Hexenlied von Antonia Michaelis
Genre Drama / Fiktionaler Roman / Mystery-Thriller
Verlag Oetinger -- Seitenzahl 400
1. Auflage Juli 2019
Klappentext
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Tim ist scheinbar ein ganz normaler Jugendlicher. In Lilith dagegen sehen alle
eine Außenseiterin. Als Lilith in der Theatergruppe die Hauptrolle der
mexikanischen Hexe, „la bruja“, übernimmt, hat das seltsame Auswirkungen.
Sobald „la bruja“ die Bühne betritt, wirken alle wie gebannt in ihren Rollen.
Außerhalb der Proben entwickelt sich zudem ein besonderes Verhältnis zwischen
Tim und „la bruja“. Doch bald gibt es erste Gerüchte, dass Lilith tatsächlich
eine Art Hexe sein könnte. Denn immer mehr verschwimmen die Grenzen zwischen
Theaterstück und Realität.
Wie bei den meisten Büchern von Antonia Michaelis muss man hier auch den Stil mögen, meiner Meinung nach - wenn das der Fall ist, kann man von der ersten Seite eintauchen und sich in eine surreale Welt begeben, die direkt mit der Realität verwoben ist.
Das kann die Autorin wirklich sehr genial, indem sie eine ganz profane Handlung mit mysteriösen Elementen spickt, so dass die Grenzen zwischen Realität und Täuschung vollständig verwischen.
Die ganze Atmosphäre wirkt von Anfang an merkwürdig, auch wenn man in ein ziemlich alltägliches Szenario geworfen wird: eine Schule, irgendwo in Deutschland, eine Theatergruppe der 10. Klasse, die in diesem Jahr allerdings ein sehr außergewöhnliches Stück spielen soll: La Bruja - Die Hexe.
Dieses Schauspiel basiert übrigens auf einem alten mexikanischem Lied, das seinen Ursprung in Veracruz hat und "La Bruja" als verführerische Hexe darstellt, die ihren Opfern das Blut aussaugt.
Tim ist der Protagonist, aus dessen Sicht diese Geschichte erzählt wird. Er ist schon lange mit der Clique befreundet, die auch in der Theater-Gruppe mitmacht, doch so richtig dazugehörig fühlt er sich nie... Auch hat er ein Geheimnis, dass er niemanden erzählt und das ihn schon Jahre begleitet.
Er ist mir sehr ans Herz gewachsen, denn er kämpft immer wieder um Zugehörigkeit, und gleichzeitig gegen die Schuldgefühle und damit immer mit sich selbst.
Der Feind, den er besiegt hatte, um hierherzukommen, war beinahe unüberwindbar: er selbst.Zitat Seite 321
Dieses Jahr ist allerdings alles anders, denn Lilith taucht auf, um beim Theater mitzuspielen. Sie ist ein Außenseiter, immer in schwarz, ein dürres Mädchen, das wenig Kontakte knüpft - immer am Rande und seltsam. Doch ihre Ausstrahlung, wenn das Spiel bei den Proben beginnt, zieht alle in den Bann und lässt das Stück aufleben, ja es wirkt beinahe real und gerade Tim gerät zusehends in den Sog, sich dieser Illusionen nicht mehr entziehen zu können.
Die Geschichte um "La Bruja" verschmilzt immer mehr mit Wirklichkeit und es geschehen bizarre Vorfälle, die alle mit Lilith in Zusammenhang zu stehen scheinen. Gerne wird ein Sündenbock gesucht und natürlich recht schnell in ihr gefunden.
Tim kann jedoch ihrer Anziehungskraft nicht widerstehen. Sie ist etwas besonderes, ein Mädchen, dass aus der Masse sticht, sich nicht anpasst und auf eigenem Weg versucht, mit der Welt, die sie nicht akzeptieren möchte, zurechtzukommen.
"... Dabei ist es ein wunderbares Haus. Man kann es atmen hören, und manchmal niest es. Wenn die Mäuse in den Ecken zu wild spielen. Alte Häuser sind kitzelig, wusstest du das?"Zitat Seite 107
Der Schreibstil, wie schon eingangs gesagt, ist wahrscheinlich nicht für jeden was, aber ich liebe ihn. In all ihren Büchern hat Antonia Michaelis etwas Besonderes geschaffen durch ihre Art, die Wirklichkeit, die Gedanken und Gefühle sowie die Handlung auf ganz besondere Art wirken zu lassen, was mich jedes Mal total fasziniert und mich völlig eintauchen lässt.
Auch die Charaktere sind wieder zum einen sehr gut spürbar, andererseits aber auch geheimnisvoll, so dass man nie ganz hinter die Masken schauen kann - eine ganz außergewöhnliche Fähigkeit, um mich als Leser mitfühlen und mich gleichzeitig im Dunkeln zu lassen, um die Spannung anzutreiben.
Denn es wird spannend - auch wenn es am Anfang noch etwas dahinzuplätschernd scheint - entwickelt sich das ganze zu einem dramatischen Thriller, der mich eine Nacht wachgehalten hat, weil ich nicht mehr zum lesen aufhören konnte!
Es ist wirklich schwer zu beschreiben, ohne zuviel zu verraten ... und es ist auch schwierig, das Buch zu empfehlen, weil es so besonders ist. Mich hat es sehr berührt und die Themen um die Jugendlichen, die Fragen um Schuld und Toleranz und Mitgefühl, die unwirkliche Atmosphäre und die sanften Klänge, die zwischenmenschlich spürbar sind; dazu der Spannungseffekt, der das ganze plötzlich in eine gefährliche Lage kippen lässt: es hat mich einfach mega begeistert!
Vom Verlag ist es ab 14 Jahren empfohlen und obwohl ich oft der Meinung bin, dass Kids in dem Alter schon mehr vertragen, würde ich hier doch eher zu einer Empfehlung ab 16 tendieren. Für sensible Menschen kann manches sehr unter die Haut gehen und es sind ernste Themen dabei, die grade durch die täuschende Realität vielleicht noch schwerer greifbar sind in dem Alter.
Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von
Wer ebenso wie ich ein Fan der Autorin ist und ihren Schreibstil mag, dem kann ich diese Bücher von ihr ebenfalls empfehlen
Oh, das klingt spannend - von Antonia Michaelis habe ich bis jetzt den "Märchenerzähler" und "Der letzte Regen" gelesen und mochte sie beide sehr. Das "Hexenlied" wandert dann jetzt auch mal auf meine Leseliste. Danke fürs Vorstellen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Anne
"Der letzte Regen" kenne ich gar nicht bzw. hab nicht davon gehört. Irgendwie hat sie viel viel mehr geschrieben als ich bisher gefunden habe ^^ Ich mag ihren Stil sehr <3
LöschenHallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschendeine Rezension hat mich sehr neugierig gemacht - danke für den Einblick! :) Ich werde mir das Buch mal merken. Aktuell wartet immer noch "Der Märchenerzähler" auf dem SuB. Ich bin sehr gespannt auf ihren Erzählstil.
Liebe Grüße
Nicole
Oh, Der Märchenerzähler - da bin ich mal gespannt. Das wurde damals ja sehr kontrovers diskutiert, da die Thematik sehr schwierig ist...
LöschenHi Aleshanee,
AntwortenLöschendas klingt spannend - und ich kenne die Autorin noch gar nicht. Aber wenn Du das Buch als Highlight bezeichnest, werde ich immer hellhörig. Bei vielen Büchern liegen unsere Geschmäcker ja eng beieinander ;) Es wandert auf meine Merkliste.
Viele Grüße und schönes WE
Frank
Das ist echt schwer einzuschätzen ob dir das gefällt ...
Löschenbei den Büchern von ihr ist es immer schwierig. Sie hat einen sehr eigenen Stil, den man meist auch wiedererkennt, auch wenn es immer speziell und anders ist, in jedem ihrer Bücher ;)
Vielleicht hast du die Möglichkeit in die Leseprobe zu schnuppern.
Meine Lieblingsbücher von ihr sind außerdem "Niemand liebt November", "Jenseits der Finsterbachbrücke" und "Solange die Nachtigall singt"