Montag, 10. Januar 2022

Die Spiegelreisende von Christelle Dabos

 
Die Spiegelreisende von Christelle Dabos
 
Meine Meinung zu den Fortsetzungen Band 2 bis 4


Schon der erste Band hat mich ja total packen können und ich konnte es nicht erwarten, weiter zu lesen!
 
Die Wahrheit ist eine Lüge, der man glaubt.
Zitat aus Im Sturm der Echos
 
Die Protagonistin Ophelia ist eine total untypische Heldin: mit ihrem schüchternen Stimmchen und ihrer Tollpatschigkeit, ihrem scheinbarem Gleichmut mit dem sie alles hinnimmt und dabei nur Geduld beweist und Stärke, dann zu handeln wenn es sinnvoll ist. Ich mochte sie von Anfang an und hab sie sehr ins Herz geschlossen, vor allem auch, weil sie sich so gut weiterentwickelt hat!
 
Ihr total unnahbarer und unsympathischer Pflicht-Verlobter Thorn wirkt von Anfang an dagegen unerträglich - was wie ein typisches Szenario einer Bad Boy Romanze klingt. Doch das ist es nicht! Überhaupt tritt Thorn recht wenig in Erscheinung und bleibt undurchschaubar; dennoch spürt man deutlich, dass da etwas in ihm steckt, was sich zu hinterfragen lohnt. Grade gegen Ende spürt man das sehr deutlich!

Gerade diese Liebesgeschichte, die immer in der Luft hängt, kaum greifbar ist und nicht im Mittelpunkt steht - dennoch aber eine wichtige Komponente ist, fand ich großartig. Einigen fehlten wohl die "zärtlichen Momente" und wollten "mehr sehen" was zwischen den beiden läuft... Mir hat das überhaupt nicht gefehlt und es war immer sehr deutlich, wie sich ihre Gefühle entwickeln, wie sie das Miteinander formen und zusammen finden könnten.
Thorn zu mögen fällt einem wirklich schwer, aber was da manchmal durchblitzt erwärmt einem das Herz. Vor allem zeigt es, dass man meistens in Beziehungen zu anderen, egal ob Partner, Familie oder Freunde, viel zu oft nur vom eigenen Standpunkt, vom eigenen Empfinden ausgeht - es lohnt sich, hier mal den Blickwinkel zu ändern.
 
Die ungewöhnlichen Nebenfiguren sind ebenfalls ein großer Pluspunkt! Viele von ihnen haben negative Seiten und Charakterzüge und dennoch sind sie andererseits wieder so liebenswert oder zeigen auf verschiedene Arten ihr gutes Herz, das man ihnen vieles nachsieht, grade weil sie so authentisch sind und ihre Ecken und Kanten haben. 

Das außergewöhnliche Setting ist total klasse. Neben der Welt an sich sind es auch die vielen Details zur Magie, die den Alltag der Menschen beeinflussen und ihre ganzen Wert und Lebensgewohnheiten beeinflussen. Da hat die Autorin einige außergewöhnliche Idee einfließen lassen.
Der vorherrschende Konformismus in Babel und die Gesellschaftsordnungen werden ziemlich genau unter die Lupe genommen und zeigen viele Sichtweisen, die Parallelen zu unserer Welt zeigen und auch zum Nachdenken anregen. 

"Denk selbst nach, kleiner dummer Mensch, anstatt stumpf zu wiederholen, was man dir vorsagt""
Zitat aus Das Gedächtnis von Babel

Natürlich war auch die spannend inszenierte Handlung ein Pluspunkt. Weniger mit Kämpfen oder Actionszenen, sondern eher mit den vielen Überraschungen und Wendungen. Obwohl keine großen Dramen entstehen - erst gegen Ende - bleibt es immer interessant und abwechslungsreich. Zumindest ich bin hier durchweg an den Seiten geklebt.
Dazu hat auch der Schreibstil beigetragen, der nicht schwer zu lesen ist, aber trotzdem viele schöne Eigenheiten aufweist, der die Geschichte zu etwas besonderen macht. Kleine Details lassen die Bilder im Kopf entstehen und ich war immer mitten im Geschehen!

Der grandiose Weltenaufbau und was dahintersteckt wird ja erst nach und nach aufgedeckt. Dass die Erde in viele Teile zerbrach, daraus die "Archen" entstanden und darauf die verschiedenen Familien, mitsamt ihrem "Familiengeist" und den für jede unterschiedlich typische Magiefähigkeit mag anfangs noch weit hergeholt wirken, hat aber alles einen tieferen Sinn.
Zum einen wird das sehr gut aufgeschlüsselt, zum anderen (das einzige Manko an der ganzen Reihe) ist das Ende, an dem sich die Autorin etwas in ihren Erklärungen verliert. Es gibt so viele Zusammenhänge und Verbindungen, die zum Schluss eher noch mehr verwirrt haben als sich zu klären, was mir dann doch ein bisschen leid getan hat. 
 
Ansonsten bin ich einfach nur begeistert und werde die Reihe irgendwann sicher noch mal lesen. Ich denke, beim zweitenmal ergeben sich dann nochmal neue Denkmuster und ich kann vielleicht noch ein bisschen besser hinter die Kulissen blicken und die Hintergründe besser verstehen.
 
 
 Meine Bewertung
 
 Band 2

Band 3
 
Band 4




Die verschwundenen vom Mondscheinpalast - 613 Seiten - ET Juli 2019
Das Gedächtnis von Babel - 520 Seiten - ET November 2019
Im Sturm der Echos - 613 Seiten - ET Juni 2020 
 
übersetzt von Amelie Thoma
Verlag Insel / Suhrkamp





Meine Rezension zu Band 1: Die Verlobten des Winters 
 
Am liebsten versteckt sie sich hinter ihrer dicken Brille und einem Schal, der ihr bis zu den Füßen reicht. Dabei ist Ophelia eine ganz besondere junge Frau: Sie kann Gegenstände lesen und durch Spiegel reisen. Auf der Arche Anima lebt sie inmitten ihrer riesigen Familie und kümmert sich hingebungsvoll um das Erbe der Ahnen. Bis ihr eines Tages Unheilvolles verkündet wird: Ophelia soll auf die eisige Arche des Pols ziehen und einen Adligen namens Thorn heiraten. Was hat es mit der Verlobung auf sich? Wer ist der Mann, dem sie von nun an folgen soll? Und warum wurde ausgerechnet sie, das zurückhaltende Mädchen mit der leisen Stimme, auserkoren? Ophelia ahnt nicht, welche tödlichen Intrigen sie auf ihrer Reise erwarten, und macht sich auf den Weg in ihr neues, blitzgefährliches Zuhause.


4 Kommentare:

  1. Moin, ich habe die vier Bücher auch gelesen und fand die ersten drei Bände toll. Band 4 hat mich irgendwie überhaupt nicht abgeholt. Seufz. Zu viel Reflektion, Erklärung, zu langsam. Der Plot wäre nicht schlecht gewesen, ich hätte es nur um ein Drittel kürzer besser gefunden. Überhaupt nicht geholfen hat, dass ich ausgerechnet Teil 4 als Hörbuch hatte, sonst hätte ich ja mal "schneller lesen" können ;-). Aber ich bin dankbar um die Reihe, einiges war einfach toll, vor allem aus den ersten drei Bänden. LG Yvonne

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    1. Ich fand die Reihe insgesamt auch sehr außergewöhnlich und ja, die ersten drei Bände waren auch wirklich großartig! Band 4 hat auch für mich etwas geschwächelt und etwas kürzer hätte dem ganzen sicher gutgetan. Grade am Ende wurde sehr viel erklärt, allerdings ohne dass ich es dann so 100%ig verstanden hätte *lach* Dennoch mag ich die Reihe insgesamt sehr und bin froh, dass ich sie gelesen hab :)

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  2. hmm, man wollte mir die Reihe schenken und ich habe abgelehnt. Sollte ich es bereuen?

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    1. Ich kann hier echt schwer einschätzen, ob sie dir gefallen würde ... ist toll geschrieben, aber die Charaktere sind schon sehr eigenwillig. Manche kamen damit ja nicht klar.

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