Der Kinderdieb von Brom
Genre Horror - Adaption von Peter Pan
mit Zeichnungen von Brom
Im Original
The Child Thief
übersetzt von Jakob Schmidt
Verlag Knaur --- Seitenzahl 665
Meine Ausgabe ist vom PAN Verlag
aus dem Jahr 2010
Klappentext
Leise wie ein Schatten streift ein Junge durch die Straßen von New York. Er
nennt sich Peter und ist auf der Suche nach Kindern und Teenagern, die
dringend Hilfe brauchen. Peter rettet sie – und bietet ihnen an, sie in sein
magisches Reich zu führen, in dem niemand je erwachsen werden muss. Doch er
verrät ihnen nicht, dass dieses Land im Sterben liegt und dort nicht nur
magische Geschöpfe und das Abenteuer ihres Lebens auf sie warten, sondern auch
größte Gefahr …
Meine Meinung
Ich hab das Buch ja vor 7 Jahren schon mal gelesen und hatte jetzt wieder
richtig Lust dazu - zumal ich anscheinend echt alles vergessen habe! Es war
wirklich fast so, als würde ich es zum ersten Mal lesen!
So war dann auch der Prolog eine echte Überraschung, denn der Autor startet
mit einer sehr beklemmenden Situation: ein Mädchen in Angst vor dem Missbrauch ihres
Vaters, dass die bedrängende Situaion sehr deutlich macht.
Doch genau um diese Kinder geht es, "verlorene" Kinder, die Hass und Gewalt
schon viel zu lange ausgesetzt waren und keinen Ausweg mehr finden. Denn Peter
sucht sie, um sie zu retten, einerseits. Andererseits entführt er sie durch
den gefährlichen Nebel auf die Insel Avalon, wo er ihnen das Paradies
verspricht. Mehr oder weniger.
Der Autor beschreibt auch im Nachwort sehr gut, wie er als Fan von Peter Pan auf die ursprüngliche und ja schon sehr ungewöhnlich grausame Version von J. M. Barrie gestoßen ist, in der kleine Textstellen darauf hindeuten, wie egozentrisch und unbekümmert hier der Charakter Peter Pan dargestellt wird - entgegen der verharmlosenden Disney Version.
Mit der ganzen Brutalität, den Schimpfwörtern und den bedrückenden Schicksalen
hab ich wirklich nicht gerechnet und es zeichnet ein sehr klares Bild. Von
Peter, der vor keiner Gewalt zurückschreckt, aber vor allem auch von den
Kindern und Jugendlichen, die mit all ihren erschreckenden Erfahrungen irgendwie überleben müssen
und sich ihre eigenen Strategien entwickeln, um damit klar zu kommen.
Es geht hier definitiv hart zur Sache und bei einigen Kämpfen fliegen
auch wortwörtlich die Fetzen. Auch hier nimmt der Autor kein Blatt vor
den Mund, um die Gewalt zu beschreiben, mit der hier vorgegangen wird,
wer das scheut wird hier nicht so rechten Spaß an der Geschichte haben.
Zwischendurch erfahren wir jedoch auch mehr über Peter und seine
Vergangenheit. Auch er musste schon sehr früh erkennen, wie es ist, nicht angenommen und geliebt zu werden und sich deshalb einen Mutterersatz sucht. Hier findet er ihn in "der Dame vom See", die viele sicher aus der Artus-Sage kennen. Nimmerland ist hier die Insel Avalon, die von böswilligen Kreaturen heimgesucht wird - mit dabei natürlich auch ein Kapitän stellvertretend für den legendären Käptn Hook.
Neben
Peter ist auch Nick als Protagonist sehr wichtig. Auch ihn hat Peter
aus einer ausweglosen Situation gerettet - allerdings kann sich Nick der
Begeisterung der anderen Kinder für "ihren Helden und seine Mission"
nie so recht anschließen und begeistern. Seine Zweifel bringen ihn in
arge Bedrängnis auf vielerlei Arten und ich mochte ihn als Charakter
sehr!
Aber es gab auch einige Nebenfiguren, die mir ans Herz gewachsen sind.
Sehr genial verwoben sind auch viele anderen Sagen und mythische Wesen, die ebenfalls im Nachwort ihre Erwähnung finden. Mit dieser Version der Insel Avalon hat der Autor die letzte Zuflucht für die Magie entstehen lassen mit all ihren niedlichen Vertretern wie Feen und Pixies, aber eben auch heimtückischen Arten, vor denen man sich in Acht nehmen sollte!
Thematisch ist immer wieder die Beziehung von Kindern zu ihren Eltern und umgekehrt. Die nicht entgegen gebrachte Zuneigung und Liebe, die verquere Sicht darauf oder auch Missverständnisse, das Pflichtgefühl einerseits gegenüber der bedingungslosen Aufopferung auf Kosten von anderen oder auch dem eigenen Selbst.
Brom hat einen sehr angenehmen lesbaren Stil, mit dem er alles bestens beschreibt und vor Augen führt, ohne dass es zu langatmigen Passagen kommt, gleichzeitig aber auch viele Details einflechtet, die das ganze sehr lebendig werden lassen.
Das Ende war mit einiger Action inszeniert und auch der Schluss hat für mich genau zur Geschichte gepasst.
Genial finde ich ja auch die Bilder von Brom, die jedes Kapitel einleiten. Er zeichnet einfach wahnsinnig gut und ich mag seinen Stil sehr! Übrigens gibts vorne im Buch auch eine Karte von der Insel Avalon, so dass man sich hier sehr schön zurechtfindet.
Ebenfalls rezensiert von
Ich hab das Buch in einer Leserunde gelesen gemeinsam mit Nicole - ihr könnt
gerne in unseren Austausch reinschnuppern *hier* Allerdings mit massiven Spoilern ;)
Immer gerne von mir empfohlen und ein Highlight für mich: Krampus
Seit Krampus, der Herr des alten Julfestes, vor über 500 Jahren vom
Nikolaus entmachtet und in die neue Welt verbannt wurde, sitzt er
angekettet in einer dunklen Höhle fest und schmiedet finstere
Rachepläne. Denn nach seinem Sturz erhob der Nikolaus das Weihnachtsfest
zum neuen Jahreshöhepunkt im Dezember. Jetzt, nach all den
Jahrhunderten, gelingt es Krampus endlich, sich aus seinen Fesseln zu
befreien. Und er kennt nur noch einen Gedanken: Der Nikolaus muss
sterben!
Mittlerweile ist ja ein neues Buch erschienen: Slewfoot und ich hoffe
sehr, dass das auch bald auf dem deutsch Markt zu haben ist!
A spirited young
Englishwoman, Abitha, arrives at a Puritan colony betrothed to a
stranger – only to become quickly widowed when her husband dies under
mysterious circumstances. All alone in this pious and patriarchal
society, Abitha fights for what little freedom she can grasp onto, while
trying to stay true to herself and her past.
Enter Slewfoot, a powerful spirit of antiquity newly woken… and trying to find his own role in the world. Healer or destroyer? Protector or predator? But as the shadows walk and villagers start dying, a new rumor is whispered: Witch.
Both Abitha and Slewfoot must swiftly decide who they are, and what they must do to survive in a world intent on hanging any who meddle in the dark arts.
Enter Slewfoot, a powerful spirit of antiquity newly woken… and trying to find his own role in the world. Healer or destroyer? Protector or predator? But as the shadows walk and villagers start dying, a new rumor is whispered: Witch.
Both Abitha and Slewfoot must swiftly decide who they are, and what they must do to survive in a world intent on hanging any who meddle in the dark arts.
tja, was soll ich sagen, Du hast mich überzeugt. Das Buch wird sicher auch bei mir einziehen, nachdem ich Krampus so gut fand und ich die Seite des Künstlers gesehen habe
AntwortenLöschenHuhu Aleshanee,
AntwortenLöschenich muss ja sagen, dass Horror nicht ganz mein favorisiertes Genre ist. Nachdem aber auch dran stand, dass es eine Adaption von Peter Pan ist, musste ich mal hineinspitzeln in deine Rezension. Das Buch klingt, von dem was du beschreibst, sehr hart, aber auch tiefgründig. Mir ist es wahrscheinlich ein Tick zu gruselig, aber ich behalte es gerne als Empfehlung für andere Horror-Fans im Kopf.
Ganz liebe Grüße
Leni
Horror heißt nicht immer gleich gruselig ;)
LöschenSo wie du geschrieben hast: hart, aber tiefgründig trifft es hier eher ^^
Wenn du es nicht als gruselig betiteln würdest, würde ich das Buch tatsächlich im Blick behalten. Interessant klingt es durchaus. =)
LöschenAlso gruselig würde ich das wirklich nicht bezeichnen.
LöschenEs kommen mythische Gestalten vor, vor denen man sich fürchten kann, aber nicht auf eine "gruselige" Art ... Auch ist das eher ein Nebeneffekt.
Eher eben brutal, hart, blutig ^^ Aber nicht durchgehend :D Und es werden Sachen "klar angesprochen" und auch an Schimpfwörtern mangelt es nicht. Das darf einen halt nicht stören.
Mit "Grusel-Horror" hat das jetzt für mich überhaupt nix zu tun ;)
Hallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschendas Buch ist mir vor Kurzem empfohlen worden. Ich habe ja schon Peter Pan von Christina Henry gelesen. Ebenfalls eine Adaption, die ein sehr düsteres Bild von dem Klassiker zeichnet und Peter mal nicht romantisch verklärt darstellt. Gerade das gefällt mir hier sehr.
Du hast mich mit deiner Rezension auf jeden Fall neugierig gemacht. Das Buch steht auf der Wunschliste. Ich muss jetzt nur erstmal ein wenig den SuB runterlesen. Dann dürften auch wieder neue Bücher einziehen :o)
Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Start ins neue Jahr.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Ich könnte mir vorstellen, dass das hier mit der "Härte" und der "Unverklärtheit" sogar noch einen Tick weiter geht wie bei Christina Henry, obwohl ich es nicht gelesen hab...
LöschenEs hat schon etwas derbes, rohes, aber dadurch eben auch viel Verbindung zu den Menschen, leider - aber es steckt halt auch viel tiefgründiges drin.
Ich fands jedenfalls wieder richtig gut :)