Sonntag, 26. September 2021

Das Tagebuch der Jenna Blue von Julia Adrian

 


Das Tagebuch der Jenna Blue von Julia Adrian


Genre Thriller / Drama -- empfohlen ab 14 Jahren

Verlag Drachenmond -- Seitenzahl 259
1. Auflage August 2021




Ich denke darüber nach, meine Schwester zu töten. Ein gespanntes Nylonseil an der Treppe. Eine gelockerte Schindel. Es gibt so viele Arten, den Halt zu verlieren und gleichsam das Leben.

Jenna und Scarlett sind Schwestern – und Feinde bis aufs Blut. Zwischen ihnen entbrennt ein Kampf um Macht und die Wahrheit. Was geschah wirklich, damals vor zehn Jahren, als ihre Mutter am helllichten Tag und ohne eine Spur verschwand? Jenna kämpft gegen das Vergessen und das Schweigen in ihrem eigenen Haus. Doch wenn sie sich selbst schon nicht trauen kann, wem dann? (Verlagsinfo)
 
 
Meine Meinung
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Das Geheimnis eines Sommers, 
ein paar Wochen nur, 
im Leben zweier Schwestern, 
die alles verändern.

Jenna ist 7 Jahre alt, als ihre Mutter verschwindet. 
10 Jahre später ist der Hass in ihr soweit gewachsen, dass er sie innerlich zerfrisst. Nur in ihrem Tagebuch kann sie sich öffnen und ihre Gefühle offenbaren, denn im Schatten ihrer Schwester lebt sie im Unsichtbaren, im nicht gesehen werden, ohne Freunde und einer Familie, in der alles zerbrochen scheint. 

Es ist nicht der Hass auf die Mutter, die sie immer noch finden möchte, sondern die Unversöhnlichkeit mit ihrer Schwester Scarlett, die, obwohl 1 Jahr jünger, beständig im Mittelpunkt steht und ihr die Luft zum Leben raubt. 

Die Beziehung der beiden steht im Mittelpunkt und man merkt schnell, wie sehr Scarlett das Leben ihrer Schwester beeinflusst. Wie ein Licht, das die Motten umschwirren, genießt Scarlett die Aufmerksamkeit und weiß sich in Szene zu setzen. Dazu kommen kleine Sticheleien, Gemeinheiten, die Jenna einstecken muss, weil sie verlernt hat, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Sie hat sich zurückgezogen, in sich selbst und schürt damit den brodelnden Groll und die Bitterkeit, die ihr Leben prägen. 
 
Stets habe ich darunter gelitten, in Scarletts Schatten zu stehen - und darüber verkannt, dass wir alle zu kämpfen haben. Wie abhängig wir davon sind, dass andere uns sehen, akzeptieren und lieben. Wir dursten geradezu danach.
Zitat Pos 1955
 
Julia Adrian erzählt die Geschichte in kurzen Kapiteln, abwechselnd mit kleinen Abschnitten aus Jennas Tagebuch, die sich mit den aktuellen Ereignissen abwechseln. Ein Sommer, eine Party im Bootshaus, ein Spukhaus und zwei neue Nachbarn entwickeln sich zu einer fatalen Kette von Situationen, die schließlich zu eskalieren drohen. 
Ich kenne von der Autorin bisher nur ihre Trilogie "Die dreizehnte Fee" und war hier schon von ihrem märchenhaften, ja poetischen Schreibstil total angetan. Auch hier hat sie es wieder geschafft, mich von der ersten Seite an zu fesseln! Sie schafft eine anziehende, dramatische und berührende Atmosphäre, aber alles auf subtile Art mit vielen Zwischentönen, die mich völlig in Jennas Bann gezogen hat. 
Sogar Märchenelemente tauchen auf, mühelos verwoben mit der sanften und drängenden Art düsterer Melancholie, die mich beim Lesen so sehr in die Geschichte hineingesogen haben. 

Das Schicksal von Jenna geht einem beim Lesen sehr nahe. Sie leidet, verzweifelt, hofft und resigniert und selbst als sie endlich wahrgenommen wird, ist da wieder Scarlett, die sie beeinflusst und einen dunklen Schatten auf ihre Träume wirft. 
Aber die Autorin zeigt am Ende auch die andere Seite, das, was man nicht sieht, weil man geblendet ist vom Licht, sich täuschen lässt vom Schein, der schließlich auch nur ein Schutz ist, ein Blenden, eine Ablenkung von dem, was im Dunkeln liegt.
 
... und weiß zugleich, dass wir mehr sind als die Facette, die wir zeigen, mehr als der Abschnitt eines Lebens. Wir wandeln uns fortwährend, jeden Tag, jeden Moment. Jedes Gespräch lässt uns verändert zurück.
Zitat Pos 

Julia Adrian verrät im Nachwort, dass sie die Grauzonen liebt - keine klaren Strukturen von strahlenden Helden oder grausamen Bösewichten, sondern grade die vielfältigen Facetten, die die Charaktere prägen. Aus der Vergangenheit, die uns formt, aus Ereignissen, die unseren Weg bereiten, aus Erinnerungen, die wir entweder festhalten oder verdrängen, und somit jeder nur versucht, sein Sehnen nach Liebe zu erfüllen. 

Ich fand alle Figuren großartig gezeichnet und auch die Hintergründe, die nach und nach zum Vorschein kommen, perfekt verknüpft - auch wenn sie am Ende auf mich etwas zuviel in ihrer Summe wirken und man etwas aufpassen muss, um nicht durcheinander zu kommen, sind solche Verstrickungen oft auch genau die Verkettung, die das Leben schreibt. Dazu kommt, dass man nie weiß, was als nächstes passiert, was eine große Sogwirkung erreicht.
Ein faszinierender Einblick in die Beziehung zweier Schwestern, in der Hass und Tragödie mit subtilen Thrillerelementen und großartigem Schreibstil umgesetzt wurden.
 
 
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den netgalley für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
 
 
Ebenfalls rezensiert von
 
 
 
 
 
 
Ebenfalls von der Autorin gelesen und begeistert gewesen von der Trilogie

Die dreizehnte Fee [meine Rezension]






13 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    das hört sich für mich nach einem sehr eindrucksvollem Roman an. Ohne deine Rezension wäre ich bestimmt nicht darauf aufmerksam geworden, obwohl es insgesamt reizvoll klingt. Ich setze das Buch mal unter Beobachtung.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Das freut mich sehr! Ich fands wirklich großartig! Den Stil muss man mögen... auch wenn er natürlich nicht genauso ist wie in der 13. Fee merkt man trotzdem Ähnlichkeiten. Ich wollte eh schon länger endlich wieder was von der Autorin lesen :)

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    2. Ich habe noch nichts von der Autorin gelesen, doch allein das Thema laut Klappentext spricht mich sehr. Mittlerweile habe ich mir das eBook gegönnt. XD Mal schauen, wann ich dazu komme. :)

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    3. Oh wie cool! Na dann bin ich gespannt und hoffe, es kann dich genauso begeistern. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es was für dich ist :)

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  2. Hallo Liebes,
    ich fand dsa Buch auch unglaublich toll, obwohl ich gestehen muss, dass es das erste Buch war, dass ich von der Autorin gelesen habe.
    Ich habe es auf meinem Blog auch rezensiert und geliebt. ♥

    Das Tagebuch der Jenna Blue


    Liebe Grüße
    Mella

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    1. Hi Mella! Freut mich sehr dass dir das Buch auch so gut gefallen hat!
      Wenn du Märchen Adaptionen magst, solltest du unbedingt auch die 13. Fee von ihr ausprobieren :)

      Dein Link führt mich leider auf eine nicht vorhandene Seite auf deinem Blog?

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  3. Hallo liebe Aleshanee,
    hättest du es nicht in der Rezension geschrieben, wär mir vermutlich gar nicht aufgefallen, dass es sich um die Autorin von die 13.Fee handelt. Von der Reihe habe ich bislang nur den ersten Teil gelesen, der mir aber sehr gefallen hat. Besonders angesprochen hat mich gerade die Art, wie die Autorin ihre Charaktere darstellt.
    Thematisch klingt die Geschichte ja schon sehr gruselig. Passt natürlich auch gut zum Herbst.

    Ich habe jetzt vor endlich mal den Pepper Man zu lesen, den ich mir im letzten Jahr ja aufgrund deiner sehr genialen Rezension gekauft habe.

    Auch habe ich endlich Krabat aus dem Riesen-Sub befreit (lag natürlich ganz unten ;o)). Wenn du magst, kannst du mir nochmal die geplante Aufteilung zukommen lassen. Dann schaue ich nochmal, ob in meinem Buch die Abschnitte ähnlich positioniert sind.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Naja, wirklich gruselig ist es nicht, aber eine latente Spannung gibt es schon, wobei es mir für einen "Thriller" eigentlich zu wenig ist. Aber ich hab das auch nicht als Thriller gelesen ...
      Wenn du ihren Stil magst und dich die Handlung anspricht, könnte es dir auf jeden Fall gefallen :)

      Ohhh, Pepper Man, da bin ich echt gespannt, weil ich fands ja schon recht heftig teilweise. Je nachdem, "wie" man es liest und was man reininterpretiert. Aber wenn ich mir den englischen Buchtitel anschaue, ist es eigentlich klar, also guck lieber vorher nicht ^^ Es ging mir jedenfalls sehr nahe und war stellenweise nicht einfach zu verdauen.
      Manche haben das allerdings gar nicht so gesehen wie ich, deshalb bin ich umso neugieriger, wie es dir damit gehen wird.

      Bei meinem Krabat ist das Buch ganz simpel eingeteilt in "Das erste Jahr", "Das zweite Jahr" und "Das dritte Jahr"

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  4. Hey Alex,
    danke für die schöne Buchvorstellung, die mich auf jeden Fall neugierig gemacht hat! Ich habe Die dreizehnte Fee ja auch schon länger im Blick, bin bisher jedoch nie dazu gekommen, was von der Autorin zu lesen.
    Die Mischung, die hier enthalten ist, könnte mich auf jeden Fall auch ansprechen, auch wenn du sagst, dass es am Ende in der Summe fast etwas viel war.
    Dass man nah bei der Protagonistin ist und intensiv in ihre Situation eintaucht, stelle ich mir bei den Gedanken, die da vorherrschen besonders interessant vor.
    Liebe Grüße
    Dana :)

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    1. Freut mich dass du das Buch ins Auge gefasst hast! Ich fand es wirklich sehr intensiv und fesselnd und ich mag halt einfach auch den Stil der Autorin sehr!

      Es ist schon sehr verstrickt alles, aber man kommt schon gut damit klar. Denke ich. Es gibt schon viele Verwicklungen, aber (für mich) wichtiger waren die Charaktere selber und das toxische "Spiel", das sich hier durch die Seiten zieht.
      Das war auch wirklich sehr faszinierend zu verfolgen, da hab ich gerne über das Ende hinweggesehen, dass etwas "to much" für mich war. Andere haben das Ende ja auch perfekt gefunden.

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  5. Liebe Aleshanee

    Wooow, so ein interessantes Buch, vielen Dank für die Empfehlung, ich würde am liebsten sofort mit dem Lesen beginnen und habe mir das Buch auf die Wunschliste gepackt.

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Das freut mich sehr :)

      An dieser Stelle mal herzlichen Dank, heute hast du dich ja richtig ausgetobt in den Kommentaren :D Das freut mich!

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  6. Guten Abend Aleshanee,

    als ich deine rezension las, dachte ich, das klingt fast als wären die beiden eher Stiefschwestern, die sich nicht ausstehen können - milde ausgedrückt. Es ist so traurig, wenn Geschwister so miteinander umgehen.
    Ich glaube dir auf jeden Fall sofort, dass die Geschichte tiefgründig, melancholisch und fesselbd ist.

    Liebe Grüße
    Tina

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