Dienstag, 27. November 2018

Rezension - Animant Crumbs Staubchronik von Lin Rina

 
Kleider, Bälle und die Suche nach dem perfekten Ehemann. Das ist es, was sich Animants Mutter für ihre Tochter wünscht. Doch Ani hat anderes im Sinn. Sie lebt in einer Welt aus Büchern, und bemüht sich der Realität mit Scharfsinn und einer gehörigen Portion Sarkasmus aus dem Weg zu gehen.
Bis diese an ihre Tür klopft und ihr ein Angebot macht, das ihr Leben auf den Kopf stellt.

Ein Monat in London, eine riesige, vollautomatische Suchmaschine, die Umstände der weniger Privilegierten und eine Arbeitsstelle in einer Bibliothek. Und natürlich Gefühle, die sie bis dahin nur aus Büchern kannte.




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Animant Crumbs Staubchronik

von Lin Rina

Genre Liebesroman // Schauplatz England 1890

Verlag Drachenmond // Seitenzahl 552
Cover und Illustrationen Marie Graßhoff
Taschenbuch 16,90 € // Ebook 4,99 €

1. Auflage Nov 2017

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Meine Meinung
 

Ich hatte ja viel positives über das Buch gehört, aber ich hab Rezensionen dazu immer nur überflogen und so wirklich wusste ich nicht worum es hier geht. Ein kleines bisschen hat mich das ganze dann ja  an "Stolz und Vorurteil" erinnert, von dem ich kein großer Fan bin, aber das hier, da hat es mich echt kalt erwischt - im positiven Sinn! Romantische Geschichen lese ich super selten, und wahrscheinlich hat es mich deshalb so schön mitnehmen können, denn es ist wirklich ein wunderschön geschriebenes Wohlfühl Buch bei dem man sich einfach nur am Kaminfeuer in den Lieblingssessel kuscheln möchte!

Animant Crumb lebt etwas außerhalb von London und ihre Mutter ist ständig bemüht, sie hübsch auszustaffieren und an den Mann zu bringen. Animant hegt aber absolut kein Interesse und verzieht sich lieber auf den Dachboden in ihren alten Lesesessel und vergräbt ihre Nase in Büchern. In dem kurzen Prolog wird einem auch sehr gut die Grundsituation gezeigt und dann gehts auch schon sehr schnell nach London, wo das Mädel aus purem Trotz und als Flucht vor ihrer Mutter eine Aufgabe annimmt, der sie kaum gewachsen scheint. Aber ihre Sturheit ist ihr jetzt von Vorteil, denn sie denkt gar nicht daran, aufzugeben!

Ich mochte Animant wirklich sehr gerne, denn auch wenn sie teilweise etwas naiv und unbedarft ist, wirkt es immer echt. In der Oberschicht geboren und behütet aufgewachsen hatte sie nunmal bisher kaum Gelegenheit, die vielen Facetten des Lebens kennenzulernen und ich fand es total entzückend, ihren diesbezüglichen Gedanken zu lauschen. Sie erzählt das ganze nämlich aus ihrer Sicht in der Ich-Perspektive und manche Momente waren wirklich witzig oder einfach nur rührend, wie sie um ihre Selbständigkeit kämpft und gleichzeitig zum ersten Mal merkt wie es ist, verliebt zu sein.
Ein bisschen kommt sie einem schon wie ein reiches, verwöhntes Mädchen vor, aber sie hat auch viel Potenzial für Veränderungen in sich und sieht ganz genau die Dinge, die sich in der Gesellschaft ändern müssen - vor allem auch die Unterdrückung gegen die Frauen, auf die herabgesehen wird wenn sie arbeiten oder gar studieren wollen, aber auch andere Aspekte, die zu dieser Zeit gerade in den Umwälzungen stecken. Sie vermittelt mir trotz oder gerade wegen ihrer störrischen Art einen bezaubernden Eindruck.

"Es war dumm und es war kindisch, und ich war mir dessen durchaus bewusst.
Und trotzdem konnte ich nicht anders." S. 334

Das ganze ist auch vom Schreibstil passend für die damalige Zeit, überhaupt die vielen Details im Umgang untereinander, der Etikette, den Konventionen usw. aus meiner Sicht wirklich gut dargestellt. Es hat ein eher ruhiges Tempo, allerdings war es für mich nie langatmig, weil einfach immer etwas passiert und Animant eine bestechliche Art hat, ihre Sicht auf die Dinge darzulegen.

Der viktorianische "Bad Boy" mit dem sie es hier zu tun bekommt ist wirklich nicht einfach zu handhaben: unhöflich, launisch, schroff und jedem Kontakt abgeneigt sendet er gerade den Reiz aus, dem ja so viele Frauen auch heutzutage unterliegen: die Neugier, was hinter dieser rauen Schale verborgen liegt. Wie sich das ganze entwickelt hat mir wirklich gut gefallen, auch wenn es romantisch ist, war es mir nicht zu aufgesetzt und wenn Animant immer öfter ins Schwärmen gerät und ihre Schwärmerei mehr und mehr in den Vordergrund gedrängt wird, war es das richtige Maß - denn frisch verliebt hat man ja meist auch kaum andere Dinge im Kopf ;)

Aber es gab auch noch einige andere Elemente in der Handlung die das ganze aufgefrischt haben, sei es mit der resoluten Freundin Elisa, die Animant in London kennenlernt, den charmanten Mr Boyle oder die Konflikte ihres Bruders Henry, in die sie mit hineingezogen wird. Es gibt also genug Abwechslung und natürlich war ihre Liebe zu den Büchern eins der Dinge, die jedes Leserherz höher schlagen lässt. Da gab es einige Momente, wo ich nur zu gut mit ihr mitfühlen konnte!

Auch das Thema Ausgrenzung wurde mit aufgenommen, zum einen die Unterschiede und Distanzierung zwischen Ober- und Unterschicht, zum anderen aber auch die Vorurteile gegen die Juden, die gerade für die Anglikaner mit vielen Vorbelastungen beschwert ist.

"Menschen tun nun mal schlimme Dinge, aber das hat nichts mit ihrer religiösen Ausrichtung
zu tun, sondern damit, dass sie Menschen sind." S. 485

Rundum gelungen, auch wenn Animant eine etwas ausschweifende Erzählerin ist, was durch ihre arglose Art aber einfach nur charmant wirkt. Die Liebesgeschichte hat mir trotz der Romantik wirklich sehr gut gefallen, weil sie sich erst entwickelt und gerade dieser eigentlich ungewollte Verlauf hat mir das Herz gewärmt.


Meine Bewertung
 

http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/5%20Sonnen



© Aleshanee



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Über die Autorin: Ein Lächeln auf den Lippen, eine Tasse Tee in der Hand und den Kopf voller Geschichten. Wenn Lin Rina schreibt, träumt sie sich in andere Welten, Zeiten und Universen.
Sie begeistert sich ebenfalls für das Zeichnen von Illustrationen und Handlettering und riskiert dabei auch mal farbverschmierte Finger.
Im Alltag verbringt sie viel Zeit mit ihren zwei Töchtern zwischen Sandburgen und Papierschnipseln. Sie lebt mit den kleinen Fröschen und ihrem Mann in einem verträumten kleinen Ort umgeben von Wald.
Quelle: Drachenmond Verlag

6 Kommentare:

  1. Hi Aleshanee,

    ich fand das Buch auch sehr gelungen. Animant ist überzeugend als Figur und so süß, eben weil sie naiv ist, aber manchmal auch auf die Pauke hauen kann.
    Die Liebesgeschichte war ja anfangs gar nicht erkennen. Insgesamt gut erzählt, witzig und nett.

    Meine Rezension

    Ganz liebe Grüße aus Tirol
    Marie

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    1. Ja anfangs war man mit dem "anderen" beschäftigt und wurde auf die falsche Fährte gelockt - ich hatte ja schon ein bisschen Angst, dass das so eine Dreiecksgeschichte wird. Zum Glück war das dann ja nicht so :)
      War sehr schön zu lesen!

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  2. Huhu Alex :D

    vielen Dank fürs Verlinken ♥
    Du triffst den Nagel mal wieder ganz genau auf den Kopf mit deiner Rezension. Kann ich so unterschreiben ^^. Eine wirklich bezaubernde Geschichte mit einer bezaubernden Protagonistin. Einfach was fürs Herz, ganz schnörkellos und unkompliziert. Manchmal muss es eben einfach ein solches Buch sein, das einen auf ruhige Art verzaubert und wo man gar nicht viel machen muss, außer sich hineinfallen zu lassen und sich wohl zu fühlen :).

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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    1. Dankeschön Insi! Die Geschichte ist wirklich herzerwärmend, und die Protagonistin so zauberhaft, denn sie schafft es trotz ihrer Naivität genau ins Herz zu treffen mit ihrer Sturheit und kleinen Rebellion :D
      Manchmal braucht man wirklich auch mal so was, bei dem einem das Herz aufgeht <3

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  3. Liebe Aleshanee,
    Ich habe diese Geschichte auch sehr geliebt, einfach wundervoll.
    Animant mochte ich als Figur einfach sehr, gerade wegen ihrer Naivität und der Rebellion.
    LG Sheena

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    1. Ach wie schön! Wir haben ja so selten was gemeinsam. Das freut mich :)

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