Freitag, 7. Juli 2023

[Märchenadaption] Frau Holles Labyrinth von Stefanie Lasthaus

Als Mary zum einundzwanzigsten Geburtstag ihrer jüngeren Schwester Moira nach Hause aufs Land fahren muss, ist sie nicht gerade begeistert. Nach dem Tod der Eltern sind die beiden Schwestern bei ihrer strengen Tante aufgewachsen, die Moira immer bevorzugt hat. Als diese zum Geburtstag nun auch noch die Kette ihrer verstorbenen Mutter bekommt, ist Mary zutiefst verletzt. Die Schwestern geraten in einen Streit, bei dem das Amulett in den Brunnen im Garten ihrer Tante fällt. Mary bleibt nichts anderes übrig, als hinterherzuklettern. Doch als sie unten ankommt, ist sie nicht mehr in ihrer Welt, sondern in Frau Holles Labyrinth – einem düsteren, gnadenlosen Reich, in dem die Menschen keine Erinnerungen mehr an das haben, was ihnen einst lieb war. Für Mary beginnt ein brutaler Kampf ums Überleben ...






Frau Holles Labyrinth von Stefanie Lasthaus


Genre Märchenadaption von Frau Holle

Verlag Heyne --- Seitenzahl 429 --- 1. Auflage Dezember 2022



Meine Meinung
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Bei Märchenadaptionen bin ich immer neugierig und dieses wundervolle Cover hat mich sofort neugierig gemacht! Auch hatte ich von Stefanie Lasthaus schon "Frostmädchen" gelesen, das mir sehr gefallen hat!

Die Geschichte beginnt in unserer Welt, als Mary sich zusammen mit ihrem Kater aufmacht, um ihre jüngere Schwester Moira zu besuchen. Die beiden haben nicht das Beste Verhältnis, denn seit ihre Mutter verschwand lebten sie zusammen bei Tante Eve, die Moira immer bevorzugt hat. Was aber an Moiras Talent liegt, denn dadurch mögen andere Menschen sie - auch wenn sie ein fauler und unsensibler Typ ist. 
Einzig Mary kann diesem Zauber widerstehen, aber trotzdem sie ihre Schwester liebt, hat sie dadurch nie eine gute Beziehung aufbauen können. 

Man merkt schon die Bezüge zu dem Märchen von Frau Holle - mit den beiden Schwestern, von denen eine geliebt, die andere schlecht behandelt wird. Auch die anderen Details wie den Brunnen, das Brot, die Äpfel und natürlich Frau Holle sind darin zu finden. Nebenbei eingeflochten oder auch mit einer starken Präsenz, denn die Welt, in die Mary "fällt" ist von Düsternis und Trostlosigkeit geprägt. 

Natürlich ist sie völlig verwirrt, bis sie tatsächlich begreift, dass sie tatsächlich in einer Welt gelandet ist und sucht verzweifelt nach einem Rückweg. Die Menschen hier sind verhärmt und ängstlich. Es scheint eine ständige Bedrohung über ihnen zu hängen, wie die dunklen Wolken, die Nacht und Tag kaum voneinander unterscheiden lassen. 
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Menschen hier keine besonderen Fähigkeiten haben. In Marys - also unserer Welt - hat jeder eine Begabung. Die Einfälle hierzu was jeder so speziell tun kann fand ich sehr originell. 
Hier aber, in der farblosen und tristen Welt, scheint alle Magie abhanden gekommen zu sein. Und was Mary besonders zu schaffen macht: ihre Erinnerungen verflüchtigen sich. 

Wie das alles mit Frau Holle zusammenhängt fand ich sehr spannend. Während anfangs noch der Zusammenhang mit dem Märchen sehr klar herauszulesen war, entwickelte es sich in eine andere, sehr interessante Richtung, die mit vielen einfallsreichen Elementen daherkam. 
Das dunkle, düstere wird hier sehr präsent, während oftmals der Schein trügt und Mary oft gar nicht mehr weiß, wem sie trauen kann. 

Mary war mir sympathisch, denn mit ihrer Vergangenheit zu leben hat aus ihr einen sehr vorsichtigen Menschen gemacht, der nur sich selbst vertraut. Es wirkt authentisch, wie sie langsam begreift, was ihr passiert ist und was in dieser seltsamen Welt passiert. Auch ihre Liebe zu ihrer Schwester war für mich glaubwürdig - auch wenn Moira wirklich ein sehr hässliche Charakterzüge hat, aber zum Glück hat sie auch nur wenige Auftritte bekommen. 

Die Handlung kam auch (fast) ganz ohne Liebesgeschichte aus, was mich sehr gefreut hat. Das muss einfach nicht immer sein und die Geschichte hat auch ohne super funktioniert. Es war auch genug los, so dass das gar nicht gefehlt hat. 

Die Idee, was die "Erinnerungen" betrifft, die hier eine zentrale Rolle spielt, fand ich sehr interessant. Was sind wir ohne sie? Ist es manchmal besser, zu vergessen oder sich zu entsinnen. Hilft es oder schadet es? Und was, wenn man die Hälfte plötzlich nicht mehr weiß - ist man dann noch derselbe Mensch? 

Ab und an gab es kurze, so eine Art Tagebucheinträge am Anfang der Kapitel. Die fand ich eigentlich überflüssig, da sich alles, was darin stand, eigentlich aus dem anschließenden weiteren Text eh ergeben hat. Aber das nur so am Rande :)
Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen und mich von Anfang bis Ende gefesselt! Ein toller Schreibstil, der alles sehr anschaulich schildert und viele Rätsel, die am Ende ein rundes Bild ergeben. Auch der Schluss hält noch eine bittere Überraschung bereit - entdeckt man selten und fand ich sehr gut gelöst!


Meine Bewertung
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Eine weitere Märchenadaption erscheint Ende des Jahres

Schneewittchens dunkler Kuss



Viele Legenden ranken sich um das sogenannte Dunkelvolk, das einst sein Unwesen trieb und den Lebenden ihre Herzen nahm. Inzwischen ist das Dunkelvolk verschwunden, doch die wenigen Menschen, die über eine magische Gabe verfügen, werden immer noch mit den düsteren Wesen in Verbindung gebracht. Die 23-jährige Cyntha ist die Tochter einer Magiebegabten, und auch ihr begegnet man im Dorf mit Misstrauen. Als der Earl of Falstone um ihre Hand anhält, bleibt ihr nichts anderes übrig, als seinen Antrag anzunehmen. Auf dem Gut ihres Zukünftigen angekommen, lernt Cyntha ihre Stieftochter Snow kennen – eine junge Frau von betörender Schönheit. Dann werden die Ländereien des Earl immer häufiger von einem eigenartigen Nebel heimgesucht, Menschen verschwinden spurlos, man findet Tote, denen das Herz herausgerissen wurde. Ist das Dunkelvolk zurückgekehrt? Und warum verhält sich Snow so eigenartig? Cyntha muss sich auf ihr eigenes magisches Erbe besinnen, um das Böse, das in ihre Mitte getreten ist, aufzuhalten.


11 Kommentare:

  1. Moin Aleshanee,
    ich hab ja noch nie eine Märchenadaption gelesen, aber diese zwei haben nun doch meine Neigier geweckt und sind kurzer Hand direkt auf meine WuLi gelandet :)
    Vielen Dank für deine interessante Rezi! ^^

    Wünsche ein schönes und sonniges (Lese)Wochenende!
    Liebe Grüße,
    Su

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    1. Ach man, nicht aufgepasst und "Inkognito" reingekommen. 😂

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    2. Mittlerweile gibt es ja wirklich viele Märchenadaptionen.
      Viele davon sprechen mich nicht so an, weil mir da einfach zu viel Romantik und Dramatik mit reingebracht wird, das ist dann einfach nicht so meins :)

      Aber wenn es eher in die düstere Richtung geht mag ich das sehr, freut mich wenn ich dich neugierig machen konnte!

      Winters zerbrechlicher Fluch von Julia Adrian kann ich dir da auch sehr empfehlen (ist eine Trilogie)
      Die Schneekönigin von C. E. Bernard
      Der Kinderdieb von Brom
      Dornenthron/Narrenkrone von Boris Koch
      Frostfeuer von Kai Meyer
      Ash von Malinda Lo
      Haus der Tausend Spiegel von Susanne Gerdom
      Der geheime Name von Daniela Winterfeld
      Die Luna Chroniken (4 Bände) von Marissa Meyer

      Das sind so meine Favoriten in dem Bereich :)

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    3. Irgendwie biste ja ein klein wenig fies, mir hier noch mehr vorlegen ........ :D
      Wede mir die mal näher anschauen, mal sehen was dann nocch auf meiner WuLi oder in den Einkaufswagen landet. ^^

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    4. Das wird dich sicher nicht alles reizen :) Aber vielleicht sind ja 1-2 dabei, die du dir gerne näher anschaust ^^

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  2. Hallo Aleshanee,

    das hört sich auch gut an. Ist es mit Christina Henry vergleichbar oder viel mehr in Richtung Fantasy verankert?

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Also auf gar keinen Fall wie Rotkäppchen :D
      Wobei ich Fantasy jetzt nur nennen würde, weil es sich eben an das Märchen anlehnt und nicht real ist. Hier ist alles schon etwas näher an Märchen dran, wie der Sprung in den Brunnen und die "unterirdische" Welt.
      Aber es gibt hier keine Zauberer, Magier, Elfen oder sowas, in die Richtung geht es gar nicht. Die Autorin hat schon viele Elemente aus dem Märchen gebraucht, aber eben auch was eigenes draus gemacht. Es ist schwer zu beschreiben.

      Ich weiß ja, dass du Fantasy nicht so gerne magst, aber das ist hier echt schwer einzuschätzen. Vielleicht kannst du mal in eine Leseprobe schnuppern?

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    2. Ich glaube fast, dass es nichts für mich ist. Aber ich muss ja nicht alles gelesen haben.

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    3. Die Richtung ist wirklich anders als was du sonst gerne liest, ich denke, das kannst du getrost ungelesen lassen ;)

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  3. Hallo liebe Aleshanee,
    ich war sehr zwiegespalten, was dieses Buch betrifft, zumal ich dazu auch kritische Meinungen gelesen/gehört hatte. Eine Adaption von Frau Holle empfand ich aber durchaus interessant.

    Es freut mich, dass dir die Geschichte so gefallen hat. Den Gedanken, was wäre, würde man seine Erinnerungen nicht mehr haben, finde ich spannend. Für mich ist dieser Gedanke sehr gruselig. Aber sicherlich verschwinden ja nicht nur die positiven, sondern auch die negativen Erlebnisse aus dem Gedächtnis. Sowas kann vielleicht auch erlösend sein und eine Möglichkeit für einen Neuanfang bieten.

    Sehr interessantes Thema. Du hast mich neugierig gemacht.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ich hab ja "damals" auch Frostmädchen von der Autorin mit Begeisterung gelesen - und da gab es auch viele negative Kritik... deshalb war ich mir eigentlich sicher, dass mir das hier auch wieder gefallen wird und ich mochte es wirklich sehr :)
      Vielleicht kannst du ja mal reinlesen oder dir eine Leseprobe runterladen, damit du merkst, ob dir ihr Stil taugt.

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