Dienstag, 5. November 2019

Rezension zu In der Obhut des Teufels von Dimitrios Zafiris

Rezension zu In der Obhut des Teufels von Dimitrios Zafiris


Wann immer Kinder tödlich verunglücken, birgt der Kutscher des Taunuswaldes ihre Leiber und legt sie der Waisenmutter Amelie vor die Tür. Die Kinder dürfen leben, sofern sie dem Teufel dienen.

Als der Anwalt Adalbert in seinem Herrn und Gönner den leibhaftigen Teufel zu erkennen glaubt, kehrt er zu dem Ort seiner Kindheit zurück.
Jahre später schreibt er in dem verlassenen Waisenhaus seine Memoiren nieder. Er schildert ein Leben voller Fehlentscheidungen und Reue, das geprägt war von einer Frage:
Wer war der geheimnisvolle Kutscher, welcher Adalbert zum Waisenhaus brachte, als er hätte sterben sollen?




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In der Obhut des Teufels

von Dimitrios Zafiris

Genre Mystery Horror - Novelle
Schauplatz Biberach / Rheinland Pfalz
17. und Anfang 19. Jahrhundert

Verlag Selfpublisher - Seitenzahl 182
1. Auflage April 2019

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 Meine Meinung
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Bei diesem Buch fällt mir die Rezension gar nicht so leicht, muss ich sagen. Es steckt definitiv voller Schatten und tiefer Abgründe menschlicher Empfindungen, die teilweise sehr deutlich gemacht werden, teilweise aber auch nicht unmittelbar zu erkennen sind. 

Es gibt zwei Erzählebenen, die sich abwechseln, und die im passenden Stil der damaligen Zeit eine wahrhaft düstere Geschichte erzählen:
In Tagebuchform beschreibt der Ich-Erzähler Adalbert seine Erlebnisse im Waisenhaus und seine daraus folgenden Irrwege seines Lebens, die ihn wieder zum Ursprung zurückgeführt haben. 
Und dann gibt es noch "Amelias Gatten", der sich in den Wirren des 30jährigen Krieges zu einer verhängnisvollen Entscheidung durchringt. 

Entscheidungen - ich denke, das ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Botschaft, die der Autor dem Leser mitteilen möchte, neben vielen anderen.
Entscheidungen, die wir täglich treffen, viele davon unbewusst, aber manche eben auch sehr berechnend und sicher nicht selten auf Kosten von anderen. 

Vorangestellt das Hadern mit dem Schicksal, die Tiefschläge die einen zu Boden drücken und man schließlich bereit ist, jede helfende Hand zu ergreifen, egal welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Vor allem aber auch: die Leichtigkeit, mit der man scheinbar die innere Leere füllen kann. 
Die Illusion von Ruhm, Macht und Geld, vor allem aber die Macht über andere, die Unterdrückung und Erniedrigung anderer, um sich selbst besser zu fühlen. 
Adalbert hat das mehr als ausgelebt, was ihn natürlich nicht wirklich sympathisch macht; und doch! Er leidet sprichwörtlich Höllenqualen und sieht die einzige Chance, diesen zu entgehen, in dem er andere mehr leiden lässt als sich selbst. 

Wenn man sich in unserer Gesellschaft so umschaut, scheint dieses Prinzip vielen bekannt zu sein und leider auch von vielen praktiziert zu werden. Nicht so deutlich wie hier in der Geschichte, nicht so direkt und böswillig und sichtbar - aber unbewusst kämpfen einfach unglaublich viele mit sich und dem Versuch, im Leben zurechtzukommen, einen Sinn zu finden, gesehen zu werden, angenommen zu werden ... und die Verzweiflung treibt den ein oder anderen vielleicht auf einen Pfad, der nur vermeintlich am Ende das Glück bereit hält. Es sind immer die Ängste und die damit verbundenen Hoffnungen, die uns zu den wichtigsten Entscheidungen führen.

Mitleid scheint hier fehl am Platz und doch kann ich es nicht verhindern, da die Ängste, die solche Charaktere mit sich tragen, meiner Vorstellung nach wirklich immens sind. 
Mit Adalbert konnte ich auch am besten mitfühlen, Amelia selbst und auch ihr "Gatte" blieben mir etwas fern. Das liegt evtl daran, dass diese Episoden Fiktion und Wirklichkeit sehr vermischt haben. Ich konnte jedenfalls keinen so rechten Bezug zu ihnen aufbauen und vor allem ihre Entscheidungen nicht so gut nachvollziehen, wie es bei Adalbert gelungen ist. 

Trotz des dichten Erzählstils, der auch von anderen Rezensenten sehr gelobt wird, hatte ich zwischendurch Momente, die mich nicht ganz so gepackt haben. Woran das lag, kann ich nicht genau festmachen, mir hat da einfach ein bisschen der Bezug oder das Verständnis gefehlt. Ich glaube, wenn ich diese Geschichte nach einiger Zeit nochmal lese, wird es vielleicht klarer, denn auch wenn vieles offensichtlich ist, gibt es zwischen den Zeilen sicher noch mehr zu entdecken. 

Ein wichtiger Punkt ist, wie oben schon erwähnt, Entscheidungen zu treffen und ihre Folgen zu tragen. Welche das sein werden kann man nie vorher wissen, deshalb sollten die Beweggründe, die dazu führen, von Herzen kommen. 
Manchmal scheint es recht einfach zu sein, sich Wünsche erfüllen zu lassen. Dabei zählen die glücklichen Momente doch viel mehr, die von selbst auf einen zukommen und die oft viel zu gering geschätzt werden.

Meine Bewertung
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http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%20Sonnen



Ebenfalls rezensiert von






Vom Autor hab ich ebenfalls gelesen: 
die Horror Novelle "Der Leuchtturm am Kap Mar"





4 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    täuscht es, oder widmest Du Dich in der dunklen Jahreszeit auch eher düsterer Literatur? Obwohl dieses Buch auf dem zweiten Blich gar nicht so düster zu sein scheint.

    Viele Grüße
    Der Büchernarr

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    1. Nein, das täuscht dich nicht :D Aber es ist vor allem der Oktober, in dem ich meist viel Thriller, Mystery oder auch Horror lese. Zumindest nehme ich mir das immer vor, da ich diese Genres unterm Jahr meist sehr vernachlässige ... und dieses Jahr hat es super geklappt ^^

      Aber das Buch ist tatsächlich sehr düster, die Handlung, die Atmosphäre und auch die Figuren.

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  2. Wuhuuu!
    Vom Cover her hätte ich nicht nach dem Buch gegriffen. Aber das hört sich richtig, richtig gut an!!!
    Wandert umgehend auf meine WuLi.
    Danke, für diese interessante Buchvorstellung!
    Habe Dich hier verlinkt. https://twitter.com/100_Morgenwald/status/1195697981728706561 :D

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    1. Sehr gerne! Das freut mich :)
      Und vielen Dank fürs verlinken! <3

      Auf twitter bin ich ja schon länger nicht mehr ...
      Aber den Post konnte ich zumindest sehen. Das Verlinken mit Bild geht tatsächlich von Blogger nicht, glaub ich.

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