Sonntag, 11. April 2021

Lauscht dem Lied der Nacht von C. E. Bernard

Das Lied der Nacht von C. E. Bernard


»Ich erzähle euch eine Geschichte. Sie beginnt in einem finsteren Tal mit hohen, schneebedeckten Bäumen. Sie beginnt mit einem einsamen Wanderer in den fahlen Stunden des Zwielichts, in der bläulich glänzenden Dämmerung. Sie beginnt mit einer Frage. Fürchtet ihr euch?«

Die deutsche Fantasy-Autorin C.E. Bernard hat ein episches, bewegendes und beeindruckendes Meisterwerk geschaffen, das High-Fantasy-Leser feiern werden. »Das Lied der Nacht« ist die Geschichte des in sich gekehrten Wanderers Weyd und der mutigen Bardin Caer, die gemeinsam vor einer fast nicht zu bewältigenden Aufgabe stehen: Feuer in einer Welt entzünden, in der Schatten, Albträume und Furcht regieren. Und die einzige Hoffnung, die sie in diesem Kampf haben, ist ein Lied ... (Verlagsinfo)



Meine Meinung
♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪

"Wortgewaltig und poetisch zugleich ..." steht im Klappentext noch als Zitat von Bernhard Hennen - und ja, da kann ich mich auf jeden Fall anschließen!

Diesen poetisch angehauchten Stil wird nicht jeder mögen, aber mich hat er von Anfang an fasziniert. Alles wirkt so ruhig, so beschaulich und trägt einen durch die Geschichte als lausche man einer Melodie, eingewoben in die Worte des Erzählers, mit dem man des nachts am Feuer sitzt. 
Eine Geschichte über den Wanderer Weyd, der die Sprachen aus ganz Erebu beherrscht, die kampferprobte Bardin Caer, deren Talente über reinen Gesang hinausgehen; den alten Jori, der mit den Tieren spricht und die barsche Seefahrerin Bahr, die mit dem Feuer flüstert. 

Ihr idyllisches Leben in der Provinz Schur wird allerdings plötzlich von der Furcht heimgesucht, mit einem handfesten Grauen, das des Nachts in der Dunkelheit erwacht und keinen Menschen am Leben lässt. Eine vage Erinnerung aus alter Zeit lässt sie hoffen, doch der Hort der Zuflucht ist trügerisch. 
Zur Handlung will ich nicht mehr verraten, denn das würde euch um einige Überraschungen bringen. Der Schreibstil alleine hat mich schon so begeistert und während die Charaktere mir immer mehr ans Herz gewachsen sind, bin ich immer tiefer in das Ereignisse eingetaucht. Ich mochte diesen stimmungsvollen Ausdruck, der mit den Wörter gewoben wird und auch manche Szenen miteinander verbunden hat, auf ganz außergewöhnliche Weise. Ein perfekt gelungener Kniff, parallele Ereignisse gleichlaufen zu lassen und sie zu verbinden, das fand ich schon sehr besonders!

Es gibt allerdings auch einige brutale Momente, auf die ich nicht vorbereitet war. Die Grausamkeit inmitten der sanften Erzählweise wirkt auf besondere Weise dramatisch, ja fast schon verstörend, und hebt umso mehr die Schrecken hervor, die von Angst behaftete Begierden hervorrufen. Unter dem Mantel des Hüters und der Mauer des Schutzes verbirgt sich ein grotesker Charakter, dessen Erlebnisse ihn zu einem grausamen Herrscher geformt haben. Seine bizarren Denkmuster sind auf grausame Art tragisch, gerade wenn er zwischen scheinbarer Milde und gleichgültiger Härte handelt. 

Ein wichtiges Thema sind hier auch die Vorurteile Fremden gegenüber, die sich nie ganz unterdrücken lassen und die ein Potenzial an Gewalt zeigt, das einen aufrüttelt. Ich hab in anderen Rezensionen gelesen, dass es zu brutal wäre - und dennoch ist es menschlich, leider, und zeigt hier nur deutlich, wie schnell der Hass, erst einmal losgelassen, nicht mehr zu bremsen ist. 

Dennoch zeigt diese Geschichte auch den Mut, sich nicht unterkriegen zu lassen; sich zu erheben und an seinen Idealen festzuhalten, ganz gleich, was es kostet - und das auf eine sehr einfühlsame, zu Herzen gehende Weise!

Mir fehlen ein bisschen die Worte, um meine Gefühle beim Lesen zu beschreiben - ich war total gefangen in der Handlung, dem Mitfieber mit den Protagonisten - und auch die Nebenfiguren, die zur Gruppe finden, sehr stark und bedeutsam.

Das Ende ist der Anfang und die Reise wird weitergehen. Noch ist nichts gewonnen, aber auch nichts verloren und die dunklen Schatten ziehen weiter über das Land. Wenn man sich demnächst wieder ans Feuer setzt und weiterlauscht, wie die Geschichte ihren Lauf nimmt, bin ich gespannt, welche Geheimnisse noch aufgedeckt werden. 
Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Fortsetzung und hätte am liebsten sofort weitergelesen.


Meine Bewertung
♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪
 

 
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
 
 
Ebenfalls rezensiert von




 

Das Lied der Nacht von C. E. Bernard


Band 1 der Wayfarer Saga - High Fantasy
Im Original Towers of Fire 1 - übersetzt von Charlotte Lungstrass-Kapfer
 
Verlag Penhaligon - Seitenzahl 416
1. Auflage März 2021


 

Die Wayfarer Saga

1 - Das Lied der Nacht


Sehr schöne Covergestaltung übrigens

 


 

10 Kommentare:

  1. Hallo liebe Aleshanee,
    was für eine Rezension!!! Wow, Aleshanee, du hattest mich ja schon vorher mit deiner Begeisterung zum Buch angesteckt. Aber als ich die ersten Worte gelesen habe ... - ich zitiere: "... als lausche man einer Melodie, eingewoben in die Worte des Erzählers, mit dem man des nachts am Feuer sitzt...." - da hattest du mich gleich ein zweites Mal. Das klingt wirklich richtigrichtig gut.

    Momentan möchte ich die Sache mit den Neuzugängen etwas ruhiger angehen lassen. Ich habe mir auch gerade einen fetten Schmöker vom SuB geschnappt. Aber das Buch kommt mal sowas von auf die Wunschliste. Vielen Dank für diese tolle Rezension <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Da muss ich zugeben: das hab ich aus dem Buch geklaut ;)
      Es wird tatsächlich von jemandem erzählt, diese Geschichte, mit dem man an einem Feuer sitzt, das fand ich total schön und einladend.

      Die Brutalität an ein paar Stellen hab ich ja erwähnt - das war anscheinend manchen zuviel... ich fand es passend, auch wenn es wirklich in dem Moment etwas schockiert hat, das sollte es aber eben auch. Nur als Vorwarnung ;)

      Freut mich dass dir die Rezension gefällt <3 Da bin ich lange dran gesessen.

      Löschen
    2. Das macht ja nichts, dass du das aus dem Buch übernommen hast. Ganz im Gegenteil, das weckt gerade sogar noch weiter meine Neugierde. Ich möchte mehr davon lesen! :o)

      Die Brutalität schreckt mich nicht ab.

      Es steht auf der Wunschliste :o)

      Und dazu, dass du lange an der Rezension gesessen hast: Das war es absolut wert. Mich hast du damit restlos vom Buch überzeugen können <3

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

      Löschen
    3. Also ich finde es wirklich sehr bewegend, rundum. Ich hoffe wirklich, dass es dir auch so gefallen wird. Es hat was ganz besonders!

      Dankeschön nochmal, das freut mich natürlich sehr <3

      Löschen
  2. Hallo Aleshanee

    Das Buch kannte ich noch nicht, aber von der Palace-Saga ist mir zumindest schon das Cover über den Weg gelaufen. Gelesen habe ich es allerdings nicht.

    Bereits dein erstes Satz zum Schreibstil der Autorin klingt aber so, als wäre das Buch eher nichts für mich. Ich glaube, wir hatten uns schon mal an anderer Stelle darüber unterhalten und da hast du mir gesagt, dass du aussergewöhnliche Schreibstile sehr gern magst. Und bei mir ist es eher das Gegenteil. Ich find's zwar toll, dass Autor:innen Experimente wagen, aber als Leserin bin ich dann doch zu sehr Gewohnheitstier, dass ich meistens grosse Schwierigkeiten habe, in die Geschichte reinzufinden. Und poetisch angehaucht klingt so gar nicht nach etwas, das für mich ist. Aber ich bin sehr froh, dass du das in deiner Rezension explizit erwähnst. :)

    Toll, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Von der Idee her klingt es ganz interessant. :)

    Liebe Grüsse
    Mel

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Mel! Ja, ich glaube tatsächlich, dass du dann mit dieser Geschichte hier nicht glücklich werden würdest ... wenn du vom Schreibstil her lieber was "normales" liest kann ich mir nicht vorstellen, dass dir das hier gefällt.

      Es steht ja sogar auf dem Cover mit dem "poetisch angehauchten Stil", aber dem traue ich immer nicht *lach* Da steht oft soviel und dann ist es doch ganz anders. Deshalb wollte ich auf jeden Fall drauf hinweisen. Das ist auch ein Punkt wovon diese Geschichte lebt, wie ich finde.

      Löschen
  3. Hallöchen Aleshanee,

    ich glaube wirklich, die Saga spaltet die Gemüter. Es gibt diejenigen, die mit dem Stil gar nicht klar kommen und diejenigen, die ihn feiern.
    Ich weiß, dass C.E. Bernard Talent besitzt, auch wenn die Palace-Reihe ein anderes Fantasyklientel bedient. Ich bin gespannt.
    Mir gefiel vom poetischen Stil her bereits "Die letzte Dichterin" von Katharina Seck.

    Liebe Grüße
    Tina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die letzte Dichterin mochte ich auch sehr gerne - aber das geht hier vom "dichterischen" her nochmal eine Nummer weiter ;)
      Ich liebe es sehr! Genauso wie den Stil in der Dreizehnten Fee - da waren die Meinungen auch sehr gespalten ...

      Löschen
  4. Hallo Aleshanee,
    gerade entdeckt, dass du das Buch auch gelesen und rezensiert hast und direkt mal bei mir verlinkt. :)
    Ich kann leider deine Begeisterung nicht so teilen. Der Schreibstil ist wirklich sehr interessant und ich mochte es wie die Autorin von einem Satz zum anderen die Personen und Orte wechselt, allerdings konnte ich mit den Charakteren nicht viel anfangen und so habe ich das Buch einfach nur beendet, weil es ein Rezensionsexemplar war. Aber schön, das es dich begeistern konnte. :)
    Und du hast natürlich vollkommen recht, die Cover (und besonders so nebeneinander) sehen wirklich toll aus.
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Diana, ich hab jetzt mal in deine Rezension reingeschaut: sehr schade dass es dir nicht gefallen hat, die Meinungen gehen hier ja sehr auseinander... ich fands einfach nur großartig und freu mich schon auf die Fortsetzung, die nächsten Monat kommt :)

      Löschen

Ich würde mich über dein Feedback zu meinem Beitrag freuen! Ich beantworte die Kommentare immer direkt hier oder schreibe dir gerne auf deinem Blog zurück :)

Die zitierten Cover und Bilder sind Eigentum des jeweiligen Verlags bzw. Schriftstellers bzw. sonstigen Rechteinhabers und dienen nur zur Veranschaulichung. Bildquellen sind die jeweiligen Verlage, goodreads.com und pixabay.com