Ein sprachgewaltiger Roman über eine unerfüllte Liebe, einen ungeklärten Mord und eine spannende Spurensuche.
Im Herbst 1950 kommt der junge Wiener Historiker Max Schreiber in ein Tiroler Bergdorf, um einem alten Geheimnis auf den Grund zu gehen. Konfrontiert mit der archaischen Bergwelt und der misstrauischen Dorfgemeinschaft , fühlt er sich mehr und mehr isoliert. In seiner Einsamkeit verliert er sich in der Liebe zu einer jungen Frau, um die jedoch auch ein anderer wirbt. Als ein Bauer unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ein Stall lichterloh brennt und der Winter mit ungeheurer Wucht und tödlichen Lawinen über das Dorf hereinbricht, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Schreiber gerät unter Mordverdacht und verschwindet spurlos – nur seine Aufzeichnungen bleiben zurück.
Mehr als ein halbes Jahrhundert später will ein alter Mann endlich die Wahrheit wissen. Von seinen eigenen Schatten verfolgt, begibt er sich auf Spurensuche in die Vergangenheit.
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Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
von Gerhard Jäger
Genre Drama // Roman auf zwei Zeitebenen
Schauplatz Innsbruck (heute) und Tirol (1951)
Schauplatz Innsbruck (heute) und Tirol (1951)
Verlag Blessing // Seitenzahl 400
1. Auflage Sept 2016
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Meine Meinung
☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Es gibt manchmal so Bücher, die sehe ich und weiß: das muss ich lesen. Ich habe keine Ahnung woran das liegt, aber als ich zum ersten Mal das Cover gesehen und den genialen Titel gelesen habe war klar, das mich diese Geschichte gefangen nehmen wird. Und genau das ist auch passiert!
Zum einen geht es hier um John Miller. Mit seinen 80 Jahren ein älterer Herr, der zu Anfang in seiner bedächtigen Weise erstmal ein bisschen aus seinem Leben erzählt und seiner letzten Reise, einer Reise in die Vergangenheit, die endlich ein altes Familiengeheimnis aufdecken soll.
Die Art, wie Gerhard Jäger seinen Protagonisten erzählen lässt, ist absolut überwältigend! Irgendwo hab ich den Begriff "wortgewaltig" dazu gelesen und der trifft es wirklich auf den Punkt. Auf den ersten Seiten war ich mir noch nicht so sicher, wo das ganze hinführen soll, aber das legt sich schnell, denn die fesselnde Eigenheit, der Rhythmus der Worte, entwickelt einen so packenden Sog, dass ich mich kaum mehr aus der Geschichte lösen konnte.
John Miller reist also nach Innsbruck und liest dort im Landesarchiv das Manuskript seines Cousins Max Schreiber, der damals in einem verschneiten Dorf in Tirol einer Hexenverbrennung auf der Spur war, die schon zu dieser Zeit 100 Jahre zurücklag. Dieses Manuskript gibt einen Rückblick auf die Ereignisse im Winter 1951 wider und ist in vier Abschnitte aufgeteilt: Der Schnee, Das Feuer, Die Schuld und Der Tod. Nach jeder dieser Etappen, die den Hauptteil des Buches ausmachen, kehrt man zu John Miller in die Gegenwart zurück und entdeckt mit ihm immer mehr Zusammenhänge, die am Ende ein rundes Bild ergeben werden.
Diese alte Geschichte, die John ausgräbt, voller Einsamkeit, Sehnsüchten und Dramatik, wurde von Max Schreiber niedergeschrieben, damals, in dem Dorf, in dem er voller Hoffnung auf einen eigenen Roman und später auch auf Freundschaft, eine bedeutsame Zeit verbracht hat.
Augenscheinlich passiert gar nicht wirklich viel in diesen verschneiten Wochen, in denen er zuerst gut von der Dorfgemeinschaft aufgenommen wurde. Sein Interesse an dem alten Fall der "Hexe" allerdings drängt ihn ins Abseits und hüllt die Menschen in einen Mantel des Schweigens und nur die Begegnung mit einer Frau, die keiner Worte bedarf, hält ihn stoisch in dieser Einsamkeit fest.
Während den Wochen stummer Ablehnung erfährt Max immer wieder kleine Geheimnisse, die er schriftlich festhält und man spürt dabei seinen Hunger nach Anerkennung, nach Wohlwollen und Freundschaft, mit dem er jedes Schulterklopfen, jeden zustimmenden Blick oder auch nur körperliche Nähe aufsaugt wie ein ausgedörrter Schwamm.
Diese Atmosphäre der eingeschworenen Dorfgemeinschaft, der verschneiten, einsamen Kulisse und den Schicksalen der Einzelnen wird so gekonnt erzählt, dass ich jedes Wort, jeden Satz, mit großer Faszination gelesen habe. Der Autor laviert so gekonnt mit den Wörtern, verschachtelt die Sätze und fixiert die Bedeutungen, dass es wirklich ein wahrer Genuss zum Lesen ist. Schon alleine deshalb sollte man sich dieses Buch nicht entgehen lassen, weil man so eine geschickte Inszenierung der Sprache wirklich nur selten antrifft. Auf den Punkt trifft er damit die Gefühle, die Stimmungen, die Atmosphäre, die einen immer beunruhigenderen Verlauf nimmt und die Ereignisse an Dramatik zunehmen während man langsam begreift, was tatsächlich dahinter steckt.
Ich kann jedem nur raten, das Buch einmal auszuprobieren, denn mich hat diese kunstfertige Sprachgewalt fasziniert genauso wie das tragische Schicksal der Figuren, das mit solch einer Intensität und Sanftheit einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Zum einen geht es hier um John Miller. Mit seinen 80 Jahren ein älterer Herr, der zu Anfang in seiner bedächtigen Weise erstmal ein bisschen aus seinem Leben erzählt und seiner letzten Reise, einer Reise in die Vergangenheit, die endlich ein altes Familiengeheimnis aufdecken soll.
Die Art, wie Gerhard Jäger seinen Protagonisten erzählen lässt, ist absolut überwältigend! Irgendwo hab ich den Begriff "wortgewaltig" dazu gelesen und der trifft es wirklich auf den Punkt. Auf den ersten Seiten war ich mir noch nicht so sicher, wo das ganze hinführen soll, aber das legt sich schnell, denn die fesselnde Eigenheit, der Rhythmus der Worte, entwickelt einen so packenden Sog, dass ich mich kaum mehr aus der Geschichte lösen konnte.
John Miller reist also nach Innsbruck und liest dort im Landesarchiv das Manuskript seines Cousins Max Schreiber, der damals in einem verschneiten Dorf in Tirol einer Hexenverbrennung auf der Spur war, die schon zu dieser Zeit 100 Jahre zurücklag. Dieses Manuskript gibt einen Rückblick auf die Ereignisse im Winter 1951 wider und ist in vier Abschnitte aufgeteilt: Der Schnee, Das Feuer, Die Schuld und Der Tod. Nach jeder dieser Etappen, die den Hauptteil des Buches ausmachen, kehrt man zu John Miller in die Gegenwart zurück und entdeckt mit ihm immer mehr Zusammenhänge, die am Ende ein rundes Bild ergeben werden.
Diese alte Geschichte, die John ausgräbt, voller Einsamkeit, Sehnsüchten und Dramatik, wurde von Max Schreiber niedergeschrieben, damals, in dem Dorf, in dem er voller Hoffnung auf einen eigenen Roman und später auch auf Freundschaft, eine bedeutsame Zeit verbracht hat.
Augenscheinlich passiert gar nicht wirklich viel in diesen verschneiten Wochen, in denen er zuerst gut von der Dorfgemeinschaft aufgenommen wurde. Sein Interesse an dem alten Fall der "Hexe" allerdings drängt ihn ins Abseits und hüllt die Menschen in einen Mantel des Schweigens und nur die Begegnung mit einer Frau, die keiner Worte bedarf, hält ihn stoisch in dieser Einsamkeit fest.
Während den Wochen stummer Ablehnung erfährt Max immer wieder kleine Geheimnisse, die er schriftlich festhält und man spürt dabei seinen Hunger nach Anerkennung, nach Wohlwollen und Freundschaft, mit dem er jedes Schulterklopfen, jeden zustimmenden Blick oder auch nur körperliche Nähe aufsaugt wie ein ausgedörrter Schwamm.
Diese Atmosphäre der eingeschworenen Dorfgemeinschaft, der verschneiten, einsamen Kulisse und den Schicksalen der Einzelnen wird so gekonnt erzählt, dass ich jedes Wort, jeden Satz, mit großer Faszination gelesen habe. Der Autor laviert so gekonnt mit den Wörtern, verschachtelt die Sätze und fixiert die Bedeutungen, dass es wirklich ein wahrer Genuss zum Lesen ist. Schon alleine deshalb sollte man sich dieses Buch nicht entgehen lassen, weil man so eine geschickte Inszenierung der Sprache wirklich nur selten antrifft. Auf den Punkt trifft er damit die Gefühle, die Stimmungen, die Atmosphäre, die einen immer beunruhigenderen Verlauf nimmt und die Ereignisse an Dramatik zunehmen während man langsam begreift, was tatsächlich dahinter steckt.
Ich kann jedem nur raten, das Buch einmal auszuprobieren, denn mich hat diese kunstfertige Sprachgewalt fasziniert genauso wie das tragische Schicksal der Figuren, das mit solch einer Intensität und Sanftheit einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Meine Bewertung
☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
* Highlight *
© Aleshanee
Über den Autor: Gerhard Jäger, geboren 1966 in Dornbirn, arbeitete als
Behindertenbetreuer, Lehrer und Vertreter im Außendienst. Er absolvierte
eine Journalistenausbildung und arbeitete als freier Journalist und als
Redakteur. 1994 erhielt er ein Nachwuchsstipendium des
Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, 1996 den Vorarlberger
Literaturpreis für einen bisher unveröffentlichten Roman. Gerhard Jäger
verstarb am 20. November 2018.
Quelle: Blessing Verlag
Hallo,
AntwortenLöschenich verstehe, was du meinst! Mich hatte das Buch auch schon alleine durch den Titel und das Cover überzeugt... :-) Aber es klingt wirklich großartig, das muss ich lesen.
LG,
Mikka
[ Mikka liest von A bis Z ]
Ja, gell, manchmal gibts so Bücher, die sieht man oder hört den Titel und schon ist es um einen geschehen! Das passiert ab und an und da habe ich tatsächlich meistens Glück mit meinem Bauchgefühl. Vom KLappentext her wäre das hier nämlich eigentlich gar nicht so meins gewesen, aber irgendwie hat es mich magisch angezogen :)
LöschenHallo Aleshanee,
AntwortenLöschendas klingt wirklich spannend. Erinnert mich in Grundzügen an „Das Tal“ und das hat mir auch gut gefallen.
Deine Begeisterung klingt in jedem Satz Deiner Rezension mit und das finde ich großartig.
Gelungene Rezension.
LG Anja von Tii & Ana‘s kleine Bücherwelt
Ja, dieses einsame Bergdorf und die verschworene Gemeinschaft der Leute, das erinnert tatsächlich ein bisschen daran - hat aber ansonsten wirklich nichts wirklich gemein ;)
LöschenFreut mich, wenn meine Begeisterung so durchklingt, ist ja immer nicht so leicht in Worten rüberzubringen, dankeschön <3