Rezension zu Windzeit, Wolfszeit von Caroline Ronnefeldt
Obwohl sich in einer schrecklichen Nacht die Grenzen zu einer anderen Welt zu öffnen schienen und etliche Bewohner des Hügellands zu Schaden gekommen sind, kehren die unverbesserlichen Quendel zu ihrem gewohnten Leben zurück, als wäre nichts geschehen. Vergeblich mahnt Odilio die Bewohner des Hügellandes zu erhöhter Wachsamkeit und erinnert an die alten Sagen und Legenden. Doch kaum einer hört auf ihn und so sind die Quendel großteils unvorbereitet, als das Unheil tatsächlich erneut zuschlägt, ärger noch als zuvor …
(Verlagsinfo)
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Windzeit, Wolfszeit
von Caroline Ronnefeldt
Band 2 der Quendel Saga
Genre High Fantasy
empfohlen ab 14 Jahren
Verlag Ueberreuter // Seitenzahl 480
1. Auflage September 2019
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"Mitunter ist es besser und beweist wahren Mut, sich seiner Angst zu stellen.
Nicht selten wird sie dann kleiner, denn, gleich dem Schatten an der Wand,
mag deine Furcht größer und mächtiger sein, als das, was dahintersteckt."
Seite 55
Meine Meinung
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Als ich vor eineinhalb Jahren den ersten Band gelesen hatte, war noch nicht klar, ob es eine Fortsetzung geben wird - und ich bin so froh, dass die Autorin weitergeschrieben hat, denn diese Geschichte entwickelt sich zu meinen Lieblingsbüchern!
Interessant fand ich ja, dass im ersten Teil nur die Geschehnisse einer einzigen Nacht erzählt wurden - es sind ja doch nicht wenige Seiten - aber Caroline Ronnefeldt schafft es vortrefflich, trotz vieler Details und Ausschmückungen keine Langeweile aufkommen zu lassen. Sie schreibt mit einem sehr ruhigen Tempo und einem Gefühl des Augenblicks, dem intensiven Erleben von dem Moment, was ich besonders faszinierend fand.
Die Quendel erinnern mich ja immer noch ein bisschen an die Hobbits, trotzdem sind sie ein eigenständiges Hügelvolk und ich weiß einfach nur nicht, wie ich sie euch anders erklären soll :)
Es sind sehr eigenwillige Geschöpfe, jeder für sich ein Unikat mit seinen Macken, seinem Mut oder seinen Ängsten. Ihr Leben im Hügelland war in den letzten Generationen immer friedlich, bis zu der schicksalhaften Nacht, in der der neugierige Kartenschreiber Bullrich Schattenbart in den gefürchteten Wald "Finster" aufgebrochen ist.
Seither sind einige Wochen vergangen und hier steigt die Autorin im zweiten Band in das Geschehen ein. Die Quendel versammeln sich, um zu besprechen, wie sie gegen die finstere Bedrohung vorgehen sollen, denn das Bäumelburger Maskenfest steht bevor und damit die Zeit, in der die Grenzen zur Anderswelt besonders dünn sind. Die Vorzeichen zeigen sich auch, rar zwar, aber dennoch beängstigend, denn in aufkommenden Nebeln verbergen sich unheimliche Gestalten und im Wolken verhangenen Himmeln zeigen sich Vorboten der Wilden Jagd.
Vielen steckt der Schrecken der Wolfsnacht noch in den Knochen, aber die meisten Quendel wollen die Gefahr nicht wahrhaben - und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Mit vielen unheimlichen Details entsteht eine gruselige Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann und mit Spannung verfolgt, wie das Schicksal die Hügelländer heimsucht und mit einem Grauen konfrontiert, mit dem keiner gerechnet oder daran geglaubt hätte.
Der Schreibstil - ich weiß ehrlich nicht genau, wie ich den beschreiben soll - er ist nicht unbedingt besonders poetisch oder märchenhaft, aber er transportiert die Atmosphäre immer so treffend, das man jeden Augenblick genau spürt und miterlebt. Wie oben erwähnt geht die Handlung langsam voran, was mir aber kaum aufgefallen ist, da die Absichten, Gefühle und Pläne der Quendel einen mitreißenden Sog entwickeln. Vor allem durch das sich steigernde Aufkommen des Grauens oder Grusels, die unbestimmbare Angst vor dem Nebel und was sich darin verbirgt, den Schrecken von tatsächlichen, in ihre kleine Welt gebrachten Grauen und die Erkenntnis, dass etwas Unheilvolles unaufhaltsam auf sie zukommt.
Eine wundervoll geschriebene, perfekt gelungene Mischung aus lieb gewonnenen Erinnerungen des Auenlandes, einem bunten, naturverbundenen Völkchen mit vielen hervorstechenden Charakteren und einer unheimlichen Atmosphäre, die einen alten Mythos neu aufleben lässt.
Ich bin total fasziniert von der wunderbaren Erzählweise, in die auch immer wieder die witzigen Sprüche der Quendel einfließen und die auch durch ihre Namen eine wunderschöne Verbundenheit zur Natur bekunden. Hortenisa, Odilio Pfiffer, Laurenz Parasal oder Reseda Birkenporling sind nur einige wenige Beispiele und sie geben der Geschichte noch zusätzlich den eigentümlichen Flair.
Eine Karte des Hügellandes ist auf der ersten und letzten Seite zu finden, mit der man sich perfekt auf der Reise zurechtfinden kann und hinten im Buch gibt es auch noch eine Auflistung der einzelnen Quendel.
Jedes Kapitel ist übrigens mit einem schönen Vers eingeleitet, dabei auch einer, der den ungewöhnlichen Titel erklärt:
"Beilzeit, Schwertzeit,
zerschmetterte Schilde,
Windzeit, Wolfszeit,
bis einstürzt die Welt."
DIE EDDA - Die Weissagungen der Seherin
Bewertung
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© Aleshanee
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Quendel Trilogie
2 - Windzeit - Wolfszeit
Hallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschenich musste jetzt erstmal deine Rezension zu Band 1 lesen, bevor ich hier schreibe. Natürlich hoffe ich sehr, dass all deine Fragen, die du damals noch hattest, mit der Fortsetzung beantwortet wurden?! Jedenfalls bleibt meine Neugier bestehen und ich werde Ausschau nach den beiden Büchern halten. Danke für den tollen Buchtipp.
Liebste Grüße, Hibi
Es freut mich wirklich dass du jetzt darauf aufmerksam geworden bist <3
LöschenNein, alle Fragen sind noch nicht offen, das heißt es kündigt sich noch eine Fortsetzung an. Aber entgegen meiner sonstigen Meinung bin ich hier froh, die beiden Bücher gelesen zu haben - ob es noch weitergeht oder nicht. Einfach weil es so genial geschrieben ist und wunderbar zum Lesen war!
Aber ich denke und hoffe, dass Ende nächstes Jahr dann vielleicht schon Band 3 kommt. Ich würde mich riesig freuen :)