Samstag, 20. Januar 2024

Hotel Zum verunglückten Bergsteiger von Arkadi & Boris Strugatzki

Eigentlich möchte Polizeiinspektor Glebski nur Urlaub machen. Doch die anderen Hotelgäste, mit denen er im Hotel Zum verunglückten Bergsteiger untergebracht ist, entpuppen sich als ein Haufen schräger Vögel. Da wären unter anderem das Millionärsehepaar Moses, Brun, ein kleiner Junge – oder ein Mädchen (man weiß es nicht so genau), der unscheinbare Olaf Andvarafors und der vermeintlich lungenkranke Anwalt für Minderjährige namens Hinkus. Und als wäre das nicht genug, munkelt man, dass der Geist eines verunglückten Bergsteigers hier herumspukt. Fehlen nur noch Außerirdische und die Mafia. Aber die lassen auch nicht mehr lange auf sich warten …

Für diese Neuausgabe hat Erik Simon Originaltext mit Übersetzung genau abgeglichen, einen erheblichen fehlenden Teil ergänzt (die Übersetzung der deutschen Erstausgabe wurde anhand einer gekürzten, in Russland in einer Art Heftroman veröffentlichten Version angefertigt) und kleinere wie größere Fauxpas der Übertragung ausgebessert.

Ein schräger, witziger und rasanter Alien-Thriller – ein Muss für alle Leser der russischen Science-Fiction-Autoren.


Hotel Zum verunglückten Bergsteiger von Arkadi & Boris Strugatzki


Im Original (russisch) Отель «У Погибшего Альпиниста»
übersetzt von Ruprecht Willnow
Genre Science Fiction/Krimi - Russland

Verlag Golkonda --- Seitenzahl 250 --- 1. Auflage im Original Januar 1970


Meine Meinung
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Ich bin durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden, das mich direkt angesprochen hat! Dazu kam der witzige Titel und das kleine Hotel zwischen den beiden Bergtürmen, zusammen mit der Science Fiction Variante eines Thrillers, wobei man hier eher von einem Krimi sprechen muss, haben mich sehr neugierig gemacht. 

Bei Büchern die schon etwas älter sind sollte man sich auf einen etwas anderen Schreibstil einstellen, als heute meist üblich ist und hier haben die Brüder Strugatzki auch definitiv einen ganz eigenen Rhythmus, an den man sich erst gewöhnen muss. Witzigerweise wirkt er trotz der etwas spröden Art sehr anschaulich und man fühlt sich direkt zurückversetzt in die damalige Zeit und zu dem Schauplatz. In die Einsamkeit der verschneiten Berge und den skurrilen Gästen ausgesetzt, mit denen es der Protagonist, Peter Glebski, zu tun bekommt.

Peter ist Polizeiinspektor und freut sich auf seinen lange überfälligen Urlaub. Fernab der Arbeit und der Familie möchte er einfach nur ausspannen, lange Ausflüge machen und abends am Kaminfeuer einen Cognac genießen. 
Allerdings verhindern das die anderen Gäste, denn Peter befindet sich in einer äußerst ungewöhnlichen Gesellschaft von höchst eigentümlichen Figuren. Der alternde Zauberer du Barnstocre zum Beispiel mit seinem Neffen bzw. seiner Nichte - so genau weiß man das nicht... Der immer dröhnend lachende Simon Simonet, dessen Humor allerdings oft fehlschlägt, der voluminöse Herr Moses mit seiner zierlichen Frau, die die Männerherzen höher schlagen lässt - und zwei neue Besucher, die ebenfalls seltsame Anwandlungen haben. 

Mit dem Wirt versteht sich der Inspektor aber sofort und bekommt von ihm auch direkt die mysteriösen Vorkommnisse präsentiert, die dieses Hotel heimsuchen. Merkwürdige Geräusche, verschwundene Gegenstände und seltsame Erscheinungen, die natürlich auf den verunglückten Bergsteiger und dessen Geist zurückzuführen sein sollen, der dem Hotel den Namen gegeben hat. 

Die Einführung und das Sammeln der Gäste bzw. deren Vorstellung dauert etwas. Ich fand es aber durchaus interessant, alle erstmal kennenzulernen um dann, wenn der Mord passiert, besser einschätzen zu können, wer wohl als Täter infrage kommt. 
Peter Glebski als Inspektor war natürlich sofort zur Stelle und die Ermittlungen wirkten spannend, wenn auch manchmal etwas verwirrend. Das kam durch die rätselhaften Umstände zustande, aber auch, weil ich manchmal selber etwas desorientiert war. 

Da man von Anfang an weiß, dass man hier im Science Fiction Genre unterwegs ist, war meine Erwartungshaltung in der Richtung recht hoch, weshalb ich etwas enttäuscht war, dass man hier so spät darauf eingegangen ist. Es schürt natürlich auch die Spannung, weil man nicht weiß wie und warum, aber ich hätte mir in der Richtung doch noch etwas mehr erwartet.

Es ist definitiv eine außergewöhnliche Geschichte, die ihren Fokus vor allem auf die Charaktere legt, die absolut schrullig sind und in keine Schublade passen. Die Aufklärung des Mordes wirkt eher improvisiert und zieht sich etwas, wodurch das Ende fast ein bisschen zu kurz kommt. Insgesamt hatte ich aber viel Spaß an dieser ausgefallenen Story :) 

"Ich glaube an alles, was ich mir vorstellen kann, Peter. An Zauberer, an den Herrgott, an den Teufel, Gespenster ... Fliegende Untertassen ... Wenn sich das menschliche Gehirn das alles vorstellen kann, dann existiert das alles irgendwo, wozu hätte das Hirn sonst diese Fähigkeit?"
Zitat Seite 37



Meine Bewertung
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3 Kommentare:

  1. Hallo liebe Aleshanee,
    wie du ja weißt, greife ich eher selten, bis gar nicht zu den Genres Thriller + Krimi. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich mit dem Genre, in dem ich gerne lese schon kaum noch rund komme. Es gibt einfach so viele Bücher, die man gerne lesen möchte. Würde ich jetzt noch weitere Genres mit in die Leseliste aufnehmen, wäre ich vermutlich maßlos überfordert. Und doch hast du mich hier gerade mit deinen Worten extrem neugierig gemacht.

    Das Cover fand ich vom ersten Moment auch sehr ansprechend. Und dann hast du vom Setting berichtet, was mich schon neugierig gemacht hat und den Schreibstil erwähnt. Ein besonderer Schreibstil ... damit kriegt man mich, wenn er denn gut gemacht ist. Das kann natürlich auch genauso gut nach hinten losgehen. Hier hat es aber scheinbar extrem gut funktioniert.

    Letztlich war es aber die Beschreibung der Figuren, die mir den "letzten Rest" gegeben hat. Da der SuB schon so voll ist, werde ich das Buch vermutlich - erstmal - nicht lesen. Aber du hast mir mit deiner Rezension ein wahres Vergnügen bereitet. Das klingt nach einem Geheimtipp, den man sich merken sollte!

    Und das Zitat ... hervorragend gewählt. Auch das macht richtig Lust auf das Buch.

    Ich danke dir für diese hochinteressante und sehr gelungene Rezension/Buchvorstellung.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja, mich nur auf ein Genre zu beschränken ginge bei mir gar nicht :)
      Ich lese wahnsinnig gerne Fantasy, aber obwohl das ja soviele Untergenres und Schattierungen hat, möchte ich da dennoch viel mehr Abwechslung und bin deshalb sehr gerne auch in anderen Genren unterwegs.
      Dass das meine Leseliste immer wieder sprengt, ist klar :D Aber dadurch wähle ich auch immer sehr bewusst und genau aus, was auf die Wunschliste kommt oder was einziehen darf.

      Ob dir das hier gefallen könnte ... da bin ich grade tatsächlich skeptisch. Ich würde dir hier wirklich raten, in das Buch mal reinzulesen, vielleicht in der Bücherei oder in einer Leseprobe. Das ist schon ein sehr verschrobener Stil, und taugt sicher nicht jedem ;)

      Aber ich freu mich natürlich, dass ich dich mit meiner Rezension so neugierig machen konnte! <3

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    2. Deine Argumentation hat definitv auch was für sich. Bei mir ist es wirklich schwierig: Wenn ich mir immer so die Neuerscheinungsbeiträge von Leni und mir ansehe, dann wächst die Wunschliste schon ungemein. Würde ich da noch Thriller & Co. mit aufnehmen ... meine Güte, da wäre ich ja noch mehr reizüberflutet, als ich das jetzt schon bin ;o) Zumal ich auch das Kinderbuch für mich entdeckt habe ;o)

      Ja, vermutlich macht es Sinn, sich bei solch besonderen Büchern einen Blick in die Leseprobe zu gönnen.

      Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Start ins anstehende Wochenende :o)

      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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