Dienstag, 14. August 2018

Rezension: Rabenschwarze Liebe von Eva Wahrburg

Rabenschwarze Liebe

von Eva Wahrburg

Genre: Liebes/Entwicklungsroman - Drama
Setting: Deutschland

Selfpublisher
Seitenzahl: 481
Taschenbuch: 14,50 €
Ebook: 3,99 €

1. Auflage: Juli 2018







Klappentext

Was man im Leben will, ist nicht immer das, was man braucht.

„Meine Oma sagte immer, ich sei wie zu heißes Essen, du pustest drauf, nimmst einen Bissen und verbrennst dir das Maul bis runter ins Mark.“

Elise ist von je her bissig, sarkastisch, auffahrend und jähzornig. Als sie Wieland begegnet, weiß sie sofort, dass sie mit ihm ihre große Liebe gefunden hat, und dass alles in ihrem Leben gut werden muss, wenn er dieses Gefühl nur erwidert. Nur dass Leben und Liebe leider anderen Gesetzen folgen, und es manchmal mehr als einen Schicksalsschlag braucht, bis sich die Weisheit dessen, was passieren muss, selbst Elise offenbart.

Vom langen Weg zu sich selbst, von Lebensträumen und tiefer Freundschaft, vor allem aber von der Liebe, wozu sie da ist und wozu nicht.


Meine Meinung 

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht genau, wie ich anfangen soll. Das war wohl bisher das emotionalste Buch, das ich gelesen habe; nicht weil es so todtraurig gewesen wäre, sondern weil es so tief in die menschlichen Gefühlsebenen eintaucht. 

Im Mittelpunkt steht Elli, aus deren Sichtweise man erlebt, wie sehr sie sich aus ihren Erfahrungen in der Vergangenheit freikämpfen will. Sie nimmt meist kein Blatt vor den Mund, eckt an und provoziert auch mal gerne. Das resultiert aus der bitteren Wut, die sie in sich trägt und einer Angst, die sich schon in jungen Jahren bei ihr eingenistet hat. 
Ihre Liebe zu Wieland führt sie über die Jahre zu einem Scheidepunkt, auf den man schon gleich zu Anfang im Prolog hingewiesen wird, der aber noch nichts über die Umstände verrät, sondern einfach neugierig macht, wie es wohl dazu kommt.

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"Beziehungen sind keine Konflikte, 
sie bringen nur die Konflikte hoch,
die sowieso in einem drin sind." Zitat
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Es wird recht schnell klar, dass Wieland auch kein einfacher Charakter ist, aber was tatsächlich hinter den Fassaden der Figuren steckt, entwickelt sich erst mit der Zeit, genauso, wie sie sich selbst weiterentwickeln. 
Dann gibt es noch die beiden Freundinnen von Elli: Gwen und Kasia. Eigentlich wirkt es zwischen den dreien eher wie eine Zweckgemeinschaft, weil sie so extrem unterschiedlich sind und auf eher ungewöhnlichem Weg zusammen gefunden haben. Da sind Konflikte vorprogrammiert, aber gerade diese durchzustehen, macht eine gute Freundschaft aus.

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"Wenn Elli also so viel Glück hat, dann will ich mich für sie freuen.
Denn genau dafür sind Freunde normalerweise da, weißt du?" Zitat
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Die Art und Weise, wie die Autorin erzählt, entwickelt einen ganz intensiven Sog. Die ganzen Verwicklungen, die sich durch die Gefühle und Erwartungen ergeben, lassen immer wieder Spannung und Spannungen aufkommen, dabei lockert sich das ganze auch zwischendurch  mit den Dialogen auf, die an einigen Stellen erfrischend witzig sind, aber auch ernste Problematiken zur Sprache bringen. Gerade Ellis Gedanken wirken hier so lebensnah und ehrlich, dass ich immer mit ihr mitfühlen konnte. Auch wenn ich nicht mit jeder Reaktion von ihr einverstanden war, habe ich doch immer wieder erkannt wie gefangen sie in ihren Erfahrungswerten ist, aus denen sie zwar auszubrechen versucht, sich aber doch ein gewisser Automatismus einschleicht, der sehr schwer zu bezwingen ist. Vor allem auch die Normalität negativer Gefühle, die man in sich spürt, die einfach da sind, in jedem von uns und auch ihre Berechtigung haben!

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"Er lenkt seine Wut , so dass sie zu einer Kraft wird. 
Und schafft es so, sie zu benutzen, statt von ihr benutzt zu werden." Zitat
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Man selbst merkt ja doch desöfteren, dass man anders reagiert, dass bestimmte Situationen einen auf eine ganz spezielle Art herausfordern und man dem immer gleichen Verhaltensmuster darauf folgt. Wie man versucht, andere einzuschätzen, sich überlegt wie man auf andere wirkt und dabei leider oft vergisst, dass natürlich auch die anderen in solchen Mustern festhängen - und zwar in anderen als man selbst!
Gerade die Zweifel, Ängste und Überlegungen zu Beginn einer Beziehung, die Hoffnungen und Träume und der starke Wunsch, dass diese sich zusammen mit dem anderen erfüllen mögen. Das langsame Herantasten, das sich verändern, weil man den anderen ja liebt und der Moment, in dem man sich auf einmal völlig fremd geworden ist, wird hier sehr schön dargestellt.

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"Beziehungen entwickeln sich nun mal, genauso wie Gefühle. 
Man kann ihnen nicht befehlen und sie lassen sich auch nicht in starre Formen pressen, 
die sich nie wieder verändern dürfen." Zitat
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Sich für jemanden zu verändern den man liebt, oder es gar von jemand anderem zu fordern, ist für mich ja ein sehr verqueres und ja, auch unlogisches Verhalten. Hat man sich denn nicht gerade in den Menschen verliebt, so, wie er genau zu Anfang war? Damit will ich natürlich nicht sagen, dass man nicht Rücksicht nehmen und jeder beim Zusammensein/Zusammenleben sich aufeinander einlassen muss: also ein Weg gefunden werden sollte, bei dem man zusammen glücklich ist, sich jeder aber auch selbständig entwickeln und "er selbst" bleiben darf. Sich immer zu verbiegen hält keiner lange aus und das sollte auch nicht der "Sinn" einer Beziehung sein. Wie weit kann man Kompromisse eingehen, ohne sich selbst zu verlieren?

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"Gwen war überzeugt, dass niemand sein Wesen und seine Bedürfnisse auf lange Sicht
verleugnen konnte und dass wir einen Tod auf Raten lebten, während Kasia meinte,
dass neue Erfahrungen unsere früheren Prägungen mit der Zeit schon überlagern würden,
und wir uns irgendwann schon automatisch in der Mitte treffen würden, 
wenn wir unserer Liebe nur genug Zeit ließen." Zitat
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Das alles zu wissen heißt natürlich noch lange nicht, das auch umsetzen zu können und diesen Prozeß muss Elli hier mit allen Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen durchleben, die sie bis an ihre Grenzen bringen. Sie zu der Entscheidung führen, die im Prolog erwähnt wird und der ein langer Weg voransteht, auf dem es viele überraschende Wendungen gab. Manche Entwicklungen hab ich geahnt, andere wiederum haben plötzlich völlig neue Perspektiven eröffnet.
Gerade wenn wir etwas durchleiden, schlimme Erfahrungen machen, sehen wir oft nicht, wozu das gut ist - natürlich sperrt man sich dagegen, eine ganz normale Reaktion, denn man will nicht, dass dieses schrecklich Gefühl tatsächlich für etwas gut sein kann; aber alleine schon etwas überstanden zu haben und vielleicht auch noch etwas daraus zu lernen, lässt uns wachsen - wenn man es zulässt.
Erwähnen möchte ich auch, dass der Rahmen, in dem die Geschichte spielt, sehr gut gewählt ist und jeder Moment perfekt in Szene gesetzt wurde. Auch im kleinen Detail findet man Verbindungen zu den Sehnsüchten der Figuren, in ihrer Lebensart, ihrem Umgang und auch ihrem Beruf.

Diese intensive Auseinandersetzung mit Elli fand ich einfach großartig gemacht: ehrlich, tiefgründig und mit vielen kleinen Botschaften durch ihre Freundin Kasia, die mich immer wieder zum innehalten und nachdenken gebracht haben. Hier bedient sie sich großartiger Metaphern und originellen, sehr anschaulichen Relationen, die einem viel mit auf den Weg geben. Es hat mich zutiefst berührt und ich empfinde diese Geschichte als wahren Schatz, um andere, sich selbst und das Leben besser zu verstehen.

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"Und mir ging auf, dass das einzige, das wir unserem vielen Leid entgegensetzen konnten,
Trost war: durch Nähe, Berührung, Mitgefühl, am besten Liebe." Zitat
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Meine Bewertung

http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/5%20Sonnen


© Aleshanee


Über die Autorin: Eva Wahrburg wurde 1978 in Tschenstochau, der Stadt der Schwarzen Madonna, in Polen geboren, wuchs ab dem fünften Lebensjahr jedoch in der Nähe von Hamburg auf.
Zu schreiben begann sie, als sie an einem vereisten Dezembermorgen draußen auf eine noch lebendige Rose stieß. Aus diesem symbolträchtigen Bild entwickelte sich über mehrere Versionen und den Zeitraum von über zehn Jahren "Der tote Garten", der zum "Dornengarten", wurde, der 2016 bei einem Wiener Verlag erschien.
Zum Broterwerb bildete sie sich als Journalistin fort und arbeitete anschließend in einer Online Redaktion, in einer Technischen Redaktion und letztlich als Technische Übersetzerin.
Heute lebt und arbeitet sie in einem Haus im Wald. Sie liebt die beschattete Atmosphäre schmaler Pfade und ganz besonders die Ruhe und Abgeschiedenheit. Daneben gehört ihr Herz großen Hunden; zurzeit besitzt sie drei. 
Quelle: Amazon.de

Ebenfalls von ihr gelesen hab ich "Der Dornengarten"


1824 
Maria von Eschweih ist in einem bizarren Käfig voller Glaubensfesseln aufgewachsen, in dem eine Frau nichts zählt und Demut und Strafen an der Tagesordnung stehen. Selbst 12 Jahre nach dem Tod ihres Ziehvaters ist sie noch immer in ihren eigenen Selbstzweifeln gefangen und verbringt ihre Tage einsam mit den Übersetzungen von Bibeltexten.
Doch alles ändert sich, als der Restaurator Herwegh auftaucht. Er soll in der Kapelle ein Fresko wiederherstellen und fällt der Hausherrin sofort durch seine ruppige und düstere Art negativ auf. Auch sein Verhältnis zu Frauen scheint äußerst rigoros und herabschauend zu sein - aber die beiden haben ein Geheimnis, das sie verbindet und je mehr es an die Oberfläche steigt, umso mehr Licht erreicht ihr einsames Leben - bis die Vergangenheit sie wieder einholt.

4 Kommentare:

  1. Huhu Alex :D

    wow, deine Rezension sprüht ja wirklich vor Begeisterung und die Zitate machen auch echt neugierig. Interessante und ernste Fragen werden da aufgeworfen. Jetzt muss ich es vielleicht doch mal mit einem Buch der Autorin versuchen... Du hast mich so weit *lach*.

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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    1. Ohhhhh wie mich das freut!!! :D
      Ich war ja schon von "Der Dornengarten" so begeistert und das hier ist auch ein kleines Kunstwerk, was die Charakter angeht. Ich mag auch einfach ihren Schreibstil und wie sie die Figuren zeichnet total gerne!!! Ich freu mich über jeden, den ich dafür neugierig machen kann! <3

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  2. Hey Alex!

    Was für eine begeisterte Rezension! Ich hab mir gleich mal das eBook geholt und bin nun wirklich auf die Geschichte gespannt. Nach deiner Rezension zu "Der Dornengarten" bin ich etwas um das Buch herumgeschlichen aber ich wage mich jetzt einfach an das hier. Schon alleine weil ich das Cover wirklich mega finde! Ich sage dir Bescheid, wenn ich durch bin. :-)

    LG
    Tilly

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    1. Ja, das Cover ist ihr wirklich sehr gut gelungen! Gefällt mir auch total! Wobei ich das vom Dornengarten in seiner Schlichtheit auch sehr schön finde <3

      Freut mich sehr dass du den Versuch wagst!!! Ich hoffe, dich kann es genauso begeistern!

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