Montag, 25. März 2024

[Klassiker] Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow

Klappentext 

Unglaubliche Dinge geschehen im Moskau der dreißiger Jahre. Berlioz, der Vorsitzende einer Literaturgesellschaft, und Besdomny, ein junger Lyriker, diskutieren an einem Frühlingsabend über die Nichtexistenz Christi. In ihr Gespräch mischt sich ein Fremder, welcher beiläufig erwähnt, dass er nicht nur mit Kant gefrühstückt habe, sondern auch beim zweiten Verhör Jesu durch Pontius Pilatus zugegen gewesen sei.
[...]
Der Teufel selbst ist es, der auf diese Weise den Auftakt zu phantastischen Ereignissen gibt und Moskau in ein Chaos aus Hypnose, Spuk und Zerstörung stürzt - die Heimsuchung für Heuchelei und Korruption. Nur der namenlose Meister, der geniale Schriftsteller und seine Geliebte Margarita bleiben verschont, und ihre unglückliche Liebesgeschichte kann vielleicht doch noch ein gutes Ende finden... 



Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow


Im Original Мастер и Маргарита --- übersetzt von Thomas Reschke
Genre Fabel / Satire / Klassiker
Schauplatz Moskau

Verlag Luchterhand --- Seitenzahl 511 --- 1. Auflage im Original Januar 1967
(begonnen hat der Autor seine Arbeit hieran im Jahr 1929)




Meine Meinung
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Meine Tochter hat mich auf dieses Buch neugierig gemacht und ich war umso gespannter, als sich dann noch eine kleine Leserunde mit anderen Bloggerinnen gebildet hat, so dass wir uns direkt beim Lesen über die Geschichte austauschen konnten. 
Hier könnt ihr direkt nachlesen, was uns durch den Kopf gegangen ist - aber natürlich sind hier eine Menge Spoiler enthalten ;) 

Der Stil ist natürlich gewöhnungsbedürftig. Vor 60 Jahren in Russland geschrieben hat es seinen ganz eigenen Charme der Erzählung, dem ich aber direkt erlegen bin. Zumindest teilweise. Der Autor hat einen sehr sprunghaften Verlauf gestaltet, in dem sich zwar alles um den Satan und seine teuflischen Spielchen dreht, bezieht dabei aber eine Menge Figuren mit ein, die alle auf unterschiedliche Weise darunter zu leiden haben.

Nur kurz werden Berlioz und Besdomny anfangs vorgestellt, als sich auch schon eine Person quasi in der Luft manifestiert. Sie diskutierten gerade darüber, dass "ein Gott" unmöglich existieren kann - was direkt den Teufel auf den Plan ruft. Denn immerhin: wenn es keinen Gott gibt, wie kann es dann den Satan geben?

Berlioz´ Leben war bislang so verlaufen, daß er absonderliche Erscheinungen nicht gewohnt war.
Zitat Seite 13

Während nach und nach die vielen Figuren auf den Satan und seine Helfershelfer treffen, wird auch eine Geschichte über Pontius Pilatus eingeflochten. Eine alternative Geschichte, die ich interessant fand, aber da ich das Original nicht kenne, keine direkten Schlüsse aus den Änderungen ziehen konnte. 
Auch die Verbindung zur Gesellschaftskrititk am Stalinismus war mir nicht so ganz klar, da fand ich die Erklärungen im Anhang des Buches dann aufschlussreich. 
Die Themen, die sich für mich herauskristallisiert haben, waren die die Willkür der Bürokratie, die Ohnmacht gegenüber der Staatsmacht, die schlimmste Sünde "Feigheit", eine Liebe, die den Tod überwindet und schließlich der Teufel, dessen Dasein auch seine Berechtigung hat:

Willst du nicht so gut sein, einmal darüber nachzudenken, was dein Gutes täte, wenn das Böse nicht wäre, und wie die Erde aussähe, wenn die Schatten von ihr verschwänden? Kommen doch die Schatten von den Dingen und den Menschen. Da ist der Schatten meines Degens. Aber es gibt auch die Schatten der Bäume und der Lebewesen. Du willst doch nicht etwa den Erdball kahlscheren, alle Bäume und alles Lebendige von ihm entfernen und deine Phantasie an kahlem Licht ergötzen?
Zitat Seite 448

Die Geschichte ist mir viel Humor gewürzt, an den man sich aber erst gewöhnen muss. Manches war so bizarr und merkwürdig, dass ich es nicht so ganz einordnen konnte, anderes wiederum sehr treffend und auf den Punkt.
Ich mochte vor allem auch die anschauliche Schreibweise, sehr unüblich in ihrer Ausführung für die heutige Zeit, und gerade dadurch mal erfrischend anders!

Unter den Weidenzweigen mit den im Mondlicht sichtbaren puschligen Kätzchen saßen in zwei Reihen dickmäulige Frösche und spielten, sich wie Gummibälle aufblasend, auf Holzflöten einen bravourösen Marsch.
Zitat Seite 309

Mit den russischen Namen hab ich mich manchmal etwas schwer getan. Jeder hat gefühlt 2-3 Namen, dazu kommen noch ein Spitzname, ein Name bei Freunden oder von Behörden etc. aber ich kam schon ganz gut zurecht. Ich hab mir einfach immer einen Namen rausgepickt, mit dem ich die Figur dann verbunden habe.
Die Schauplätze waren interessant, wie zum Beispiel eine gewisse Wohnung, in der Leute auf unerklärliche Weise verschwinden, ein Varieté Theater, in dem die große Verführung stattfindet und ein Irrenhaus, in dem einige Charaktere zusammentreffen. 

Der Meister und Margarita kommen recht spät ins Spiel, sind aber in der zweiten Hälfte sehr präsent. Sie bilden die Ausnahme in dem bizarren Schauspiel, in dem so viele Menschen in dieser großen Stadt eine traumatische Erfahrung machen mussten. Den Part mit den beiden mochte ich sehr gerne und hat am Ende eine berührende Tragik gefunden. 

Der Zensur zum Opfer gefallen wurde dieser Roman erst 1966 in Teilen veröffentlicht (über 20 Jahre nach dem Tod von Michail Bulgakow) und die gestrichenen Szenen kamen erst nach und nach an die Öffentlichkeit.


Meine Bewertung
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2 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    deine Worte zu dem Buch finde ich ebenfalls sehr schön und eindrücklich. Man kann sich recht gut vorstellen, dass es eine etwas andere, bizarre Leseerfahrung ist.

    Ich finde es allgemein toll, dass das Buch im Deutschen aufgelegt wird. Wäre schade drum, wenn diese merkwürdige Geschichte nicht gelesen wird.

    Ein Dank an deine Tochter, dass sie uns auf das Buch aufmerksam gemacht hat!

    Liebe Grüße
    Nicole

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    Antworten
    1. Dankeschön! :)
      Ich werde es ihr ausrichten!
      Sie liest ja auch gerne - aber halt wirklich total andere Bücher als ich.
      Manchmal haben wir auch Gemeinsamkeiten... Der geheime Garten zum Beispiel haben wir beide gelesen oder Unten am Fluss, Animal Farm, Dracula, Siddhartha - sie liest halt eher Klassiker :D Früher hat sie noch vieles gelesen das ich auch gelesen hab, wie der Goldene Kompass, aber das hat sich jetzt gewandelt....

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