Dienstag, 26. März 2019

Die Stadt der träumenden Kinder von Robert J. Bennett

Die Stadt der träumenden Kinder

von Rober Jackson Bennett

Band 3 der Trilogie Die göttlichen Städte
Im Original City of Miracles
übersetzt von Eva Bauche-Eppers

Verlag Bastei Lübbe
Seitenzahl 656
1. Auflage März 2018

--- Highlight ---




Ein Attentat in Ahanashtan bringt den Dreyling Sigurd wieder zurück in sein altes Leben. 13 Jahre nach seiner Verbannung, die ihn in ferne Einöden gebracht und mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten hat. Doch er hat nichts eingebüßt von seinen Erfahrungen und in diesem letzten Band um die Göttlichen Städte steht er dieses Mal im Mittelpunkt. 

Robert Jackson Bennett hat hier eine großartige Trilogie geschrieben, von der mich dieser Abschlussband am meisten begeistert hat. Seine Welt, die er hier hat aufleben lassen, befindet sich immer wieder im Kampf gegen die Götter, in den Machtkämpfen der Länder und den vielen kleinen Intrigen, die sich aus den Rangeleien der Machthaber ergeben. 
Wie oben erwähnt steigt dieser Band 13 Jahre nach den Ereignissen aus dem Vorgänger ein - und es hat sich viel getan. 


Es ist kein typischer Weltenentwurf wie man ihn aus dem High Fantasy Genre kennt. Kein mittelalterlicher Flair, sondern der Beginn wachsender Städte, fortschrittlicher Technik und Wissenschaften. Es gibt Strom, Züge, Telefone, Autos, und die schwindende Macht der Mirakel, der göttlichen Zauber, die ihre Wirksamkeit immer mehr verlieren.
Dabei nutzt der Autor einen anspruchsvollen, feinmaschigen Schreibstil - recht nüchtern auf der einen Seite, schafft damit aber eine sehr eindringliche Atmosphäre, die jede Szene sehr bildhaft rüberbringt. Dabei geht er auch oft ins Detail, ohne aber zu langatmigen Erklärungen auszuschweifen und hat damit einen ganz besonderen Leseeindruck geschaffen.
Besonders gut hat mir auch gefallen, dass er so untypische und teilweise unbekannte Begriffe benutzt, wie "Grus", "Fisimatenten", "Manierismen", "Isthmus", "atavistisch" oder "ausbaldowern", die man in aktuellen Romanen kaum mehr findet. Manche musste ich tatsächlich nachschlagen :)

"Zu hassen", antwortet Sigrud, "ist ebenso töricht, wie glühende Kohlen aufzuheben,
um sie nach jemandem zu werfen, von dem man glaubt, er sei ein Feind.
Wen brennen sie mehr?" S. 418

Sigrud ist ja schon eine irgendwie tragische Figur und ich habe im letzten Band sehr mit ihm mitgelitten. Auch dieses Mal bleibt ihm nicht viel erspart und es stehen wieder actionreiche Verfolgungen und verzwickte Rätsel an, die er auf seine Art zu lösen versucht. Als langjähriger Begleiter und Mann fürs Grobe von Ashara Komayd ist er es gewohnt seine Ziele mit Waffengewalt zu erreichen, verdeckte Operationen durchzuführen und knifflige Schwierigkeiten in stoischer Manier zu erledigen. Teilweise hat es dadurch an manchen Stellen den Charakter eines Agententhrillers - verwoben mit den Fantasyelementen ergibt das aber ein aufwühlendes und phantastisches Erlebnis.

Die Ideen hinter diesem großartigen Finale sind ausgefallen und mit viel Raffinesse mit den Vorgängern verbunden, die man auch unbedingt vorher lesen sollte! Dabei verarbeitet er auch einige tiefgängige Gedanken über die Gesellschaft und auch des Einzelnen, über Kriege und Frieden und das Streben nach Macht, das schon immer der Kern aller Konflikte war. Es wird wieder mystisch und sehr abenteuerlich - alles auf mehreren Ebenen und ich bin wirklich beeindruckt von den vielen Spannungsmomenten, in denen sich die Figuren aus den unzähligen prikären Lagen herauswinden müssen.

Außerdem haben mich auch die Schauplätze begeistert, die ein kolossales Bühnenbild abgeben und ich würde mir wirklich wünschen, dass diese Reihe verfilmt würde. Aber auch die Charaktere sind jeder für sich etwas besonderes und keiner von ihnen strahlt als der ewige Held heraus, sondern hat seine Ecken und Kanten, Wünsche und Hoffnungen, die ihn vorantreiben und weitermachen lassen. Sigurd selbst hat seit langen Jahren den Schmerz als Triebfeder benutzt, dessen Quelle jetzt auch endlich offengelegt wird. Sein Schicksal verbindet alles miteinander und ergibt ein rundum stimmiges Bild und einen absolut gelungenen Abschluss - ein pompöses Finale und einen ruhigen Ausklang, bei dem ich direkt traurig war, dass das letzte Kapitel damit beendet ist. 

Wer mal etwas neues in der Fantasywelt lesen mag, sei diese Reihe sehr ans Herz gelegt!

"Veränderung ist eine Blume, die sich langsam entfaltet. Die meisten von uns werden
sie nie in ihrer voll erblühten Pracht sehen. Wir pflanzen sie nicht für uns, sondern
für kommende Generationen, aber es lohnt sich, sie zu pflegen und zu hüten.
Sie ist der Garant für eine bessere Zukunft." S. 96


Meine Bewertung
http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/5%20Sonnen

© Aleshanee



Über den Autor: Robert Jackson Bennett wurde 1984 in Baton Rouge, Louisiana, geboren, wuchs aber in Texas auf. Studiert hat er an der University of Texas in Austin. Dort lebt er auch heute noch mit seiner Frau und seinem Sohn. Für seine Romane hat er bereits zahlreiche Preise gewonnen, darunter auch zweimal den begehrten Shirley Jackson Awards für Bester Roman sowie eine Philip K Dick Award Citation of Excellence. Stadt der Tausend Treppen ist sein fünfter Roman. 
Quelle: Bastei Lübbe Verlag


Die Göttlichen Städte

3 - Die Stadt der träumenden Kinder







2 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    ich teile Deine Begeisterung. Ich fand die Trilogie ebenfalls einfach nur großartig. Ich hoffe, dass Bennett bald mit weiteren neuen Ideen auf demMarkt erscheint ;)

    Viele Grüße
    Der Büchernarr Frank

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    1. Oh ja, das würde mich auch sehr freuen! Seine Ideen schon sehr außergewöhnlich, mal etwas, was einen noch überraschen kann in dem Genre :)

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