals, vor vielen Jahren, als ich selber mal geschrieben hab, sehr gute Tipps auch bei Andreas Eschbach gefunden
      http://www.andreaseschbach.de/schreiben/schreiben.html
      Hier im Untermenü findet man so einiges ;)

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    2. Witzig, dass du Eschbach erwähnst, seine Schreibtipps habe ich vor Jahren auch gelesen und gebe davon auch gerne noch einiges weiter, viel Neues gab es bei ihm aber leider schon lange nicht mehr zu entdecken!

      Schreibst du jetzt nicht mehr? Spannend, dass du auch mal geschrieben hast!
      Ich denke mal, vieles lernt man von selbst im Laufe der Jahre und vieles entwickelt sich eh durch die Schreibstile der Autoren, die man selbst gerne liest.

      Liebe Grüße
      Jessi

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    3. Was meinst du mit "nichts neues von Eschbach"? Von seinen Tipps oder seinen Büchern?

      Nein, ich hab das Schreiben mal versucht, das ist schon viele Jahre her. Es war eine sehr umfangreiche Geschichte und mit den Kindern hatte ich einfach nie die Zeit und Ruhe, richtig daran zu arbeiten. Dann ist es brach gelegen und mittlerweile bin ich da total raus :D Bzw. hab ich jetzt einfach keine Motivation mehr.

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    4. Ja, ich meinte Eschbachs Schreibtipps, da kam irgendwann nichts mehr Neues. Aber interessant finde ich seine Homepage immer noch, ich denke mal, er widmet sich aber mehr dem Schreiben. Gefühlt haut er auch ein Buch nach dem anderen heraus.

      Ich glaube, Motivation ist echt das, was ein Autor am meisten braucht beim schreiben, ich habe auch viele Autoren kennengelernt, die irgendwie aufgegeben haben, saß schreiben muss schon ins eigene Leben passen. :)

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    5. Ja, ich denke, er hat die Schreibtipps mal zusammengestellt und das war es dann. Ich finde ja schon super, dass er das überhaupt gemacht hat, aber er ist halt ein Geschichten-Schreiber und kein Ratgeber :D

      Die Motivation - die kommt von innen raus, denke ich mal. Wie bei jedem Künstler. Man möchte sich ausdrücken, ob in der Musik, in der Kunst, oder eben in Geschichten ... ich hab schon einige Zeit gehadert, dass ich nicht weitermachen konnte. Aber mit vier kleinen Kindern blieb einfach keine ruhige Minute - ich hab zu der Zeit auch so gut wie gar nicht gelesen ;)
      Jetzt sitzen die Prioritäten grade einfach woanders. Ich hab auch nicht mehr so das Bedürfnis zu schreiben wie damals .. vielleicht kommt es wieder, vielleicht auch nicht. Das lass ich auf mich zukommen.

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