Montag, 22. März 2021

Needful things - In einer kleinen Stadt von Stephen King

Needful things
Eine Kleinstadt gerät außer Kontrolle
 
Der Zugereiste Leland Gaunt eröffnet den Laden „Needful Things“. Die Kunden finden dort Raritäten, mit denen sie ihre geheimen Sehnsüchte und Wünsche erfüllen. Aber alles hat seinen Preis: Neben einer symbolischen Bezahlung verlangt Leland von ihnen, anderen Einwohnern harmlose Streiche zu spielen. Bald schon eskaliert der Spaß, und in Castle Rock herrscht das blanke Chaos ...
 
 
Meine Meinung
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Dieser re-read hat eine Menge Spaß gemacht! Auch wenn hier wirklich schlimme, schlimme Dinge passieren, haben die Verwicklungen in manchen Fällen einfach eine Note, bei der man ein schadenfrohes Grinsen kaum unterdrücken kann :D

Schon der Einstieg in die Geschichte ist sehr cool, denn ich werde als Leser direkt angesprochen und begrüßt wie ein alter Freund. Der Schauplatz wird mir gezeigt, als würde eine Kamera über die Hauptstraße zoomen und mir schonmal einige wichtige Charaktere der Geschichte zeigen. Und davon gibt es hier ziemlich viele! 

Castle Rock ist eine Kleinstadt - und wie es Vorurteile so an sich haben, breiten sie sich auch hier sehr anschaulich aus. Eine Gerüchteküche brodelt zwischen den Einwohnern, was ein willkommenes Geschenk für den neuen Laden ist, der sich "Needful things" nennt. Leland Gaunt, der Besitzer, hat eine anziehende Ausstrahlung und entwickelt recht schnell eine eigentümliche Beziehung zu seinen Käufern. Hier lässt King wieder wunderbar sein Talent spielen, indem er das subtile Grauen einschleichen lässt, jedes Mal, wenn ein Kunde diesen sonderbaren Laden betritt. 
Gaunt´s Geschäft ist der Handel mit Wünschen, tiefe, sehnsuchtsvolle Wünsche, die er mit Freuden erfüllt, aber einen bitteren Beigeschmack haben. Seine Beeinflussung reicht so weit, dass jeder bereit ist, alles, wirklich alles dafür zu tun, um es zu besitzen. Für kleine Gefälligkeiten. 
Diese intriganten Spielchen und "Streiche" schaukeln sich immer mehr auf, ohne dass es jemand zu bemerken scheint, denn Gaunt ist natürlich geschickt darin, seine (Un)Taten zu verschleiern. 
 
Das typische Kleinstadtleben wurde vom Autor perfekt getroffen und spiegelt viele interessante Figuren wider. Er gibt jedem davon Zeit, in den Köpfen der Leser ein Gespür für sie hervorzurufen und jeden von ihnen gut genug kennen zu lernen, um die weiteren Verwicklungen mit Vergnügen oder Entsetzen weiterzuverfolgen. Durch die vielen unterschiedlichen Menschen kommt auch keine Langeweile auf und ich hab jede neue Entwicklung mit Spannung verfolgt!
Auch die kleinen Traditionen, die Menschen entwickeln die in einer so eingeschworenen Gemeinschaft leben, lassen das ganze authentisch und typisch wirken. Geben dem ganzen eine verschrobene und dadurch umso authentischere Atmosphäre. 
 
"Brian war auf eine der großen Wahrheiten kleiner Städte gestoßen: viele Geheimnisse - im Grunde alle wirklich wichtigen Geheimnisse - kann man niemandem anvertrauen. Weil Neuigkeiten die Runde machen, und zwar schnell."
Zitat Seite 98
 
Es gibt wirklich eine illustre Vielzahl an typischen Männern und Frauen: von Trunkenbolden über spielsüchtige Stadträte, fanatische Pfarrer, schlagkräftige Hausfrauen oder auch verschüchtere Mörderinnen, die alle ihre Lust und ihren Frust auf die unterschiedlichste Weise ausleben. Mittendrin Sheriff Alan Pangborn, derjenige, der gegen die finsteren Machenschaften immun zu sein scheint. 
Doch die Situation eskaliert schneller als gedacht, die Ereignisse überstürzen sich und die Konsequenzen sind mörderisch! 
Wirklich großartig aufgebaut, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag, weil plötzlich alles Schlag auf Schlag passiert. Als hätte man die ganze Stadt im Blick und wüsste gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll, weil die dunkle Saat scheinbar überall gleichzeitig aufgeht. 

Aber der Autor hat auch hier wieder einige sehr schöne, berührende Momente mit eingebracht. Die Gespräche zwischen Alan und Polly zum Beispiel, ein Paar, dass schon vieles durchgemacht hat und sich mit Aussprachen über Probleme hinwegsetzt. Ohne Streit, sondern auf respektvoller Ebene. Selbst wenn nicht immer alles so läuft, wie beide Seiten gerne hätten...

"Die Lüge hatte ihn weder geärgert noch beunruhigt. Es gab Leute, die zu ihrem Vorteil logen, Leute die logen, weil sie Schmerzen hatten, Leute, die logen, weil ihnen der Begriff der Wahrheit völlig fremd war - und dann gab es Leute, die logen, weil sie sich darauf verließen, dass die Zeit zum Erzählen der Wahrheit kommen würde. Er glaubte, dass Pollys Lüge über Kelton in die letzte Kategorie gehörte, und er war zufrieden, zu warten. Eines Tages würde sie sich entschließen, ihm ihre Geheimnisse zu offenbaren."
Zitat Seite 189

Alles, was man preisgibt, macht einen angreifbar; weshalb viele, die verletzt wurden, vorsichtig werden ihrer Offenheit. Diesen Rückzug zu akzeptieren ist nicht immer einfach, umso schöner aber dann der Moment, wenn das Vertrauen auf einer Basis gewachsen ist mit der Zeit, die einfach nötig war.

Eine Menge Anspielungen auf andere Bücher hab ich hier auf wieder gefunden. Zum einen ist Castle Rock ja öfter mal der Schauplatz in den Geschichten von Stephen King, zum anderen gibt es aber auch Andeutungen zu anderen Figuren, was ich immer besonders cool finde. 

Die Verfilmung zum Buch ist übrigens auch gut gemacht. Allerdings wurde da einiges etwas abgeändert, vor allem was die zweite Hälfte des Buches betrifft, dennoch eine sehenswerte Umsetzung.



Meine Bewertung
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 Ebenfalls rezensiert von

 
 
 


 

In einer kleinen Stadt - Needful Things - von Stephen King


Vierter Roman des Castle Rock Zyklus
Genre Horror-Roman
Verlag Heyne --- Seitenzahl 767 --- 1. Auflage 1991


 

 
Ebenfalls rezensiert:

Klassischer Vampirroman: Brennen muss Salem
Dark Fantasy/Mystery Saga: Der dunkle Turm (1) Schwarz
Horror-Roman: Es
Horror-Roman: Shining (1)
Mystery Thriller: Doctor Sleep (2)
Science Fiction Horror: Duddits 

11 Kommentare:

  1. Hi Aleshanee,

    vor dem Problem steh ich auch manchmal von einem spaßigen Lesevergnügen zu sprechen, wenn in dem Buch die Figuren im Buch alles andere als Spaß haben. Horror eben :D

    Needfull Things gehört definitiv zu seinen sehr guten Werken - ich sollte vielleicht auch ein ReRead anstreben?

    Viele Grüße
    Frank

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    1. Haha, ja, manche "Horror Szenarien" haben auch einen Schuss Humor mit dabei, das war hier schon ein Seiltanz zwischen Schrecken und Witz :D
      Kann ich als re-read auf jeden Fall empfehlen!

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  2. Hallo liebe Aleshanee,

    genau diese Ausgabe besitze ich auch!!!
    Also Daumen noch dafür.

    Besonders spannend finde ich, hier die Entwicklung den die Geschichte nimmt und wie kleine Dinge wie Freude/Streit/Streich plötzlich eine Lawine in Gang setzen....die fast nicht zu stoppen war.....augenrollen...

    Klasse Geschichte und sehr realistisch....

    LG..Karin..

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    1. Ja, die Ausgabe ist schon sehr alt, bei meiner fallen sogar schön langsam die ersten Seiten raus ^^ Aber ich lese grundsätzlich lieber die alten Ausgaben als neuere Übersetzungen.

      Ja, die kleinen Steinchen, die Gaunt hier ins Rollen bringt, setzen ganz schön was in Gang :D

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  3. Hey liebe Aleshanee

    Ihr alle, die hier gerade so viel King lest, macht mich immer neugieriger und dabei will ich doch erst mal Platz schaffen ;-)

    Ich habe aber entschieden, die Augen offen zu halten und in Bücherschränken zuzugreifen, sollte ich (gut erhaltene) Bücher von der Wunschliste finden. Man gönnt sich ja sonst nichts.

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Grade die alten sind wirklich klasse, kann ich nur empfehlen, bisher hat mir nur eines nicht gefallen, das war "Puls", aber ich kenne auch noch lange nicht alle, mir fehlen auch noch so viel :D
      Aber ich konnte ja einige alte von meinem Bruder leihen, die hier alle aufs Lesen warten.

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  4. Huhu Aleshanee :D

    Oh, ich liebe dieses Werk. Ich habe es ja vor ein paar Jahren mit Nicole zusammen gelesen und ich erinnerne mich noch, wie viel Spaß wir mit diesem Buch hatten. Ich finde ja, durch seine doch sehr charmante Ausstrahlung ist Gaunt auf eine andere, sehr bedrohliche Art sehr unheimlich. Ich liebe ja das Ende von dem Buch :D Übrigens ist das in der Verfilmung auch gut dargestellt!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hihi, ja mit dem Buch hat man wirklich Spaß xD Trotz der schlimmen Dinge hat es einen skuril witzigen Faktor der sehr unterhaltsam ist :D
      King hat Gaunt durch kleine Feinheiten sehr unheimlich wirken lassen in manchen Momenten, das kann er halt einfach!
      Das Ende fand ich auch klasse und ja, im Film ist das auch super gemacht! Überhaupt ist der cool umgesetzt, auch wenns kleine Änderungen gab.

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  5. Hallo Aleshanee,

    ich habe bei Kings Horror-Büchern auch immer unheimlichen Spaß. Ich finde, er beschreibt richtig schaurige Szenen mit einer heftigen Prise Humor, dass es einen aus den Schuhen hebt. Bei seinen Werken geht es mir manchmal so, dass ich angewidert den Blick abwende, mir denke, das kannst du nicht machen und mich dann beim Schmunzeln oder Lachen erwische. Mein Mann ist da übrigens auch so.

    Jedenfalls eine tolle Rezension und es ist schön, dass dir dein zweite Ausflug in den Laden Spaß gemacht hat.

    Liebe Grüße & schönen Abend,
    Nicole

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    1. Dankeschön Nicole! Ja, das ist wohl auch mit eins der Dinge, weshalb man die Bücher so mag: man hat Spaß dabei! :D

      Ich hoffe du hattest ein schönes Wochenende, und heute einen guten Start! Die Zeitumstellung schafft mich immer ein bisschen ...

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    2. Stimmt, es geht um den Spaß am Fürchten. :D

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