Sonntag, 25. November 2018

Rezension: Das Geheimnis der Grays von Anne Meredith

England 1931, ein verschneites Landhaus am Weihnachtsabend, eine zerstrittene Familie, ein Mord. Wer tötete Adrian Gray? Ein psychologischer Kriminalroman in der Tradition von Agatha Christie.  

Jedes Jahr im Dezember lädt das ebenso greise wie geizige Familienoberhaupt Adrian Gray die gesamte Verwandtschaft samt Anhang in sein abgelegenes Landhaus King‘s Polar ein. Und alle kommen, weil sie auf sein Geld aus sind, obwohl fast jeder einen Grund hat, ihn zu hassen. An Heiligabend versammelt sich die Familie wie gewohnt, nur dass am nächsten Morgen Gray ermordet aufgefunden wird. Hat sich eines seiner sechs Kinder seinen Weihnachtswunsch selbst erfüllt? Dieser nostalgische und ungewöhnliche Kriminalroman erzählt die Geschichte einer dunklen Weihnachtsnacht.


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Das Geheimnis der Grays

von Anne Meredith

Im Original Portrait Of A Murderer // übersetzt von Barbara Heller
Genre Kriminalroman // Schauplatz England, 1931

Verlag Klett-Cotta // Seitenzahl 297
Hardcover 15 € // Ebook 11,99 €

1. Auflage im Original 1933 // Erstmals auf deutsch Okt 2018

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Meine Meinung
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Das ist jetzt bereits der dritte Weihnachtskrimi in Folge, den der Klett-Cotta Verlag neu auflegt. 1931 ist er erstmals erschienen und gerade das fand ich sehr faszinierend, einen direkten Einblick zu bekommen, wie die Gesellschaft und die Beziehungen zwischen den Menschen damals "funktioniert" haben - und zwar nicht rückblickend, sondern aus erster Hand.

Gegliedert ist das Buch in sieben Teile - am Anfang werden die einzelnen Personen genauer unter die Lupe genommen, das heißt, die Kinder von Adrian Gray, dem Ermordeten, denn sie sind es, die schließlich unter Verdacht stehen werden, den alten Mann umgebracht zu haben. 
Daraufhin wird der Mord geschildert, und zwar vom Mörder höchstselbst. Ein geschickter und laut Nachwort ein für die damalige Zeit ungewöhnlicher Schachzug in der Krimiliteratur, erinnerte mich ein bisschen an den schmuddeligen Inspector Columbo, in dessen Serie man auch immer den Mörder kennt und die Spannung daran lag, wie er denn aufgeklärt wird.
Schließlich kommt es zu den Ermittlungen, dem Gerichtsverfahren und ... dem möchte ich hier noch nicht vorgreifen, denn ob der wahre Mörder tatsächlich gefasst wird, müsst ihr selbst nachlesen.

Wie oben schon gesagt fand ich den Einblick in die damalige Zeit sehr interessant. Die Autorin geht mit vielen Details auf die einzelnen Kinder ein, sechs Stück an der Zahl plus drei dazugehörige Ehegatten, und da man erkennt wie sehr man damals auf die Ehre als Gentleman, den Status in der Gesellschaft und natürlich das schnöde Geld Wert gelegt hat. Das ist ein sehr ausführlicher Teil, der manchen vielleicht etwas zu ausschweifend vorkommen wird, aber dafür ein genaues Bild der betreffenden Menschen gezeigt hat. Dazu gehört auch das Anprangern anderer in der Öffentlichkeit in jeglicher Form, wohl meist um von den eigenen Unzulänglichkeiten oder zerstörten Hoffnungen abzulenken.
Auch die schlimmen Verhältnisse von verarmten Menschen werden sehr drastisch skizziert, die Kinder, die darunter sehr leiden müssen und wie sich das alles auch psychologisch auswirkt. Hier schafft sie es auch mit sehr wenigen Details einen anschaulichen Eindruck zu vermitteln. 
Die Familie der Grays ist mit vielen Problemen behaftet, wie sehr diese ein typisches Bild damaliger Familien vermitteln weiß ich natürlich nicht, aber die Ehen, die aus gesellschaftlichen Verpflichtungen heraus geschlossen wurden, scheinen meist jedenfalls kein glückliches Miteinander geschaffen zu haben. 

Ich fand es jedenfalls sehr fesselnd und war gespannt, ob und wie man dem Mörder auf die Schliche kommt. Vom Stil her ist er natürlich typisch für die Zeit und wird Agatha Christie Fans sicher gefallen!


Zitate
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Interessant fand ich dieses Zitat; das Konzentrieren auf die Arbeit als Geldquelle, ohne dass sie als Beruf-ung gesehen wird, wie es ja heutzutage leider immer noch der Fall ist

"Irgendwann gewöhnt man sich daran - fast jeder glaubt ja und tut das auch kund,
dass es wichtiger ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, als sich seiner
eigentlichen Arbeit zu widmen."

Ebenso die Gewohnheit der meisten Menschen, andere nach ihrer Gesinnung zurechtbiegen zu wollen, als sie so zu nehmen wie sie sind

"... und mir kam der Gedanke, dass auch im Zimmer Bäume waren, zerhackt und zurechtgesägt
für die Zwecke der Menschen, die alles, was sie berühren, nach ihrem Gutdünken formen,
auch ihre eigene Gattung."

Es gibt noch einige tolle Aussagen mehr, aber ich möchte hier mit dieser einen abschließen, die ich besonders wichtig finde

"Es gibt nur eine unverzeihliche Sünde, und das ist die Vergeudung.
Das Leben ist voll davon - Vergeudung von Chancen, Talent, Zeit.
Der Grund dafür ist meistens Angst."


Meine Bewertung
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http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%2F5%20Sonnen

© Aleshanee

Vielen  Dank an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.



Über die Autorin: Anne Meredith, ist das Pseudonym von Lucy Beatrice Malleson (1899 – 1973). Sie war eine hochangesehene britische Krimiautorin und Mitglied des berühmten und exklusiven Detection Club, dem unter anderem Agatha Christie und Dorothy L. Sayers angehörten.
Quelle: Klett-Cotta Verlag

Ebenfalls aus der Reihe der neuaufgelegten Krimi Klassiker

Geheimnis in weiss von J. Jefferson Farjeon

 
Geheimnis in Rot von Mavis Doriel Hay























2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Aleshanee,

    den ersten Band der Reihe kenne ich auch. Die zeitlichen Hintergründe war eigentlich genau der Grund, warum ich den Krimi gelesen habe. Als Krimifan muss ich jedoch sagen, dass Agatha Christie doch besser Plots entwickelt als J. Farjeon es in "Geheimnis in Weiß" geschafft hat. Daher habe ich auch bisher die Reihe nicht weiter verfolgt.
    Scheinbar hat dir der neue Band richtig gut gefallen. Das ist gut zu wissen, falls das Buch doch noch den Weg zu mir findet.

    Liebe Grüße und danke fürs Vorstellen,
    Barbara

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    1. Ich kenne von Agatha Christie leider nicht viel und nur die Verfilmungen -die Bücher hab ich leider nie gelesen. Wobei ich das auch schon lange nachholen wollte :)

      Aber eine "Reihe" ist das ja nicht, die Bücher sind von unterschiedlichen Autoren! Also immer offen ob es gefällt oder nicht ;) Das Geheimnis in rot fand ich von den dreien am schwächsten.

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