Samstag, 21. Juli 2018

Rezension: Die drei Musketiere von Alexandre Dumas

Die drei Musketiere

von Alexandre Dumas

Genre: Mantel und Degen Abenteuer / Klassiker
Der erste Band von "Des Königs Musketiere"
Im Original: Les Trois Mousquetaires
übersetzt von Herbert Bräuning

Verlag: atb
Seitenzahl: 703
In dieser Ausgabe nur gebraucht erhältlich

1. Auflage wurde 1844 kapitelweise in der Zeitung Le Siècle veröffentlicht





"Einer für alle, alle für einen!"



Diesen Spruch kennen wahrscheinlich alle oder? :) Über die Drei Musketiere kommt man wahrscheinlich einfach nicht drum herum ... oftmals verfilmt und in zahlreichen Versionen veröffentlicht hat zumindest jeder schonmal von ihnen gehört. Ich selber hatte in meiner Kindheit eine Kassette - ja, so alt bin ich schon - mit der Geschichte um die Diamantspangen und ihre unglückliche Rolle in der Liaison der Königin von Frankreich und dem Herzog von Buckingham. 
Das erste Drittel des Buches war für mich also ein Eintauchen in meine Kindheitserinnerungen und somit hatte ich richtig viel Spaß. Selbst die ausführlichen Beschreibungen und detaillierte, ausschweifende Erzählweise hat mich nicht gestört, denn obwohl es recht langsam voranging war ich von der Handlung sehr eingenommen.


An die Sprache hab ich mich recht schnell gewöhnt. Der alte Stil hatte seinen ganz eigenen Charme und ich konnte mich recht schnell einfinden. Ich war ja früher ein großer Fan von Mantel-und-Degen Filmen und hier den berühmten d´Artagnan und seine drei besten Freunde, die Musketiere Athos, Portos und Aramis zu begleiten, war ein großes Vergnügen. 
Der Mittelteil war dann etwas zäher weil mich die Handlung nicht mehr so mitgerissen hat; was aber im letzten Drittel mit der Belagerung von La Rochelle und der Suche nach d´Artagnans Geliebten dann wieder an Spannung gewonnen hat. 

Als übergeordneter Erzähler berichtet der Autor hier von der Begegnung des heißspornigen Gascogners d´Artagnans mit den drei Musketieren, die auf sehr ungewöhnliche Weise zusammenfinden. Der Hauptmann der Musketiere Treville spielt eine zeitlang eine wichtige Rolle, genau wie der König Ludwig XIII und natürlich Kardinal Richelieu, der im Hintergrund immer wieder Intrigen spinnt. Wir schauen beim Lesen verschiedenen Figuren immer wieder über die Schulter und begleiten sie alle bei ihren Abenteuern. Bekannt ist sicher auch die Rolle der Lady de Winter und des Grafen Rochefort, durch deren perfide Pläne sich immer wieder gefährliche Situationen ergeben. 
Aber auch das "ganz normale" Leben der damaligen Zeit wurde anschaulich wiedergegeben. Für mich manchmal etwas zu weitschweifig, aber auch interessant wenn man sieht, welche Rollen damals Männer und Frauen eingenommen haben und wie sie sich gegeneinander Verhalten haben.

Zum Beispiel dass das Anlächeln anderer schon als Affront angesehen werden konnte, was leicht zum Duell führte - und damit zum Tod, dass das Lügen beim "normalen" Volk hingenommen, für Edelleute aber absolutes Tabu angesehen wurde. Die Ehre war das höchste Gut des Mannes und ein gegebenes Wort gleich einem Eid, gleichzeitig war es aber ebenso normal, sich als Mann von seiner Geliebten geldtechnisch aushalten zu lassen. 
Ein sehr bizarres Bild wenn man sich das aus heutiger Sicht anschaut, aber interessant auf jeden Fall und vor allem von Alexandre Dumas mit einem gewissen Witz und Ironie begleitet, was immer wieder für gute Unterhaltung gesorgt hat. 


Insgesamt hat es mir auf jeden Fall gefallen und ich hab mir vorgenommen, auch die zwei weiteren Bände aus d´Aragnans Erinnerungen zu lesen. Vor allem der tiefere Einblick in die Figuren war schon erstaunlich, denn die Denkweise war manchmal schon etwas befremdlich und berechnend, wie man hier sieht:

"Da nun aber d´Artagnan entschlossen war, sich künftighin seiner drei Freunde 
als Werkzeuge seines Glücks zu bedienen, war es ihm nur recht, wenn er schon jetzt 
die unsichtbaren Fäden, an denen er sie zu lenken gedachte, in die Hand bekam." S. 283

Aber ich hab auch einen sehr schönen philosophischen Ansatz gefunden

"Gewöhnlich lässt man sich Ratschläge geben", pflegte er zu sagen, 
"um sie nicht zu befolgen oder, wenn man sie wirklich befolgt, 
um jemand zu haben, dem man nachher vorwerfen kann, 
dass er sie einem gegeben hat." S. 384

Und auch eine sehr bezeichnende Erklärung für die Hintergründe des Kriegs zwischen England und Frankreich

"Aus alledem ergibt sich die groteske Situation, dass der wirkliche Einsatz, 
um den es bei dieser blutigen Partie ging, die sich die beiden mächtigsten Königreiche jener Zeit 
auf Grund einer Laune zweier verliebter Männer lieferten, 
nichts weiter war als ein Augenaufschlag der Anna von Österreich." S. 444



Meine Bewertung

http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%20Sonnen



© Aleshanee


Les Mémoires de d’Artagnan

1 - Die drei Musketiere
2 - Zwanzig Jahre danach
3 - Der Vicomte von Bragelonne oder Zehn Jahre später

Band 3 war die Vorlage zahlreicher Verfilmungen zu "Der Mann in der eisernen Maske"


8 Kommentare:

  1. Hey Aleshanee :)

    "Die drei Musketiere" ist einer der wenigen Klassiker, die ich freiwillig gelesen habe. Auch wenn ich persönlich die Sprache etwas befremdlich finde, habe ich das Buch doch relativ schnell gelesen. Ich fand es spannend, die Geschichte mal zu lesen (und nicht nur die Verfilmungen zu kennen).

    Weitergelesen habe ich die Reihe dann aber nie, obwohl die beiden Fortsetzungen bei meinen Eltern stehen. Vielleicht nehme ich mir das irgendwann nochmal vor ;)

    Ich bin ja ein Fan der Serie "Die Musketiere". Die ist zwar nur sehr grob an der Handlung des Buches orientiert, hat mich aber total gefesselt und vor kurzem hab ich da auch endlich die dritte und letzte Staffel beendet.

    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Die Sprache finde ich bei so "alten" Büchern immer befremdlich ;) Klassiker lese ich ja wirklich sehr selten, aber ein paar hatten mich schon neugierig gemacht die ich gelesen hab, freiwillig ^^ Und ich hab auch noch vor einige zu lesen, mal schauen wie das hinhaut ...

      Ich hab auch vor, die Fortsetzungen zu lesen, aber da bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich mich aufraffen kann. Hier hatte ich noch den Aufhänger, zumindest einen Teil der Geschichte zu kennen, das hat mich neugierig gemacht.
      Wobei der dritte Band mich schon auch reizt, den Film "Der Mann in der eisernen Maske" mag ich ja sehr gerne! Allerdings soll der Film nur wenig Bezug zum Buch haben.

      Die Serie hatte ich auch mal angefangen, die war aber nicht so meins.

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    2. Ja, da hast du auch recht, die Sprache ist bei den meisten Klassikern etwas gewöhnungsbedürftig ;) aber irgendwie hat das manchmal auch seinen Reiz. Ich bin auch gespannt, welche ich noch lesen werde.

      "Der Mann mit der eisernen Maske" kenne ich bisher nur namentlich. Den Film habe ich noch nie gesehen^^ sollte ich mir vielleicht mal anschauen ;)

      LG Andrea

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    3. "Der Mann in der eisernen Maske" ist einer meiner Lieblingsfilme <3 Unbedingt den mit Leonardo di Caprio anschauen, der ist so toll gemacht!!! Vor allem eine Szene am Ende bringt mich jedesmal zum weinen - hab ich letztens erst wieder angeschaut: so toll!

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  2. Hallo Aleshanee,

    also ich mag ja persönlich lieber "Der Graf von Monte Christo" habe davon auch noch ne alte Ausgabe. Und lese mich ab-und zu gerne wieder rein.

    LG..Karin...

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    1. Den Grafen hab ich schon gelesen, ist aber schon längere Zeit her ;)
      Da hatte ich schon überlegt, ob ich das nicht nochmal lesen soll, aber das weiß ich noch nicht.

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  3. Hallo Aleshanee,

    diesen Klassiker möchte ich auch irgendwann mal lesen. Schön, dass du als gutes Beispiel voran gegangen bist, und deine Rezension zeigt mir, dass ich mir wirklich Zeit für diesen Klassiker nehmen muss.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Also wenn man Lust auf Mantel-und-Degen Abenteuer hat und ein bisschen Bezug zu den Musketieren, dann kann man das auf jeden Fall mal damit versuchen!
      Klar, die Sprache ist "alt" und manches wirkt etwas zäh, aber insgesamt fand ich es schon sehr amüsant beim lesen :)

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