Samstag, 11. Juli 2020

Rezension zu Das sternenlose Meer von Erin Morgenstern

Rezension zu Das sternenlose Meer von Erin Morgenstern


Eigentlich arbeitet Zachary Ezra Rawlins an seiner Promotion, doch er kommt nicht weiter. Denn immer, wenn er in der Bibliothek ist, sucht er ein Buch auf, das zwischen den Regalen versteckt liegt. Ein Buch, in dem Zachary eines Tages eine Schilderung seiner eigenen Kindheit findet. Aber wie ist das möglich? Auf der Suche nach dem Geheimnis dieses Buches entdeckt Zachary eine unterirdische Welt voller Bücher am Ufer eines sternenlosen Meers, wo er schließlich eine Verschwörung aufdecken und für die Liebe seines Lebens kämpfen muss.








Sie schuf nicht eine, sondern viele Geschichten. Geschichten innerhalb
von Geschichten. Rätsel und falsche Wendungen und unwahre Enden,
in Stein und Wachs und in Rauch. Pos. 3941




Meine Meinung

Ich hatte vor Jahren mal in Der Nachtzirkus von Erin Morgenstern reingelesen, hab aber gemerkt, dass der Zeitpunkt für das Buch und mich nicht der richtige war und hab es seitdem zur Seite gelegt. Mit ihrem neuen Buch wollte ich einen "Neustart" versuchen und was soll ich sagen: ich bin absolut begeistert!!! 


Es ist sehr ungewöhnlich auf allen Ebenen, die man sich vorstellen kann - und man muss mögen, wie die Geschichte aufgebaut ist, aber man kann sich auf jeden Fall gut zurechtfinden. 
Der rote Faden ist Zachary Ezra Rawlins, ein Student für Neue Medien und Buchliebhaber, der in einem alten Buch ein Ereignis aus seiner Vergangenheit aufspürt. Diese unglaubliche Entdeckung führt ihn in eine verborgene Welt voller Mythen, Rätsel und Geheimnisse. 

Diesem roten Faden kann man wunderbar folgen, denn diese Kapitel sind länger als die kurzen Einblicke, die sich mit seiner Erzählung abwechseln. 
Diese kleinen Einblicke zeigen dem Leser mehr über die unterirdische Welt: wie ihr Geheimnis bewahrt wird, welche Märchen sich darum ranken, welche Figuren darin eine wichtige Rolle spielen und wie sich Zacharys Schicksal mit den Entwicklungen dieser "Welt" verbunden hat.

Das wird alles nach und nach aufgedröselt und man dringt dabei immer tiefer in diese Mysterien ein und ich fand es faszinierend, welche Ideen die Autorin hier mit jedem neuen Abschnitt in einer eigenen kleinen Geschichte eingebracht hat. Die Atmosphäre ist immer besonders, eindrucksvoll und 
mit einem guten Blick für Details, die alles umso wirklicher und lebendiger wirken lassen. Auf eine ruhige und sehr intensive Art, die mich total gefesselt hat. 
Die Liebe zu Büchern und Geschichten ist ein wichtiger Bestandteil, den Erin Morgenstern auf jedwede Weise zum Ausdruck bringt. Es gibt z. B. viele kleine Anspielungen auf bekannte Klassiker oder auch neuere Leser-Lieblinge, Geschichten versteckt in Bonbons oder anderen Variationen und Bücher in jedweder Form, ob als Kulisse, in einzelnen Seiten oder als Stückwerk ... da sind der Fantasie wirklich keine Grenzen gesetzt worden!
Außerdem ein Sammelsurium von Metaphern und Symbolen, die wunderschön eingeflochten sind - auch wenn sie momentan teilweise absolut fragwürdig erscheinen, setzt sich das Muster nach und nach passend zusammen.


"Das ist doch absurd."
"Die Absurdität der Angelegenheit ändert nichts an ihrer Wahrheit." Pos. 5313



Allerdings scheint diese unterirdische Welt etwas zu bedrohen und das bringt auch eine gewisse Unruhe und Spannung in Zacharys "Ermittlungen". Denn während er herauszufinden versucht, was es mit dem Sternenlosen Meer auf sich hat, hat es jemand darauf abgesehen, dieses ... für immer Verschwinden zu lassen.
Auch die Figuren, auf die er trifft haben eine ganz besondere Magie, einen unentrinnbaren Charme,

Der Stil ist wirklich extrem eigen und sicher nicht jedermanns Sache: aber ich liebe ihn sehr! Dieses verworrene, das aber neugierig macht, dieses poetische, was eine ganz besondere Atmosphäre schafft, die vielen kleinen Geschichten, die den großen Zusammenhang erklären, und die Liebe zu Büchern, die aus jeder Zeile spricht ... also mich hat die Autorin damit wirklich sehr eingenommen!



Zachary schält sich eine Mandarine und isst sie beim Lesen,
kleine Schnitze aus Sonnenschein. Pos. 5988



Allerdings hat sie mich mit dem Ende nicht mehr ganz überzeugen können - bzw. nicht mit dem letzten Teil, den fand ich von der Idee her gelungen, aber der Weg im letzten Kapitel bzw. im vorletzten und letzten "Buch" (die Handlung ist in sechs Bücher unterteilt) hat sich etwas verloren. Ich hab nicht mehr so ganz durchblicken können in manchen Momenten und auch wenn ich jetzt weiß, wohin sie wollte, hätte sie das für mich etwas straffen können und grade zum Ende hin klarer machen können.

Trotzdem ein absolut besonderes Buch, das mich tief berührt hat! Ich fand es super schade, dass ich gegen Ende den Faden etwas verloren habe - aber vielleicht, wenn ich es irgendwann nochmal lese,


Ich hab mir so viele Zitate notiert, dass es wirklich schwer war auszuwählen, welche ich euch zeigen soll, aber das hier darf einfach nicht fehlen:


"Sei tapfer", sagt sie. "Sei kühn. Sei laut. Ändere dich niemals für irgendjemand
anderen als für dich selbst. [...] Verschwende deine Zeit nicht mit Leuten,
die dir nicht glauben, wenn du über deine Gefühle sprichst." Pos. 8186




Meine Bewertung

http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%2F5%20Sonnen


Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


Ebenfalls rezensiert von



Das sternenlose Meer

von Erin Morgenstern

Genre Roman / Fantastik
Im Original The Starless Sea
übersetzt von Karin Will

Verlag Blessing --- Seitenzahl 640
1. Auflage Mai 2020



16 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    hm,ich glaube mal die Autorin hat eine kleine Schwäche für die Farben "grau" und "schwarz....denn ihr Roman "Nacht Zirkus" kommt ähnlich daher....

    Die Geschichte vom den Nacht Zirkus hat mich wirklich begeistern können als Leserin.
    Schön das es nun einen neuen Roman von ihr gibt.

    LG..Karin..

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    1. Hi Karin! Ich glaube, bei der Covergestaltung haben die Autoren leider nicht so viel mitzureden, aber stimmt, beide Cover sind dunkel - aber bei Nacht und sternenlos bietet sich das auch an ;)

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  2. Bei dem Titel Nachtzirkus bietet sich das dunkle Cover aber auch an. Ein wirklich wunderschönes Buch. Ob ich diees möchte weiß ich noch nicht, ist ja eine so ganz andere Thematik

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    1. Ich mag ja das Cover vom Nachtzirkus lieber :) Sollte ich jetzt bald wirklich nochmal versuchen!
      Das hier ist wirklich sehr speziell, da würde ich sagen, dass sich ein vorher mal reinlesen wirklich lohnt...

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  3. Ich habe auch mehrmals in Nachtzirkus reingelesen, aber es nie gekauft. Ich glaube, das neue Buch klingt trotzdem nach meinem Geschmack :)

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    1. Da bin ich ja dann gespannt, denn es ist schon äußerst eigen ... einige haben ja nicht gut reingefunden.

      Der Nachtzirkus gefällt mir sicher auch, es war damals wohl einfach der falsche Zeitpunkt. Jetzt bin ich jedenfalls noch neugieriger darauf :)

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  4. Hallo Aleshanee

    Das Buch steht auch noch auf meiner Wunschliste ganz oben. Den Nachtzirkus habe ich noch nicht gelesen, der würde aber schon ewig bei mir rumsubben.

    Ich muss gestehen, das mich gerade das Stichwort "ungewöhnlich" etwas skeptisch macht, denn ich fürchte ja schon jetzt, dass ich mich nicht zurechtfinden werde. Ich habe generell Mühe Büchern zu folgen, die sehr komplex sind und/oder einer ... sagen wir exerimentellen Erzählweise folgen :D Aber vielleicht überrascht mich das Buch hier ja trotzdem positiv? :D Ich bin gespannt!

    Schön, dass dich das Buch so begeistern konnte. Nach deinen anderen geteilten Rezensionen, sind die Bewertungen ja doch sehr hoch aufgefallen, also hoffe ich, dass es mir auch so ergehen wird, wenn ich das Buch mal in die Hände bekommen sollte. :)

    Liebe Grüsse
    Mel

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    1. Mich zieht das Wort "ungewöhnlich" immer total an *lach* Viele Neuerscheinungen grade im Jungend-Fantasy Genre lesen sich irgendwie gleich, deshalb reizt mich eher das, was anders klingt als alles andere.
      Auch vor Komplexität scheue ich mich nicht oder einer "anderen" Art zu erzählen und grade wenn man anfangs noch gar nicht weiß wo es hinführen wird, das macht mich sehr neugierig.
      Aber das ist wirklich sehr schwierig einzuschätzen hier, ob man es mögen wird oder nicht ... vielleicht kannst du ja mal in eine Leseprobe reinschnuppern vorher? ;)

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  5. Ja, wenn es von der Idee her ungewöhnlich ist, habe ich auch absolut nichts dagegen. Schwierig wird es nur, wenn der Erzählstil und/oder der Schreibstil "ungewöhnlich" sind. Ich bin dann doch zu sehr ein Gewohnheitstier, als dass ich mich mit solchen Experimenten anfreunden könnte. :D Ich hab erst kürzlich wieder eine Rezension zu einem Buch gelesen, dessen eine Erzählerperspektive in der "Du"-Form geschrieben war. Damit konnte ich mich leider gar nicht anfreunden - auch wenn ich es versucht habe! :D

    Das mit der Leseprobe ist eine gute Idee, das werde ich machen. Ich hab ja schon öfter gelesen, dass Morgenstern eine ganz besondere Erzählart hat. Irgendwie macht mich das auf der einen Seite auch neugierig :D

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    1. So unterschiedlich ist das ;) Grade ungewöhnliche Schreib/Erzählstile reizen mich, weil sie einfach mal anders sind - ich fühl mich teilweise zu übersättigt von den immer gleichen Mustern und Schreibweisen und freu mich, wenn es mal ganz anders ist und mich überaschen kann :)

      Oh, welches war das denn in der "Du" Form? Weißt du das noch? Das würde mich jetzt total interessieren!
      Ich hatte mal eins von Zoran Drvenkar, ich glaube, das war "Still", das wurde aus drei Perspektiven erzählt, ich glaub, einmal in der Ich-Form, einmal in der Du-Form, und einmal als Erzähler ... genau weiß ich es nicht mehr. Da musste ich mich zwar auch erst gewöhnen, aber ich fands eine mega Idee!

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  6. Hallo liebe Aleshanee,
    ich freue mich, dass dich dieses Buch - trotz kleiner Kritikpunkte - so zu überzeugen wusste. Der Nachtzirkus liegt auch auf meinem SuB. Ich war bislang noch nicht so in der Stimmung mit dem Buch zu beginnen, erhoffe mir aber eine sehr fantasyreiche und gerne auch etwas skurrile Geschichte davon.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja, ich denke, dafür sollte man auch eine gewisse Stimmung und Lust drauf haben. Grade solche ganz eigenwilligen Stile verlangen, das man sich darauf einlässt und das gelingt nicht immer - zumindest mir.
      Deshalb hatte ich ja damals auch den Nachtzirkus abgebrochen und lange nicht mehr dran gedacht. Jetzt hab ich endlich wieder Lust drauf und hoffe, dass ich ihn auch bald lese. Das sind immer so kleine große Überraschungen an Geschichten, die man nicht so schnell vergisst :)

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  7. Also ich kann dich total verstehen, warum dich gerade solche Erzählstile reizen, ich finde die Idee dahinter auch sehr gut und wünschte mir, ich könnte mich besser auf solche "Experimente" einlassen. Aber ich hab dann echt jedes Mal Mühe der eigentlichen Story zu folgen, weil ich so ein Gewohnheitstier bin. Und ich hab's versucht! Ich glaube meine Aufnahmefähigkeit beim Lesen ist eh manchmal schon eingeschränkt, wenn das dann noch dazu kommt, bin ich verloren :D Ich habe auch Mühe, wenn es viele Zeitsprünge gibt (also nicht nur Vergangenheit und Gegenwart, sondern noch mehr, die immer komplexer werden).

    Du klar weiss ich noch, welches Buch das war :) Es war "Zerrissene Erde" von N.K. Jemisin - eine (in meinen Augen anspruchsvolle und komplexe) Dystopie, die sehr viele gute Kritiken bekommen hat. Ich weiss nicht, ob du das Buch kennst? Ich glaube die Reihe ist inzwischen komplett erschienen. :)

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    1. Ich hab natürlich auch Zeiten oder Tage, an denen ich mich weniger gut konzentrieren kann und ein solches Buch mich nicht mitnimmt. Aber wenns passt dann lasse ich mich sehr gerne drauf ein und ich lese auch immer länger am Stück. Also so kurz immer wieder reinlesen wäre in dem Fall nichts für mich, das machen ja auch viele ... ich muss mir dann schon Zeit lassen, dann funktioniert das bei mir ganz gut :)

      Ah, ich danke dir! Ich kenne das Buch noch nicht, hab es mir aber jetzt auf jeden Fall mal notiert :D

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  8. Ahoi Aleshanee,

    ich war am Ende des Buches auch recht verwirrt und kurzzeitig enttäuscht über das doch so offene Ende, aber dann fand ich jedoch, dass das irgendwie alles gut zusammenpasst und ein rundes Bild ergibt... Ich stimme dir jedoch absolut zu, ein ganz wunderbares Buch! ♥

    Wenn du magst, hier meine Rezension :)

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Hi Ronja! Also das Ende, den Schluss an sich, fand ich schon gut. Nur das letzte Stück dahin, da hat sie sich meiner Meinung nach etwas verzettelt ... das war für mich einfach nicht mehr so gut nachvollziehbar ...

      Na klar schau ich gerne vorbei :)

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