Samstag, 10. Januar 2015

Rezension: Der Mann, der kein Mörder war von Hjorth & Rosenfeldt

Der Mann, der kein Mörder war

von Hjorth & Rosenfeldt

Genre: Krimi

Original: Det fördolda (Schweden)
Band 1 der Reihe Sebastian Bergman

Verlag: Rowohlt
Seitenzahl: 588
Hardcover: 14,99 €
Taschenbuch: 9,99 €
ebook: 9,99 €

1. Auflage: Nov 2011




"Es liegt in der Natur des Menschen, Hierarchien zu schaffen. 
Sobald wir einer Gruppe angehören, müssen wir wissen, wo wir stehen, 
und wir handeln so, wie es erforderlich ist, um uns diesen Platz zu sichern oder aufzusteigen." S. 248



Klappentext

In einem Waldstück bei Västerås entdecken Kinder die Leiche eines Jungen –brutal ermordet, mit herausgerissenem Herzen. Der Tote ist schnell identifiziert: Roger war Schüler eines Elitegymnasiums und seit Tagen vermisst.
Die Polizei vor Ort ist überfordert, und so reist der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team in die Provinz. Dort trifft er überraschend einen alten Bekannten: Sebastian Bergman, ein brillanter Kriminalpsychologe und berüchtigter Kotzbrocken. Seit Bergman Frau und Tochter bei einem Unglück verlor, hat man kaum noch von ihm gehört. Nun bietet er Höglund seine Hilfe an. Das Team zeigt sich wenig begeistert. Doch schon bald ist der hochintelligente Bergman unverzichtbar. Denn in dem kleinen Städtchen Västerås gibt es mehr als eine zerstörte Seele ...

Meine Meinung

Da muss ich jetzt echt überlegen, wo ich anfangen soll, das Buch hat richtig viele Eindrücke bei mir hinterlassen. 
Der Einstieg fiel mir relativ leicht, obwohl es einige Erzählstränge gab, die sich erstmal zusammen finden mussten. Die Autoren haben jedenfalls eine angenehme, schnörkellose Schreibweise, die alles sehr gut auf den Punkt bringt. 

Der Mord an dem Schüler Roger Eriksson birgt viele Rätsel, die nur nach und nach, scheinbar nebenbei ans Licht kommen. Denn nicht nur die Aufklärung steht im Vordergrund, sondern vor allem auch die Figuren, die darin verwickelt sind: Natürlich die Betroffenen und Bekannten des Mordopfers, die Verdächtigen aber auch das Ermittlerteam der Reichsmordkommission, das extra angefordert wurde und im besonderen der Polizeipsychologe Sebastian Bergman. 
Die Perspektiven wurden häufig gewechselt, manchmal sogar mitten in einem Abschnitt, was mich aber überhaupt nicht gestört, sondern einen besonderen Reiz ausgemacht hat. Man hatte jederzeit einen Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten, ohne dass man mit zuviel Informationen überhäuft wurde.

Gerade der Einblick in die psychologischen Tiefen der Charaktere hat das ganze zu etwas besonderem gemacht. Der Kriminalpsychologe Sebastian Bergman ist schon seit Jahren außer Dienst. Er war schon immer ein unausstehlicher Besserwisser und seit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter hat er sich mehr und mehr zurückgezogen. Dass er in diesen heiklen Mordfall verwickelt wird, hat ganz eigennützige Hintergründe und ich war immer hin- und hergerissen, ob ich diesen Mann verabscheuen oder in den Arm nehmen will. Sein Leben besteht in einer wehmütigen Spirale, die ihn immer weiter nach unten zieht und der er sich nur kurzzeitig mit dem flüchtigen Vergnügen eines One-Night-Stands entziehen kann. Erst nach und nach erhält man mehr Einblicke in seine Vergangenheit und kann sein provokantes Verhalten besser nachvollziehen. Dass er sich immer profilieren will und seine Überheblichkeit zur Schau stellt ist seine ihm zur Gewohnheit gewordene Möglichkeit, irgendwie mit seinem Leben weiterzumachen.
Auch der Kommissar Torkel Höglund hat es nicht leicht - zweimal geschieden und am Rande der Einsamkeit ist er dennoch ein sehr einfühlsamer, aber auch nüchtern denkender Mensch, bei dem die Arbeit an erster Stelle steht.
Mit zum Team gehören auch Ursula Andersson, die schon immer in Konkurrenzkampf mit Sebastian Bergman stand, Vanja Lithner, die ehrzeigzig und distanziert in ihrer Arbeit aufgeht und Billy, ein freundlicher und offener Technikfreak.

Der Fall entwickelt sich nur langsam, die Spuren sind nur spärlich gestreut, aber es wird nie langweilig weil soviel persönliche Konflikte im Vordergrund stehen. Gerade was die Folgen der Erziehung und Eltern-Kind-Beziehungen betrifft, wurden hier einige interessante Fragen aufgeworfen. Trotzdem rätselt man ständig, denn lange bleibt das Motiv und natürlich auch der Mörder im Verborgenen. Gerade gegen Ende wird es nochmal richtig spannend und ich war total überrascht von der Auflösung. Alles war schlüssig und es blieben keine Fragen offen - am Schluss gabs sogar nochmal einen bösen Cliffhanger. Es war von Anfang an fesselnd und gerade die privaten Kämpfe, mit denen die Figuren aneinander geraten, lässt auf eine spannende Fortsetzung hoffen.

Zusammengefasst

Thematik: Zwischenmenschliches Gefühlschaos
Schreibstil: geradlinig, flüssig und auf den Punkt
Charaktere: sehr gekonnte Charakterstudie der Figuren
Spannung:  fesselnd von Anfang an mit einem überraschenden Höhepunkt am Ende
Umsetzung: erstklassige Kombination aus packendem Krimi und persönlichen Verwicklungen

Fazit

Ein sehr überzeugender Auftakt der Krimireihe, der mich von der ersten Seite an mitgerissen hat. Ein spannender Mordfall und sehr spezielle Charaktere, die mir sehr nahegekommen sind. Eine perfekte Mischung die mich vollkommen überzeugt hat.

6 Kommentare:

  1. Hallo und guten Tag,

    hm, nach Deiner Beurteilung werde ich es wohl dann doch mal lesen müssen. Was mich bis dato abgeschreckt hat
    waren die vielen, dünnen Seiten......

    Und die damit verbundene Lesemasse.

    LG..Karin..

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    1. Ich hatte das Buch in drei Tagen durch, das ist so spannend, da fliegen die Seiten nur so dahin ;)

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  2. Das liest sich super! Ich glaube, den muss ich mal auf die Liste setzen :)

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    1. und es geht genauso gut weiter! Der zweite zieht sich anfangs ein bisschen, toppt dann aber fast noch den ersten. Gefällt mir richtig gut!!! Band 3 kommt auch bald dran, die Cliffhanger am Ende sind jedes Mal richtig böse :D

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  3. Guten Abend,

    die Reihe hab ich schon so oft im Buchhandel gesehen, aber noch nie habe ich die Bücher näher angeschaut. Ich finde die Cover auch wenig ansprechend muss ich sagen.

    Das Zitat ist wirklich klasse, gefällt mir sehr gut.

    Perspektivenwechsel finde ich klasse, aber mitten im Abschnitt geht gar nicht. Das hasse ich.

    Ansonsten klingt ja alles ganz positiv. Muss mal nachdenken wie sehr mich der Perspektivenwechsel mitten im Abschnitt stört ;)

    Grüße,
    Julia

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    1. An den Wechsel gewöhnt man sich nach kurzer Zeit, ich fand das echt gut! Das ist ja auch nicht ständig und in jedem Absatz, aber ab und zu halt schon

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