Montag, 18. Oktober 2021

Pageturner: Fürimmerhaus von Kai Meyer

Kai Meyer

Das Fürimmerhaus steht zwischen den Welten, am Ufer eines dunklen Ozeans. Es hat tausende Hallen und Säle, seine Korridore sind endlos. Und noch immer wächst es weiter und verändert sich.
 
Im Fürimmerhaus stranden junge Heldinnen und Helden, die ihre Welten vor dem Untergang bewahrt haben. Die Herrschenden fürchten ihre Macht und schicken sie hierher ins Exil. Doch Carter ist kein Held wie die anderen. Er besitzt keine Erinnerung, ist nur von einem überzeugt: Er hat niemals eine Welt gerettet. Und so begibt er sich auf die abenteuerliche Reise durch das Fürimmerhaus, auf der Suche nach seiner Bestimmung.
(Klappentext)
 
 
 
 
 


 

Fürimmerhaus von Kai Meyer

 
Genre Fantasy -- empfohlen ab 12 Jahren
Verlag Fischer / Sauerländer --- Seitenzahl 384
1. Auflage September 2021



Meine Meinung
✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

"Als Mitternacht auf Mittag fiel, kam Carter ins Fürimmerhaus."

Mit diesem ersten Satz startet diese temporeiche Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert und in Atem gehalten hat!

Zusammen mit Carter wird man direkt in das mysteriöse Haus katapultiert und muss wie er nach und nach entschlüsseln, was es damit auf sich hat. 
Carter trifft recht schnell auf die anderen "Erlöser", die wie er ohne Erinnerung an ihre Vergangenheit in diesem Haus angekommen sind. Die einzige Information, die alle besitzen ist, dass sie Helden sind, dass sie ihre Welt gerettet haben und nun in diesem Haus für unbestimmte Zeit festsitzen.
Sie alle unterscheiden sich nicht nur in ihrem Charakter, sondern auch in ihrem Aussehen.
 
Ambra, die rebellische Zweiflerin, die vieles in Frage stellt
Diabondo, der in seiner Rolle als Held aufgeht und als Anführer avanciert
Hengis, halb Tier - halb Mensch, der kämpferische Draufgänger
Emmeline, eine Lichtgestalt, eher zart und ohne den Ernst der Lage begreifen zu wollen
und Hyazinthe, die mit ihrer hölzernen Art ihre ganze eigene Sicht auf die Dinge hat

In dem scheinbar grenzenlosen Haus mit zahllosen Sälen, Treppen und Möglichkeiten, sind sie dennoch eingesperrt in den äußeren Sphären und beobachtet von den Archonten, deren Regeln ihre Handlungsfreiheit einschränken. 
Das wollen sie ändern und bereiten sich auf ihre Flucht vor, just in dem Moment, in dem Carter auftaucht. 
 
Die Handlung war für mich sehr von der Spannung getragen, denn sie geraten ständig in verzwickte Situationen, werden verfolgt und müssen viele Hindernisse durch- und überqueren. Das hat mich regelrecht durch die Seiten gejagt, während man in den ruhigeren Passagen dafür immer mehr über das Haus und seine Bewohner erfährt. Dabei streut Kai Meyer kluge Fragen ein, die die Jugendlichen beschäftigen und die auch das Heldentum beleuchten - denn zu Helden gehören auch Schurken und die Grenzen sind nicht immer so klar. 
Ebenso wird die Möglichkeit der Veränderung angesprochen, was ich immer besonders wichtig finde, denn nichts ist in Stein gemeißelt und jeder Moment birgt neue Möglichkeiten.
Manche bemängeln dass die Charaktere teilweise zu blass bleiben, was ich so nicht empfunden habe. Jeder von ihnen hat eine recht klare Rolle mit Feinheiten, durch die man sie sehr gut einzuschätzen lernt. 
 
Auch ist der Fokus eher breit gefächert, denn die originellen Ideen der phantastischen Elemente sind wieder grandios gelungen und mit ein großer Anteil am Lesespaß, zumindest für mich. Grade die vielen kreativen Einfälle zu den (Neben)Figuren bringen viel Abwechlsung und sind sehr anschaulich beschrieben. Ebenso wie die Kulisse der Räumlichkeiten und deren Veränderungen, die sie auf ihrem Weg entdecken, fand ich total faszinierend! Sie dringen immer tiefer in das Haus ein, auf der Suche nach dem Schöpfer, dem Erbauer, um endlich zu erfahren, welcher Zweck diese Mittel heiligt.
Dabei lauert hinter jeder Ecke eine Gefahr und es gibt auch einige sehr heikle und lebensbedrohliche Momente mit fast schon gruseligen Gestalten, die das Entkommen fast unmöglich machen. 

Freundschaft und Liebe spielen zwar nur am Rande eine Rolle, sind aber genau mit der richtigen Dosis eingestreut und geben der Handlung neben den vielen temporeichen Szenen auch eine gewisse Wärme. Es ist ja ein zusammen gewürfelter Haufen verschiedenster Charaktere und während Carter erst neu dazu gestoßen ist und gegen das Misstrauen ankämpfen muss, leben die anderen schon länger zusammen in dem Haus und konnten sich kennenlernen, einschätzen und aufeinander einstellen. Das spürt man auch sehr gut, muss aber eben mit Carter als Neuling etwas außen vor bleiben, was die ganze Situation sehr real wirken ließ.

Es ist kein Buch nur über die Figuren, nur über die Kreativität der Ideen oder nur über das Haus - es ist ein gut gemischter und dynamischer Mix aus allem, der mich bestens unterhalten hat.
Auch die Auflösung fand ich gelungen und hat alles perfekt abgerundet. 


Meine Bewertung
✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰


 
 
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.



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Ähnliche Grundlagen mit einem (mysteriösen) "Haus" als Setting

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9 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    eigentlich habe ich gedacht, dass das Buch nichts für mich ist. Keine Ahnung, ob es am Cover oder dem Titel lag, aber jetzt, wo du es hier vorgestellt hast, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das Buch wirklich nicht lesen möchte. Ich glaube, da muss mal eine Leseprobe her :)

    Ganz liebe Grüße,
    Rebecca

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    1. Das freut mich jetzt natürlich sehr! Dann hoffe ich, dass du bald mal in die Leseprobe reinschnupperst :)

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  2. Hi Aleshanee,
    ich weiß nicht warum, aber irgendwie komme ich mit dem Schreibstil von Kai Meyer nicht zurecht. Dabei habe ich schon einiges von ihm gelesen und das auch in unterschiedlichen Formaten, aber er scheint nicht auf meiner Wellenlänge zu schreiben ;)
    Viele Grüße
    Frank

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    1. Das ist natürlich schade ... aber manchmal ist es eben so.
      Mir geht es mit R. Wekwerth und T. Thiemeyer so ;)

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  3. Hallo Aleshanee,

    eine tolle Rezension - ich bin da ganz deiner Meinung. :)
    Für mich war dieses Buch auch ein großes Lesehighlight! Das Ende fand ich auch sehr gut abgerundet.
    Ich glaube, du hattest mal erwähnt, dass du "Die Seiten der Welt" bisher noch nicht gelesen hast - bestimmt würde dir die Reihe auch gefallen, weil diese auch auf so besondere Weise magisch ist. :)

    Vielen lieben Dank auch fürs Verlinken, ich verlinke ich auch sehr bei mir.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Hi Nicole! Ich hatte den ersten Band von "Die Seiten der Welt" gelesen und ich weiß nicht, an was es lag, aber irgendwie hat er mich nicht so mitreißen können...
      Er liegt aber bereit für einen re-read und dann möchte ich auch die Fortsetzungen lesen. Wollte ich dieses Jahr eigentlich machen, aber ich schätze, es wird wohl doch 2022 ^^

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    2. Stimmt, so war es gewesen. Mir ging es vor einigen Jahren so mit dem ersten Bartimäus-Band von Jonathan Stroud. Ich habe daher beschlossen, demnächst mit der Reihe nochmal einen Neustart zu machen, da ich es schon toll fand.

      Viel Spaß mit den "Seiten der Welt" - gute Bücher laufen ja nicht weg. :)

      Liebe Grüße
      Nicole

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  4. Hallo Aleshanee,

    ich war mir bisher nicht sicher, ob ich das Buch lesen will. Dabei hat mich das Cover richtig angesprochen, das sieht klasse aus oder? Aber nach deiner Rezension wurde ich richtig neugierig. Dass die Grenzen zwischen Held und Schurke verschwimmen, spricht sehr für die Ausarbeitung der Charaktere und das Buch. Auch, dass es eine rasante Geschichte war, lässt es nach einer interessanten Lektüre klingen.

    Mich hast du ein wenig angefixt. ;-)
    Das Buch behalte ich wohl doch im Blick.

    Ganz liebe Grüße
    Leni

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    1. Ja, das Cover sieht toll aus :) Bloß die Figur von dem "Mann" die hätte nicht unbedingt sein müssen ...

      Das Verschwimmen von "Helden und Schurken" ist nicht so sehr auf die Figuren geprägt, auch wenn es natürlich schon deutlich wird. Manchen ist ja hier die Charakterzeichnung zu oberflächlich gewesen, aber mir hat es gereicht. Vor allem weil ja der Fokus nicht nur auf den Figuren lag.
      Es ist eher ein allgemeines Beleuchten der Frage, dazu die spannende Flucht, die phantastischen Details zum Haus und den Bewohnern ...
      Es ist einfach sehr rund ohne zu sehr auf etwas fixiert zu sein, hat aber dennoch seine Botschaften ;)

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