Samstag, 21. September 2024

Blue Sisters von Coco Mellors


BLUE SISTERS – das sind die vier Schwestern Avery, Bonnie, Nicky und Lucky Blue. Vier Schwestern, die sich lieben und hassen, die sich umarmen und beleidigen, die sich gegenseitig immer wieder enttäuschen – aber die doch niemals ohne einander leben könnten. 

Das wird ihnen auf eine schmerzliche Art klar, als eine von ihnen stirbt und sie lernen müssen, damit umzugehen. Und so unterschiedlich sie alle sein mögen, gibt ihnen ihr Zusammenhalt die Kraft zum Durchhalten – und die brauchen sie auch, denn jede von ihnen schrammt auf eine andere Weise an Abgründen entlang, die sie zu verschlingen drohen.







Blue Sisters von Coco Mellors


übersetzt von Lisa Kögeböhn
Genre Jugendroman - Drama

Verlag Eichborn / Lübbe -- Seitenzahl 443 -- 1. Auflage August 2024



Meine Meinung
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Dieses Buch hat mich weder vom Cover her angesprochen, noch vom Klappentext - aber daran sieht man mal wieder, dass sich Ausflüge in andere Genres durchaus lohnen und positiv überraschen können!

Wir erleben hier das Porträt von drei Schwestern, die sich irgendwie durchs Leben kämpfen und die tiefe Verbindung, die sie in der Kindheit zusammengeschweißt hat, verloren haben. Ein Jahr ist es hier, dass eine der vier gestorben ist, und das hat bei jeder der anderen einen Riss zur Folge, der schwer wieder zu kitten ist.  

Bevor es im ersten Kapitel mit Lucky losgeht, umreißt die Autorin erstmal alle vier Schwestern und man gewinnt auf den wenigen Seiten direkt einen guten Einblick in alle vier Persönlichkeiten. Danach wird jedes Kapitel aus der Perspektive einer der Schwestern erzählt, so dass man nach und nach miterlebt, welche aktuellen Probleme sie beschäftigen, welche inneren Belastungen sie mit sich tragen und wie sie versuchen, damit klarzukommen. 

Avery ist mit 33 die älteste und damit schon immer als "Mutterersatz" gezwungen, sich um die anderen zu kümmern und sich selbst zurückzustellen. Ihr Versuch, aus dieser Rolle auszubrechen, ist zwar misslungen, aber mittlerweile scheint sie eine gefestigte Person zu sein, eine gut verdienende Anwältin, verheiratet mit einer liebevollen Frau und gut verankert in ihrem Leben.

Aber Avery war nicht solide, nicht wirklich. Die Fassade bröckelte. Nur hatte das bisher noch keiner gemerkt - im Grunde nicht mal sie selbst.
Zitat Seite 84

Bonnie ist 31 und hat ihr Leben durch Disziplin und Willenskraft in den Griff bekommen. Ihr sanftes Wesen versteckt sich hinter der harten Fassade des Boxkampfes, dem sie sich verschrieben hat - doch der Tod ihrer Schwester hat sie in ein tiefes Loch gestürzt. 

Die jüngste ist Lucky mit 26, ein Modell seit Teenagerjahren und sie prägt das typische Bild eines Jet Set Lebens mit viel Party und vor allem Alkohol und Drogen, ohne die sie kaum einen Tag übersteht. Sie wirkt völlig verloren und einsam trotz ihrem turbulenten Leben und den vielen Bekanntschaften, die immer nur Bekanntschaften bleiben. 

Bonnie hätte gesagt, dass man Lucky nur lieben konnte, wenn man ihren Freiheitsdrang akzeptierte. Lass sie kommen und gehen, wie es ihr passt, dann wird sie irgendwann auf deiner Hand landen.
Zitat Seite 43

Auch über Nicky erfahren wir natürlich einiges, die in so jungen Jahren auf tragische Weise ums Leben kam und deren Platz nun leer erscheint und die Schwestern dazu führt, sich nicht mehr vollständig zu fühlen. 

Ich fand den Aufbau äußerst spannend, weil man nach und nach immer tiefer in die Persönlichkeiten der drei eintaucht und man über ihr Leben, ihre Gedanken, Hoffnungen, Träume und Verluste sowie Ängste die ganzen Facetten miterlebt, die uns Menschen prägen und beschäftigen. Die Autorin hat einen guten Blick und findet offene Worte für viele schwierige Themen der Trauer, dem Tod von Angehörigen, Missbrauch, Sucht, Verdrängung und Selbsttäuschung.
Das Einfangen der Stimmungen ist der Autorin grandios gelungen und ich konnte mit jeder der Schwestern sehr mitfühlen und die Verzweiflung spüren, mit all der Last, die sich mit sich herumschleppen, zurechtzukommen. 

Es weckt auf jeden Fall die Empathie, über die Oberflächlichkeit von Menschen und ihre Vorurteile wegzusehen und genauer hinzuschauen. Die Motive von Verhaltensmustern haben nunmal immer tiefere Bedeutungen und Ursachen, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Wenn man sich aber die Mühe macht zu verstehen, entdeckt man die wirklichen Wesenszüge hinter der Fassade und dass sich jeder danach sehnt, gesehen und geliebt zu werden. Und zwar so, wie man ist, ohne sich verstellen zu müssen. 

Die Geschichte lebt für mich von ihrem ungeschönten Blick auf die Wahrheit, auf Momente, die ungefiltert und authentisch direkt ins Herz treffen und die teilweise dramatisch sind, aber auch in bedachtsamen Situationen ihr Gewicht finden und mich tief berührt haben.
Kein einfaches Buch, denn es zeigt die tiefen Täler, die viele Menschen jeden Tag durchschreiten müssen, während die Geschäftigkeit im Alltag an ihnen vorüber fließt, während sie versuchen, auf ihre Weise in dem Chaos zu überleben.


Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


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