Dienstag, 29. Oktober 2019

Rezension zu Rigor Mortis von Faye Hell

Rezension zu Rigor Mortis von Faye Hell

Weshalb kümmert es euch, ob Blut an meinen Händen ist, wenn ich euch zum Gold führen kann?

Vor mehr als einem Jahrhundert bekam das Grauen in Dawson City ein Gesicht, denn der mächtigste Mann dieser Stadt schien aus beinah allem zu bestehen, bloß nicht aus Fleisch und Blut.
Jahrzehnte später verfolgt ein erbarmungsloser Schatten, dessen Gestalt mit jedem Tag deutlicher zu erkennen ist, eine Reisegruppe quer durch Alaska. Aus dem Ehrgeiz eines Talkmasters wird fataler Größenwahn. Eine paranormale Ermittlerin trifft auf einen übermächtigen Gegner. Und jede dieser spannenden Geschichten führt zu einer größeren Wahrheit, die hinter allen Dingen verborgen liegt …

Ist "Legende" vielleicht doch nur ein anderes Wort für "ihr wurdet gewarnt"?



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Rigor Mortis

schattenschwarz und totgeschwiegen
von Faye Hell

Genre Horror
Schauplatz Alaska / Kalifornien

Verlag Papierverzierer // Seitenzahl 679
1. Auflage März 2019
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Meine Meinung
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Auf die Autorin bin ich durch ihren Debüt Roman "Keine Menschenseele" aufmerksam geworden. Ein Mix aus obszönem Horror und subtilem Grauen, der mich sehr mitgerissen hat, weil es tief hinter die Fassade des Menschlichen und in die dunkelsten Abgründe blickt. Deshalb war ich natürlich extrem neugierig, welches gruselige Szenario mich hier, vor der Kulisse des Goldrausches in Alaska im 19. Jahrhundert, erwartet.

Faye Hell bedient sich einiger überlieferter Fakten, was ich total klasse finde. Ich hab nach dem Lesen ein bisschen gegoogelt, da ich über die Goldsucher in Klondike so gut wie nichts weiß, und war total erfreut zu sehen, dass Wahres mit Fiktion gekonnt vermischt wurde. Auch fließen ihre eigenen Reiseeindrücke ein und daraus entsteht ein großartig konstruierter Horror Trip auf verschiedenen Zeitebenen.

Zum einen erleben wir das Erwachen des Bösen, einem unheimlichen Schatten, der sein unheilvolles Licht Ende des 19. Jahrhunderts über die Goldgräberstadt Dawson wirft. Außerdem begleiten wir die Reiseführerin Rosa, die eine schmerzhafte Vergangenheit in sich trägt, auf ihrer Route im Yukon Territorium und werden Zeuge einer äußerst perfiden Persönlichkeit, die sich als Talkmaster in der heutigen Zeit durch ihre kranke Show einen Namen macht.

Am Anfang waren die Perspektivenwechsel zwischen den drei Handlungssträngen noch etwas verwirrend, wie auch die vielen Namen die zu Beginn überfordernd wirken können - aber ich hab mich dann recht schnell orientieren können, auch weil sich die Erzählperspektive ändert und man dadurch gut in die Situationen reinfindet.

Die Geschichte ist recht schwer zu beschreiben, da sie viele komplett verschiedene Eindrücke, Persönlichkeiten und Umsetzungen miteinander vereint, was ich ausgesprochen faszinierend fand. Auch wenn mich nicht immer jeder Moment mitreißen konnte, gab es wunderschöne Szenen, die durch den außergewöhnlichen Sprachstil nicht nur gelesen, sondern direkt erlebt wurden.

Der Talkmaster Richard Darius bedient sich einer obszönen Sprache und einer perfiden Gier perverser Gelüste und lebt diese auch ohne schlechtes Gewissen aus. Das sind zwar immer nur kurze Sequenzen, aber da sollte man nicht zimperlich sein, denn psychische und physische Gewalt in jeglicher Form werden hier schon auch mal im Detail beschrieben.
Das er eine wichtige Rolle spielt ist von Anfang an klar, nur welche Entwicklung es nehmen wird, bleibt vorerst ein Rätsel.
Die Verbindung zu unseren heutigen "lustigen" Fernsehsendungen springt einen direkt an - ich selber schaue mir ja sowas schon seit Jahren nicht mehr an, aber da fragt man sich schon, wie groß die Unterschiede hier noch sind ... die Faszination und das Vergnügen am Bloßstellen, Versagen und Leid anderer ist gar nicht so weit hergeholt.
Ich persönlich scheine mich nicht mehr so für diese Art von "Horror" begeistern zu können hab ich gemerkt. Die permanente Gewalt in Sprache und Handeln hat für mich keinen wirklichen Reiz.

Die anderen Abschnitte beschäftigen sich eher mit hintergründigem Grauen, der Verzweiflung Einzelner und der einfachen Verführung größerer Gruppen durch schnödes Gold, könnte man sagen, oder auch der Erleichterung, sich um Geld keine Sorgen mehr machen zu müssen. Wie man sich diese Sorglosigkeit "erkauft" ist natürlich die Kehrseite der glänzenden Medaille, denn im Leben ist nichts umsonst und kostet weit mehr, als man sich vorstellen kann.

Wie Rosa sich immer tiefer in die Ereignisse der Vergangenheit verstrickt und wie ihre Erfahrungen bis in die Gegenwart reichen und sie beeinflussen, war interessant und wirkte auf subtile Weise spannend. Der Erzählstil ist hier ein ganz anderer, wie schon oben erwähnt, und gerade diesen Wechsel fand ich wirklich gut, weil sie dadurch jeder Handlungsstrang vom anderen abgesetzt hat.

Total interessant fand ich auch, die Ursprünge zum Goldrausch zu verfolgen und die bedeutsamen Orte in dieser Gegend zu erkunden. Die Autorin beschreibt das wirklich sehr anschaulich, auch wenn ich die Atmosphäre gerne noch düsterer gehabt hätte.
Der Schreibstil an sich war auch recht wechselhaft für mich: einmal sehr anspruchsvoll und packend so dass man direkt darin versinkt, dann wieder etwas überzogen und in den Dialogen nicht immer überzeugend, was mich beim Lesen dann auch manchmal "rausgerissen" hat.
Manche Abschnitte fand ich auch zu ausgedehnt erzählt, bei anderen wiederum hätte ich mir etwas mehr Intensität gewünscht. Warum es so geschwankt hat weiß ich nicht, vielleicht lag es auch an mir, ich kann es wirklich nicht so recht einschätzen.
(Ganz unabhängig von dem oben erwähnten Wechsel des Erzählstils)

Besonders gefallen haben mir die Streifzüge in die Vergangenheit, in der die Schatten beginnen, sich auszubreiten. Die Ideen, die Faye Hell hier einbaut, sind wirklich große Klasse!

Insgesamt konnte es mich nicht immer so mitreißen wie erwartet, aber das Konzept als ganzes hat mir wirklich gut gefallen. Da ich wenig im Horror Genre lese, muss ich mich da wohl einfach noch besser rantasten, in welche Richtung sich mein Lesegeschmack mit Grusel verträgt :)


Meine Bewertung
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 http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/3%2F4%20Sonnen


Bei Skoutz gibt es einen tollen Bericht über das Buch *klick*

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Über die Autorin: Seit meiner frühesten Kindheit bin ich vom Bösen fasziniert. Im Alter von elf Jahren schreibe ich meine erste Horrorgeschichte. Eltern und Lehrer sind sich sicher: Das ist nur eine Phase, das vergeht. Doch es ist alles andere als eine Phase und vergeht erst recht nicht, viel eher verfeinert sich mein Hang zum Diabolischen und nimmt professionelle Züge an.
Seit 2007 bin ich Redakteurin des VIRUS Magazins (unter dem Namen Lili Marlene), dort verfasse ich vorrangig Rezensionen zu Horrorfilmen abseits des Mainstreams. In meiner schriftstellerischen Arbeit verbinde ich subtiles Grauen mit expliziter Gewalt und Obszönität. Ein Leben ohne Horror, das ist für mich undenkbar.
Quelle: Autorenseite ~ fayehell.com

Gerne könnt ihr euch auch meine Rezension zu "Keine Menschenseele" anschauen, das hatte mir persönlich besser gefallen :)


2 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    ja, manchmal wird Horror gern mit Splatter verwechselt und so mancher glaubt, dass Horror ohne Splatter nicht auskommt. Das macht es m.E. so schwierig, gut geschriebene Horror-Roman zu finden, die nicht mit übertriebener Gewalt ihr Publikum versuchen zu erreichen. Dieser hier gehört offenbar nicht dazu ;) ist aber vielleicht dennoch ein Blick wert. Mal schauen.

    Viele Grüße
    Der Büchernarr Frank

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    1. Also das sind eher wirklich weniger Szenen, wo es zur Sache geht, die Autorin hat sich da sehr zurückgehalten - ich hab halt einfach nur gemerkt, dass das einfach nicht mein Ding ist...
      Das meiste ist subtiler Horror und wirklich gut gemacht. Mich hat es teilweise sehr beeindruckt, teilweise aber eben auch nicht so mitgenommen.

      Ich werds in den anderen Plattformen auch auf 4 Sterne aufrunden, da es wirklich super aufgebaut und von den Ideen her wirklich toll gemacht ist.

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