Dienstag, 22. Oktober 2019

Rezension zu Dracula von Bram Stoker

Rezension zu Dracula von Bram Stoker


Genre Horror Klassiker

Verlag Goldmann // Seitenzahl 523
Meine zerlesene Ausgabe hier ist von 1993
1. Auflage des Originals 1897

Den Klassiker unter den Vampirromanen hab ich damals schon geliebt und ja, mein Buch sieht äußerst "abgegriffen" aus, aber ich liebe es so wie es ist :)


Die Geschichte ist etwas ungewöhnlich aufgebaut und besteht aus Tagebucheinträgen, Schriftwechseln und einigen Zeitungsausschnitten bzw. Berichten, die die Ereignisse für mein Gefühl perfekt widerspiegeln. 

Es beginnt mit einer langen Passage von Jonathan Harker, seinem Reisebericht von London in die Karpaten, zum Schloss von Graf Dracula, dem er in seiner Eigenschaft als Anwalt bei einem Grundstückskauf in England behilflich sein soll. Seine Vorfreude dämmt allerdings recht schnell ein ungutes Gefühl inmitten der malerischen Landschaft, denn sein Reiseziel weckt bei der abergläubischen Bevölkerung eine beklemmende Angst, die sich sehr bald als wahres Grauen herausstellen soll.


Mit der alten Schriftweise muss man sich natürlich anfreunden können und ich mag den Stil sehr, wenn er auch bisweilen recht nüchtern daherkommt. Dafür hat er eine sehr subtile Art, die unheimliche Atmosphäre zu steigern, vor allem auch geprägt durch die einsame, ausweglose Situation des jungen Anwalts Jonathan, den die Ereignisse fast um den Verstand bringen.

Weiter geht es dann mit Briefwechseln hauptsächlich zwischen Mina Murray, der Verlobten von Jonathan Harker und Lucy Westenra, ihrer besten Freundin. Beide in hoffnungsvoller Erwartung auf ihre baldige Hochzeit tauschen sie ihre Neuigkeiten aus und berichten auch wieder in Tagebuchform über die laufenden Ereignisse.
Mina betrübt derweil, dass sie nichts von ihrem Verlobten hört, doch noch schlimmer scheint erstmal Lucys Verhalten, die ständig schlafwandelt und einer körperlichen Schwäche anheim fällt, die immer bedrohlichere Ausmaße annimmt.

Außerdem wichtig ist auch Dr.  John Seward, der Leiter der örtlichen Irrenanstalt, der ebenfalls mittels Tagebucheinträgen zum einen Lucys Krankheit verfolgt, aber ebenfalls den schleichenden Verlauf der Krankheit eines seiner Patienten: R. M. Renfield.

Das alles hängt natürlich zusammen mit der Ankunft von Graf Dracula in England und ruft schließlich den berühmten und berüchtigten Dr. Abraham Van Helsing auf den Plan.

Durch die abwechslenden Perspektiven hat man einen guten Einblick über die Entwicklungen und das Grauen, das sich auf perfide Weise ausbreitet. Interessant fand ich natürlich auch, wie die gesellschaftlichen Rollen verteilt sind, vor allem da das Buch ja direkt aus der Zeit stammt. Vor allem auch der Status der Frau, die geschont wird und von starken Männern beschützt werden muss - sie sich aber auch in dieser "Rolle" nicht abgewertet fühlt, sondern es hinnimmt bzw. angenommen hat und wohl zu fühlen scheint. Geschrieben ist das Buch ja von einem Mann, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Frauen gab, die sich in diesem "Schutz" gut zurecht gefunden haben.
Ein bisschen fehlt der Ausdruck für die Gefühle der Figuren, was mir aber schon oft bei älteren Werken aufgefallen ist. Das wird recht nüchtern beschrieben, dafür aber oft auch sehr klar und ich war überrascht, wie direkt und empathisch dann an manchen Stellen doch darauf eingegangen wird, auch wenn es etwas  trocken wirkt.

Der Kampf gegen Vampyr entwickelt sich jedenfalls spannend und endet mit einem Wettlauf ggen die Zeit. Die klassischen Merkmale, die seit diesem Werk auf der ganzen Welt bekannt sind, wirken fast schon nostalgisch: das Kruzifix, der Knoblauch, die geweihte Hostie, die Heimaterde, in der der Vampyr reisen muss, der fehlende Schatten oder das Spiegelbild, die Macht, das Wetter zu beeinflussen oder Tiere zu befehligen - oder sich in solche zu verwandeln und schließlich der Pfahl ins Herz und das Köpfen zum Töten.

Ich fand es jedenfalls großartig, diese Geschichte nach langer Zeit nochmal zu lesen und kann nur jedem Fan des Genres raten, es auszuprobieren - falls ihr es noch nicht kennt :)


Meine Bewertung

http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/5%20Sonnen


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20 Kommentare:

  1. Ein wahrer Klassiker! Könnte ich auch mal wieder lesen... :)
    Schöne Rezension!

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  2. Hach ja, es ist immer schön, ebenso begeisterte Meinungen zu meinem Lieblings-Vampirroman zu lesen. :-) Ich habe es bisher drei Mal gelesen und finde es jedes Mal wieder toll. Schöne Rezi!.
    LG, Silke

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  3. Hallo und guten Tag,

    das ist mal ein Cover, dass ohne viel Schnick-Schnack auskommt, aber trotzdem irgendwie total unheimlich/gruslig rüber kommt...oder?

    LG..Karin..

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    1. Hi Karin! Das Cover mag ich auch, einfach weil ich das Buch bzw. die Geschichte damit verbinde. Sonst würde es mir, glaub ich, gar nicht so gut gefallen :D Ich finde das schwarze vom Fischer Verlag viel besser, das zeig ich am Donnerstag beim TTT ;)

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  4. Tolle Rezension :) Ich sollte das Buch unbedingt endlich mal lesen - ich bin davon überzeugt, dass es mir gefallen wird <3

    Liebe Grüsse
    Sabs

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    1. Danke dir! Es ist halt im alten Stil geschrieben, aber ich finde gerade das macht auch die tolle Atmosphäre aus. Ich mags jedenfalls sehr!

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  5. Hallo Aleshanee

    Das Buch steht auch noch auf meiner to-read Liste, weil ich es für mein "Scratch-off Poster" lesen sollte :D Mich schrecken ja gerade solche eher alten Schreibweisen eher ab, weil ich Mühe habe, mich darauf einzulassen und der Geschichte zu folgen. Ich hoffe aber, dass mir Dracula genauso gut gefallen wird, wie es dich begeistern konnte. Vermutlich werde ich aber erst nächstes Jahr dazu kommen, es zu lesen.

    Liebe Grüsse
    Mel

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    1. Ich hoffe, dass du dich auch so gut reinlesen kannst wie ich. Es gibt schon Unterschiede natürlich auch in diesen klassischen Schreibstilen, mir taugt da auch nicht jeder ... aber hier kam ich super zurecht. Vor allem trägt es natürlich erheblich zur Atmosphäre der damaligen Zeit bei :)

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  6. Hallo Aleshanee,

    ich finde deine abgegriffene Ausgabe richtig richtig toll. Das hat Charme und ist neben dem Inhalt ein wahrer Schatz im Regal. Das Buch mochte ich auch.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Schon gell? Ich liebe sie auch, weil sie so zerlesen aussieht :D
      Und die Geschichte war auch wieder wirklich gut! Ich hatte sie ja echt nur noch dunkel in Erinnerug ...

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    2. Ja, das hat was. Meine Ausgabe von "Der Pate" schaut so ähnlich aus. XD

      Ich habe "Dracula" vor einigen Jahren gelesen, das ist noch gar nicht so lange her.

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    3. Irgendwie schade, hab ich mir beim lesen gedacht, dass ich nicht noch mehr Bücher hab die so aussehen *lach* Fast alle anderen sehen echt fast neu aus :D Dabei tausche ich auch viel gebrauchte Bücher, aber die werden anscheinend alle auch sehr pfleglich behandelt ^^

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    4. Naja, normalerweise passt man auf die Bücher ja gut auf. Mein 'Pate' schaut nur so ramponiert aus, weil er schon zig Leser begeistert hat. Meine Mutter hat das Buch als Teenager geschenkt bekommen - damals war es schon gelesen. Dann habe ich es irgendwann gekriegt und ich habe es bestimmt schon an fünf andere Leser verliehen. Und ich mag das, weil man merkt, dass dieses Buch gern gelesen wurde. Das sieht man auch deiner Dracula-Ausgabe an. Und das macht den Charme aus.

      Würde ein gebraucht-gekauftes Buch so ankommen, hätten wir wohl beide nicht so eine Freude damit.

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    5. Solche Bücher sind dann einfach besonders <3

      Ach naja, ich tausche ja Bücher und die meisten sehen wirklich noch sehr gut aus. Aber wenn mal eins dabei ist, das auch schon "ramponiert" aussieht, dann ist das für mich okay, solange es nicht schon zerfällt oder müffelt xD

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  7. Liebe Aleshanee,
    unglaublich aber wahr: ich habe Dracula nie gelesen! Aber deine Beschreibung des Aufbaus hat mich jetzt sehr neugierig gemacht und ich werde in der Bücherei mal nach diesem Klassiker ausschau halten :) Danke für deine Rezension!
    Liebe Grüße,
    Eva

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    1. Na dann wirds aber Zeit! *lach*
      Freut mich dass ich dich jetzt drauf neugierig machen konnte, probier es einfach mal aus :)

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  8. Hallo liebe Aleshanee,

    wie du dich vielleicht von dem TTT erinnerst steht dieses Buch immer noch auf meiner Wunschliste, aber nach deiner Rezension habe ich definitiv Lust, es mal zu lesen. ^^ Mal sehen, wann ich das in Angriff nehme. ;)

    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Das würde mich freuen :) Den alten Stil muss man halt mögen, aber ich find das ab und zu echt toll und mags sehr!

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