Dienstag, 25. Mai 2021

Rezension zu Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

 

Jack Parker dachte, er hätte schon einiges durchgemacht. Seine Eltern sind soeben an den Pocken gestorben. Doch auf dem Weg zur Farm seiner Tante ermorden Banditen auch noch seinen Großvater und entführen seine Schwester. Zeit für Jack, die Verfolgung mit Hilfe zweier Kopfgeldjäger selbst in die Hand zu nehmen.


Meine Meinung

Einige Bloggerkolleginnen sind ja hellauf begeistert von den Büchern von Joe R. Lansdale - und nachdem ich von seiner Geschichte "Die Wälder am Fluss" total eingenommen war, muss ich natürlich auch andere von ihm ausprobieren. 

Das nächste war nun "Das Dickicht", wobei ich mich mit meiner Erwartung am Titel orientiert habe und dachte, dass sich die Protagonisten sozusagen durchs Dickicht schlagen müssen um Jacks entführte Schwester zurückzuholen. Doch dorthin kommt man erst zum  finalen Showdown. 

Aber von vorne: Erzählt wird das ganze aus der Sicht des 16jährigen Jack, der einer gottesfürchtigen Familie aufwächst und dem sein bisheriges Leben plötzlich aus den Händen gerissen wird. Die Eltern sterben innerhalb weniger Tage an den Pocken, auf dem Weg zu seiner Tante stirbt sein Großvater und seine kleine Schwester wird entführt. 
Völlig auf sich allein gestellt muss er Verstärkung finden, um die Banditen verfolgen zu können und gerät dabei an den zwilichten Fährtensucher Eustace, einen farbigen Hünen, der immer mit einem "zahmen" Keiler unterwegs ist und den Kopfgeldjäger Shorty, der seinem Namen alle Ehre macht :D

Jacks Ansichten spiegeln sich sehr gut im Stil wieder, wie es seinem Alter angepasst ist. Teilweise noch etwas unerfahren, sind einige Situationen doch ein Schock für ihn und er versucht immer wieder, mit seiner Gottesfürchtigkeit und Nächstenliebe das Verhalten der anderen zu beeinflussen. Er ist kein Held, aber erkennt durch seinen Willen eine deutliche Steigerung von Mut und Entschlusskraft, was ihn mir sehr ins Herz geschlossen hat.
Allerdings lässt Lansdale auch sehr deutlich einfließen, wie rau diese "Welt" damals war und wie derb die Sprüche und das Umgehen miteinander war, dass oft sehr brutal und ohne große Gefühle vonstatten ging. 
Dennoch, und das war auch mit das besondere hier, gibt es einige philosophische Gespräche, die Jack mit Shorty führt und die einem interessante Botschaften vermitteln.

"Zu zweit kann man vielleicht so etwas wie Liebe machen, so wie man einen Eintopf macht, aber dass die Liebe auf einen wartet, ist ein Märchen. Lust auf den ersten Blick oder Gewöhnung, aus der irgendwann Liebe wird, das schon, aber vorbestimmt ist das nicht."
Zitat Seite 69

Gefühlsduseleien braucht man aber nicht erwarten. Es ist ein hartes Leben, von denen sie alle gekennzeichnet sind und jeder von ihnen geht anders damit um. Es werden derbe Witze gerissen, einige Leute erschossen und mit klaren Worten nicht gespart - egal um welche bitteren Schicksale es sich handelt. Damit wird der Autor der Zeit gerecht und zeigt mit viel bösem Humor und Authentizität ein lebendiges Bild dieser Zeit. Sicher überspitzt, aber das ist ja gewollt und macht trotz der harten Realität viel Spaß beim Lesen! 

Jimmie Sue sagt immer, dass man sich nicht an das erinnert, was geschehen ist, sondern an das, was man glaubt, das geschehen ist.
Zitat Seite 330

Das fand ich auch noch erwähnenswert. Weil viele ja immer von "der einen Wahrheit" sprechen, die es für mich aber nicht gibt. Die "Wahr"nehmung jeglicher Situation ist für jeden unterschiedlich; für jeden aber die Wahrheit, so wie er sie empfunden hat. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten, denn jeder Mensch hat das Recht auf seine Gefühle und seine Sicht der Dinge. Man kann sich dabei annähern und versuchen zu verstehen, zu akzeptieren, wird aber nie alles so erfassen können, da man ja nicht in dem anderen drinsteckt.


Meine Bewertung
 

 

Ebenfalls rezensiert von




 

Das Dickicht von Joe R. Lansdale


Genre Western / Thriller -- Schauplatz Texas, Anfang 20. Jhd
Im Original The Thicket -- übersetzt von Hannes Riffel

Verlag Heyne Hardcore -- Seitenzahl 331
1. Auflage im Original September 2013

 


Sehr begeistert von Joe R. Lansdale hat mich auch

 
Anfang der Dreißigerjahre entdeckt der elfjährige Harry in Texas die Leiche einer Schwarzen. Zusammen mit seiner Schwester macht er sich auf die Suche nach dem Mörder. Lansdales Held, der an Tom Sawyer und Huckleberry Finn erinnert, enthüllt sich die Düsternis eines Faulknerschen Südens voll Aberglaube, Gewalt und Rassismus.
(Klappentext)

10 Kommentare:

  1. Ich lese tatsächlich auch hin und wieder davon, wie gut seine Bücher sind, aber gelesen habe ich noch keines. Wieder ein Buch, das auf der Liste landet :D

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    1. und sie wird länger und länger xD

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    2. ja, bedauerlicherweise schon - bis ich dann merke, wie die Zeit rennt, wenn ich ein zehn Jahre altes Buch von der Liste in die Hände bekomme und lese :D

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    3. Deshalb mag ich meine Leselisten, weil ich da immer versuche, alte SuB Bücher draufzupacken - und das funktioniert auch ganz gut!
      Meine ältesten sind aus dem Jahr 2019, und das sind nur noch 2 Stück :D

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  2. Hallo Aleshanee,

    es freut mich sehr, dass du auch so große Freude an den Büchern von Lansdale hast. Das hier ist schon sehr besonders und extrem witzig obwohl es so derb ist. :D

    Hibi hat während unserer Leserunde mit einem Augenzwinkern gemeint, dass wir schon 'derbe Weiber' sind. XD

    Liebe Grüße & schönen Abend,
    Nicole

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    1. Hihi, ja manchmal darf es gerne auch in diese Richtung gehen, mich stört sowas gar nicht :)

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  3. Liebe Aleshanee

    Vielen Dank für diese vielschichtige Rezension, die neugierig auf das Buch macht. Die Bücher von Joe R. Lansdale muss ich mir auf jeden Fall einmal näher ansehen, bisher habe ich nämlich noch nichts von ihm gelesen. Das sollte ich wohl ändern ;-)

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Ich kenne bisher ja nur zwei, aber die waren beide wirklich gut, jedes auf seine Art!
      Das hier ist halt schon recht derb, das muss man mögen :)
      Die Wälder am Fluss spielt etwas später, aber auch in Texas und hat noch etwas mehr Hintergründe und Botschaften in sich, das fand ich echt großartig!

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  4. Huhu Aleshanee :D

    Hach, ich liebe liebe liebe dieses Buch einfach :D Es hat mich Lansdale damals wirklich ein ganzes Stück näher gebracht! Ich denke auch immer noch sehr gerne an dieses Buch zurück und auch wenn ich jetzt schon einiges von ihm gelesen, bleibt es für mich wohl sein Bestes!

    In deiner Rezension hast du auch die treffenden Worte gefunden. Ich mag Joe R. Lansdale kritische Betrachtung der Gesellschaft und seine schonungslose Art, den Leuten hier einen Spiegel vors Gesicht zu halten. Und was du über die "eine Wahrheit" schreibst, da kann ich nur zustimmen. Jeder hat das Recht, vollkommen frei zu denken ohne gleich abgestempelt zu werden. Ich glaube aber, dass sich hier nicht viel ändern wird. Das hat ja auch irgendwie das letzte Jahr wieder einmal deutlich gemacht. Abweichende Meinungen werden nicht akzeptiert und sofort in eine Schublade gesteckt. Echt schade, aber ich habe den Glauben an die Menschheit eh schon verloren! ;)

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Ich werde auf jeden Fall noch mehr von ihm lesen! Ich mag seinen Stil auch sehr, auch wenn er hier schon wieder ganz anders ist als in "Die Wälder am Fluss". Mal sehen, welches ich als nächstes lese :D

      Vielen Dank! Ja, die "eine Wahrheit" auf der manche bestehen, die gibt es halt nicht immer. Fragt man 10 Leute über einen gemeinsam Abend, wird das Ergebnis auch unterschiedlich ausfallen, aber für jeden ist seine Wahrnehmung eben = wahr :)

      Den Glauben hab ich noch nicht verloren, dazu bin ich zu sehr Optimist, so irgendwo tief in mir drin. Die Hoffnung stirbt zuletzt wie man so schön sagt ^^

      Ich hoffe dir gehts gut!!! Freu mich immer wenn ich von dir höre! <3

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