Samstag, 16. Februar 2019

Anspruchsvoll anders: Die Stadt der tausend Treppen von Robert Jackson Bennett

Klappentext

Einst besaß die Stadt Bulikov die Gunst der Götter, mit ihrer Macht eroberte sie die Welt. Bis ihre göttlichen Beschützer vernichtet wurden. Heute ist Bulikov nur eine weitere Kolonie Saypurs. In diese unterdrückte Stadt kommt Shara Thivani.
Offiziell ist die junge Frau nur eine Nachwuchsdiplomatin, doch hinter der Fassade verbirgt sich eine Meisterspionin. Sie ist nach Bulikov gekommen, um den Mörder ihres Mentors zu fassen, doch eine Verbrecherjagd in Bulikov birgt ungeahnte Gefahren. Denn man weiß nie, wann eine Treppe im Nichts endet, sich plötzlich der nächste Abgrund auftut, wo vorher keiner war, oder ein Schritt zu viel einen in die Vergangenheit trägt ...


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Die Stadt der tausend Treppen

von Robert Jackson Bennett

Im Original City of Stairs - The Divine Cities #1
übersetzt von Eva Bauche-Eppers

Band 1 der Trilogie Die göttlichen Städte
Genre High Fantasy

Verlag Bastei Lübbe // Seitenzahl 620
1. Auflage September 2014

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"Die Götter mögen viele Höllen erschaffen haben", sagt er, "aber sie verblassen neben dem,
was der Mensch für den Menschen ersinnt." S. 419 

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Meine Meinung

Das Buch hat mich vollkommen überrascht, denn die meisten High Fantasy Romane siedeln sich ja in einer eher mittelalterlichen Welt an - und obwohl es schon einen leichten Flair dieser Atmosphäre hat, spielt es in einer Stadt, in der es durchaus fortschrittliche Techniken wie Elektrizität, Telefone, Züge und Autos gibt.
Der Schauplatz ist die Stadt Bulikov, die noch immer sehr unter der saypurischen Invasion zu leiden hat. Den Bewohnern wurde durch die Eroberer jegliche Götteranbetung untersagt, sämtliche Vergangenheit und Zugriff auf geschichtliche Überlieferungen verwehrt. Das führt natürlich zu unterschwelligen aber auch öffentlichen Rebellionen und das Zusammenwachsen der Bevölkerung gestaltet sich als so gut wie unmöglich.

"Nationen haben keine Moral", zitiert Shara ihre Tante, "nur Interessen." S. 187

So kommt es anscheinend auch zu dem Mord an dem berühmten Historiker, der die Botschafterin Shara Thivani auf den Plan ruft. Als Kulturattachée unterwegs hat sie aber einen ganz anderen Hintergrund, der vorerst allerdings noch geheim bleiben soll. Mit ihr zusammen reist ein grober Hüne aus den Nordlanden, Sigrud, der sie vor allem durch seine schlagkräftige Seite unterstützt.
Ich mochte beide Figuren sehr, denn sie sind ungewöhnlich, denn die Klischees die sie bedienen, sind doch eher untypisch in ihrer Umsetzung und ergänzen sich perfekt.

Der Autor schreibt hier im Präsens, woran ich mich erst ein bisschen gewöhnen musste, obwohl das ja in Büchern nicht selten vorkommt. Vor allem aber ist es anspruchsvoll geschrieben und es sind viele Namen und Bezeichnungen von Figuren, Städten und Titel, die man sich verinnerlichen muss. Überhaupt geht es viel um politische Interessen und Gruppierungen, die sehr gut aktuelle Themen widerspiegeln.
Das muss man mögen, aber ich fand es fesselnd geschrieben vor allem auch durch den Mix aus der Ermittlung in dem Mordfall, der Aufdeckung über die Hintergründe des Landes über die alten Götter und ihrer Magie und auch der Charaktere, deren Geheimnisse nur nach und nach ans Licht kommen.

Der Titel mit den tausend Treppen hat mich etwas irritiert, denn ich hatte mir das anders vorgestellt und mir eher viele Verfolgungsjagden oder auch Entdeckungen vorgestellt, die damit zusammenhängen. Es gibt zwar einen Zusammenhang, aber eben anders, als man denkt. Was ja auch durchaus positiv zu sehen ist.

Auch die Magie, die eher eine zurückhaltende Rolle spielt, hat mich fasziniert. Sie ist gekoppelt an die vielen Gottheiten, die früher in einer Art Symbiose mit den Menschen auf dem Kontinent und somit auch in Bulikov existiert haben, doch ihre Vernichtung durch den Kaj vor 75 Jahren hat das Land in tiefe Zerrissenheit gestürzt - wortwörtlich. Die Erklärungen hier sind verblüffend und eindrucksvoll und mit vielen interessanten Ideen gespickt.
Diese beziehen sich auch auf den Glauben und die damit verbundene Lebensweise in der Gesellschaft. Hier findet man viele Paralleln zu uns und Momente, die zum Nachdenken anregen.

"Das kann man nicht vergleichen. Wir entstammen unterschiedlichen Ländern."
"Ich habe noch nie ein Land gesehen. Immer nur den Erdboden unter meinen Füßen." S. 237

Mich hat es jedenfalls sehr begeistert, auch wenn ich anfangs öfters mal etwas angestrengt lesen musste, weil der Autor einen sehr herausfordernden Stil an den Tag legt und man sich in diese Welt erst einfinden muss. Trotzdem war ich immer gepackt und neugierig wie es weitergeht, denn es gibt eine Menge Entwicklungen und Fragen, denen man auf den Grund gehen will.

Ich freu mich jetzt jedenfalls schon sehr auf die Fortsetzung :)


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"Sie verletzen uns auf eine Art, die nicht sichtbar ist, 
aber diese Verletzungen ziehen Kreise wie ein Stein, der ins Wasser fällt,
und berühren Momente, die weit in der Zukunft liegen." S. 488

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Meine Bewertung

http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%2F5%20Sonnen


Die göttlichen Städte

1 - Die Stadt der tausend Treppen

 

14 Kommentare:

  1. Hallo und guten Tag,

    hm, irgendwie kommen Götter bei High Fantasy Romanen nie aus der Mode....

    Oder?

    LG..Karin...

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    1. Also ich finde, dass "Götter" eher selten eine Rolle spielen in High Fantasy Romanen O.O Welche sind dir da denn spontan eingefallen? Hier sind halt schon sehr präsent, wenn auch nicht "in persona", aber schon sehr mit der Handlung verflochten.

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  2. Hallo Aleshanee,

    Percy Jackson oder...Göttlich verdammt von Josephine Angelini oder die Romane aus der Frostkuss-Serie.

    Da sind Götter und deren Abkömmlinge doch sehr aktiv.



    LG..Karin

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    1. Ahhh ok, die kenne ich nicht bzw. hab ich nur von "Göttlich verdammt" einen Band gelesen.
      Aber das hier ist schon um einiges "erwachsener" und eher nüchtern, ernst und einfach ganz anders. Aber eben gut :)

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  3. Hallo Aleshanee,

    defintiv, die Die göttlichen Städte”-Trilogie ist wahrlich super. Auch wenn der zweite Teil nicht so gut war, wie der erste, wird im dritten wieder richtig gut. Mir hat die Trilogie auf jeden Fall sehr gefallen.

    Viele Grüße
    Der Büchernarr Frank

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    1. Hi Frank! Den zweiten Band hab ich grade gelesen und ja, er kommt nicht an den ersten ran, aber trotzdem war er nicht schlecht!

      Hab mir direkt mal deine Auflistung angeschaut - die Königsmörder Chronik hab ich gelesen, aber die konnte mich nicht so recht erreichen. Aber gut fand ich sie schon.

      Die Chronik der Weitseher möchte ich noch lesen und die "Große Schwerter" Reihe von Tad Williams liegt schon auf meinem SuB. Die möchte ich bald endlich anfangen, da freu ich mich schon sehr drauf!
      Aber auch die anderen auf deiner Liste hören sich gut an.

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    2. Hi Aleshanee! Gute Idee, die großen Fantasy-Trilogien am Stück zu lesen, wenn alle Bände veröffentlicht sind. Manchmal passiert so viel, dass der Anschluss schwierig ist. Ich wette, dass Dir die großen Schwerter deutlich besser gefallen werden als die (deutlich ruhigere) Weitseher Chronik. Ich bin auch Deine Meinung gespannt ;) Dir noch einen schönen Sonntag

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    3. Nja, manchmal kann ich nicht warten *lach*
      Aber ich hab so viele Reihen auf der Wunschliste oder eben Teile auf dem SuB, da möchte ich sie schon gerne zeitnah lesen, ich vergess sonst immer einfach zu viel.
      Jetzt auch die Reihe um den Dunklen Turm von Stephen King, der erste ist ja grandios O.O Da muss ich unbedingt bald den zweiten lesen :)

      Dankeschön! Dir auch noch einen schönen Sonntag!

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  4. Hallo,

    das klingt wirklich sehr gut – und es wartet hier schon länger darauf, dass ich es lese... Es ist auch eines der 48 Bücher, die ich 2019 lesen möchte. (Damit sollte ich endlich mal anfangen...)

    Gute Rezension!

    LG,
    Mikka
    [ Mikka liest von A bis Z ]

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    1. Dankeschön Mikka! Na dann wünsch ich dir viel Spaß damit :)
      Es ist anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber da kommt man nach einiger Zeit gut rein!

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  5. Hallo Aleshanee,
    hinter dem Cover und dem Klappentext hätte ich ja gar kein High Fantasy vermutet. Das Buch hört sich spannend an, und wenn es nicht typisch High Fantasy ist, wäre es ja vielleicht doch etwas für mich. :-) Nur die Seitenzahl schreckt mich etwas ab.
    Vielleicht sollte ich es mal mit einer Leseprobe versuchen. Diese Idee mit den Götter finde ich schon sehr interessant. Ja, ich schaue mal, ob ich die Leseprobe finde. :-D
    Liebe Grüße
    Tinette

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    1. Ja, das Cover kann man irgendwie ganz schlecht einschätzen, aber wenn man die Geschichte liest, passt es auf jeden Fall perfekt ;)
      Es ist auch keine typische High Fantasy, gehört aber definitiv in das Genre und war mal eine außergewöhnliche Leseerfahrung - mit Mord (Ermittlung), Agenten, aber eben auch mit alten Mythen und Magie. Auch der Stil, der eher nüchtern wirkt, ist ungewöhnlich, macht das ganze aber umso stimmiger. Ich bin gespannt was du nach der Leseprobe sagst :)

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    2. So, ich habe die Leseprobe gelesen. Puh, da habe ich aber gleich gemerkt, dass es nicht so nebenbei lesen lässt. :-D Ich musste mich wirklich konzentrieren und ein Wort sogar nachschlagen. Aber jetzt bin ich auch neugierig. Ich setze es auf meine Wunschliste und schaue, ob ich es vielleicht gebraucht bekomme.
      Liebe Grüße
      Tinette

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    3. Ahhh sehr cool! Ja, es ist schon was bei dem man sich konzentriern muss, erstmal, aber man kommt dann schon gut rein und dann fällt es auch leichter. Da es schon etwas "älter" ist bekommst du es sicher auch gebraucht ;)

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